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Trinken, trinken, trinken

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Öffentliche Trinkwasserbrunnen sollen das Stadtbild verändern. Vorbild sind die Niederlande.

Wasser ist der neue Spinat. Wer heutzutage groß und stark werden will, muss nicht mehr zwingend Grünes essen, sondern trinken, trinken, trinken. Bis zu drei Liter am Tag, rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Blöd nur, dass durch die vielen Wasserflaschen so viel Plastikmüll entsteht. Damit mehr getrunken und weniger verschmutzt wird, braucht Deutschland öffentliche Trinkwasserbrunnen. Bundestag, Kommunen und öffentliche Wasserwerke sind sich einig: 2014 könnte das Jahr der Brunnen werden. Bereits im September 2013 gab der Bundestag eine Petition als Anregung an die Kommunen weiter, in der gefordert wird, flächendeckend Trinkwasserbrunnen aufzustellen.

„Seit ein paar Jahren trägt jeder ständig eine Wasserflasche durch die Gegend. Dieses neue Trinkverhalten muss sich im Stadtbild widerspiegeln“, sagt Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds. So ein öffentlicher Brunnen könne „ein echter Hingucker“ sein und nebenbei auch noch für „Deutschlands bestkontrolliertes Lebensmittel“ werben: das Trinkwasser. „Wir wollen, dass die Wasserversorgung in der Hand kommunaler Anbieter bleibt, da sind die Brunnen ein wichtiges Statement.“ Ob die einzelnen Städte und Gemeinden nun beim Brunnenbau mitmachen, bleibt ihnen allerdings selbst überlassen. Eine große finanzielle Herausforderung sieht Landsberg jedoch nicht: „Von zwei, drei Trinkbrunnen geht keiner pleite.“

Dass das Gratis-Trinken eher eine Willens- denn eine Geldfrage ist, zeigen die Berliner Wasserbetriebe, die 20 öffentliche Brunnen im gesamten Stadtgebiet unterhalten. Die meisten sind blaue Gusseisen-Säulen aus den Achtzigern, in den vergangenen vier Jahren sind ästhetisch neutralere Aluminium-Brunnen hinzugekommen, aus denen von April bis Oktober ununterbrochen Wasser sprudelt: zwei Kubikmeter am Tag.

Die Kosten für Brunnen und Wasser tragen die Wasserbetriebe: „Wir müssen ohnehin regelmäßig die Leitungen spülen, da nehmen uns die Brunnen Arbeit ab, weil so das Wasser permanent läuft.“ Die Kosten für Wartung und Installation des Brunnens hingegen werden teils vom Bezirk, teils von privaten Initiativen übernommen. So hat sich in Neukölln der Verein „A Tip: Tap“ mit Einzelhändlern aus der Hobrechtstraße zusammengetan, um dort gemeinsam die jährlichen Wartungskosten von 3000Euro für einen Brunnen zu stemmen.

Als Vorbild für die Trinkbrunnen hat sich der Bundestag die Niederlande erkoren. Dort wurden seit 2012 auf Kosten der Gemeinden Hunderte Trinkbrunnen aufgestellt, die aussehen wie riesige Wasserhähne. Das Ziel ist: das Übergewicht in der Bevölkerung zu reduzieren und somit die Krankenkassen zu entlasten. Denn Limonade macht dicker als Wasser.

Theoretisch könnte das große öffentliche Trinken schon jetzt beginnen. Allein in München gibt es 77 historische Springbrunnen, aus denen seit Jahren Trinkwasser fließt. Robuste Menschen könnten behaupten, das mache die neuen Alu-Trinksäulen überflüssig. Viele jedoch haben vermutlich wenig Lust, das Wasser erst dann zu trinken, wenn es bereits über einige barocke Statuen und mehrere Generationen Moos geperlt ist.

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