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Eins zu null für die Bahn

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Wer übers Wochenende von Stuttgart nach Paris reisen will oder von Frankfurt nach Amsterdam, wählt im Zweifel das Flugzeug. Weil es am schnellsten geht –und Fliegen so schön billig ist. Meinen viele. Doch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat das genauer untersucht und kommt zu dem Ergebnis: Alles falsch. Selbst bei grenzüberschreitenden Flügen sei die Bahn meist billiger als das Flugzeug – und das häufig bei annähernd gleicher Reisezeit. „Uns hat das Ergebnis selbst überrascht“, sagte VCD-Bundeschef Michael Ziesak bei der Präsentation der Studie.



Die Bahn hat laut den Ergebnissen des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) im Vergleich zu Flügen die Nase vorn.

374 internationale Verbindungen hatte sich der Zürcher Mobilitätsforscher Thomas Sauter-Servaes im Auftrag des VCD angesehen. Dabei berücksichtigte er nur solche Strecken, bei denen die Gesamtreisezeit per Bahn nicht allzu viel länger als die per Flugzeug dauert – jedenfalls dann nicht, wenn man zu den reinen Flugzeiten noch zwei Stunden hinzuaddierte. Sauter-Servaes hält das für gerechtfertigt, da Flughäfen normalerweise außerhalb von Städten liegen – anders als viele Bahnhöfe. Man benötige also längere Anfahrtzeiten, außerdem gebe es Wartezeiten beim Check-In, bei der Sicherheitskontrolle sowie beim Einsteigen ins Flugzeug.

Mit diesem Zeitpuffer versehen, ermittelte der Mobilitätsforscher insgesamt elf grenzüberschreitende Verbindungen, auf denen Bahn und Flugzeug konkurrieren. Darunter etwa die Verbindung Frankfurt – Basel, für die die Bahn knapp drei Stunden benötigt. Das Flugzeug braucht zwar nur 45 Minuten, rechnet man aber die von Sauter-Servaes kalkulierten zwei Stunden für das Drumherum hinzu, kommt man auf eine vergleichbare Reisezeit. Weitere getestete Verbindungen sind etwa Frankfurt – Amsterdam, Stuttgart – Paris oder auch Hamburg – Kopenhagen.

Drei Reisearten wurden untersucht: die eintägige Geschäftsreise (morgens hin, abends zurück), der Wochenendtrip für zwei Personen sowie die zweiwöchige Urlaubsreise für eine Familie mit zwei Kindern. Zudem wählte der Forscher vier Buchungszeiten aus: einen Tag vor der Reise, eine Woche, vier Wochen und zwölf Wochen vorher. Die Preise für die Flugtickets entnahm er dem Internetportal billigflieger.de, die Bahnticket-Preise überwiegend der Seite bahn.de. Das Ergebnis: In 93 Prozent der Fälle war Bahnfahren günstiger als Fliegen. Im Schnitt war der Flugpreis sogar doppelt so teuer wie das Bahnticket. Und das, obwohl Bahncard-Rabatte außen vor blieben. Wären die auch noch berücksichtigt worden, wäre der Vorteil der Bahn noch größer gewesen, stellte VCD-Verkehrsreferentin Heidi Tischmann fest.

Ein weiteres Ergebnis: Je kurzfristiger gebucht wird, desto mehr sparen Bahnfahrer im Vergleich zu Flugreisenden. Eine vierköpfige Familie etwa, die spontan Urlaub in Wien machen will und einen Tag vorher bucht, zahlt bei der Bahn im Schnitt 644 Euro weniger als beim Flieger. Selbst wenn sie drei Monate vorher gebucht hätte, hätte sie noch 321 Euro gespart. Bei der eintägigen Geschäftsreise war Bahnfahren sogar durchweg billiger als Fliegen. Nur bei Wochenendtrips hielten Flüge mit Bahnfahren auf einzelnen Verbindungen preislich mit, etwa auf der Strecke Frankfurt – Paris. Für Tischmann steht fest: Nicht nur aus Klimaschutzgründen ist die Reise mit der Bahn dem Flugzeug vorzuziehen. Zumal man bei der Bahn auch noch Bewegungsfreiheit genieße und telefonieren oder im Internet surfen könne.

Einen Haken hatte der Test allerdings: Zumindest bei den eintägigen Geschäftsreisen ist es doch fraglich, ob man zu den Flugzeiten wirklich zwei Stunden dazu rechnen darf. Geschäftsreisende haben meist kein Gepäck aufzugeben und bereits vom Büro aus online eingecheckt. Sobald aber Fliegen eine deutliche Zeitersparnis bedeutet, ist der Preis für Geschäftsreisende zweitrangig. Hätte man das berücksichtigt, wäre das Testergebnis wohl immer noch zugunsten der Bahn ausgefallen – allerdings vielleicht nicht ganz so klar, wie der ökologisch orientierte VCD sich das offenbar gewünscht hat.

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