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Sonntagvormittag verkatert im Bett

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Als der durchschnittliche österreichische Arbeitnehmer
packe ich durchschnittlich vierzig Stunden Lebenszeit
in eine durchschnittliche Arbeitswoche,
ramme mir aus Gründen der Psychohygiene
am Wochenende diverse Biere in die Marille
und dazu womöglich auch den einen oder anderen Schnaps,
rauche Selbstgedrehte und was sonst da ist
und liege dann an Sonntagvormittagen verkatert im Bett,
wobei ich eher ablehnend durch meine gemieteten Fensterscheiben
auf den Sonntag starre
und dazu monströse Werke der Weltliteratur rezipiere.

Denn das als Tipp für euch, meine intimen Freunde:
Große Werke der Literatur lassen sich am besten
auf diese Art rezipieren: verkatert an Sonntagvormittagen im Bett.
Bisschen Kaffee, schwarz, den man versucht nicht auf die Matratze zu kippen,
dazu der revoltierende Magen,
der schwimmende Schädel,
der blaustählerne Post-Ekstase-Blues,
vage Erinnerungen an die letzte Nacht und
was für einen peinlichen Arsch man aus sich gemacht hat:
Man hat so einen völlig anderen Resonanzboden
als nüchtern in der Stadtbücherei um vier Uhr Nachmittag.

Gibt wenig bessere Voraussetzungen für den "Zauberberg" oder "Tauben im Gras"
oder Hermann Lenz.
Auf die Art habe ich zum Beispiel "Who's Afraid of Virginia Woolf" entdeckt
und mir fast in die Hose gemacht dabei.
Auch große Teile des Gesamtwerks von John Steinbeck habe ich
solchermaßen rezipiert und einen sehr interessanten kleinen
Roman von Georges Perec mit dem schönen Titel: "Die Dinge".

Daher meine Empfehlung: Erst saufen, dann lesen.
Jedenfalls eine sinnvollere Sonntagsbeschäftigung
als Staubsaugen oder mit der Gattin spazieren zu gehen
und dabei die Nachbarschaftsgärten zu überwachen.

Meine jahrelangen empirischen Erhebungen zu diesem Thema haben
außerdem ergeben, dass, wenn man NICHT zuhause aufwacht,
(was ja vorkommen kann)
verkatert an einem Sonntagmorgen,
die Art und Beschaffenheit der Tapete in dem Raum,
in dem man zu sich kommt,
eine entscheidende Rolle für den weiteren Verlauf des
Tages spielt.
Es empfehlen sich warme, eher dunkel gehaltene Farben
mit beruhigender Wirkung.
Sehr schlecht sind helle und kalte Farben,
noch schlechter gar kreischend bunte Comicfiguren an den Wänden,
die einem vor den Augen zu tanzen beginnen
und am schlimmsten,
der Super-GAU quasi,
sind Verpflichtungen mit irgendwelchen Familienmitgliedern
(eigenen oder fremden)
sich zum Mittagessen einzufinden,
komme, was wolle.

Halbtot und eh nur zu einem Viertel anwesend
durch Bratensoße in Porzellanteller mit springenden Hirschen zu schauen
und dabei Auskünfte über das Privat- und Berufsleben zu erteilen,
während man den Kotzreiz unterdrückt,
ist eine Erfahrung, die wirklich nicht
zu häufig sein muss,
vertraut mir.

Ja, genau.

Abgesehen davon gehe ich wählen, lese die Zeitung,
sehe manchmal auf dem rechten Auge verschwommen,
onaniere in Badezimmern, führe Telefongespräche,
gehe in Supermärkte einkaufen,
werde immer fetter und witziger,
versuche mit schwankendem Erfolg so was wie ein
Liebesleben auf die Reihe zu bekommen
und warte auf meine nächste Gehaltsvorrückung.

Die Unschuld des Narren ist
wie elf Schwäne im Sonnenuntergang
und die Orchidee unsterblich.

Danke für die Aufmerksamkeit.























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