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"Lehrer sind doch auch nur Menschen"

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Sechs Jugendliche, sechs Bildungskarrieren, sechs Erfahrungsschätze - beim SZ-Schülergipfel wird offen gesprochen: Wie soll er denn sein, der ideale Pädagoge? Was macht guten Unterricht aus? Und ist unser System eigentlich gerecht?

Es diskutieren:

Georg Veile, 20 Jahre, holt nach der Realschule und einer Lehre zum Bankkaufmann am Technischen Gymnasium in Aalen (Baden-Württemberg) gerade das Abitur nach. Georg würde als Rektor an seiner Schule als erste Maßnahme Hitzefrei einführen - denn das gibt es an beruflichen Gymnasien nicht.

Kassem Taher Saleh, 20 Jahre, er wurde im Irak geboren, kam 2003 nach Deutschland. Der Abiturient aus Plauen (Sachsen) hat sich im Schulsystem hochgeboxt, zum Wintersemester beginnt er in Dresden ein Studium: Bauingenieurswesen. Dabei wird ihm auch sein Lieblingsfach Physik wieder begegnen.

Arberie Hakaj, 17 Jahre, Gymnasiastin aus München. Mit ihrer Schulfußballmannschaft ist sie Münchner Vize-Meister geworden. Der Lieblingsspruch ihres Sportlehrers, den die Schülerin gerne zitiert: 'Losers always find a way to excuse. And winners always one to win.'

Ena Bahtiri, 17 Jahre, ist in Deutschland geboren, aber überwiegend in den USA aufgewachsen. Vor drei Jahren kam sie mit ihrer Familie zurück, hat dann an einer Mittelschule (früher Hauptschule) im bayerischen Markt Indersdorf die mittlere Reife gemacht. Ihr nächstes Ziel: die Fachhochschulreife.

Clara König, 17 Jahre, angehende Abiturientin aus Starnberg, ist auch als Landesschülersprecherin für Bayern tätig. Wenn sie noch einmal die Wahl hätte, sagt sie, würde sie das Abitur aber wohl lieber auf dem zweiten Bildungsweg machen - 'weil man da mehr zu schätzen weiß, was man lernt'.

Roman Zhdanov, 15 Jahre, kommt aktuell in die zehnte Klasse des Gymnasiums Engen in Baden-Württemberg, wo er schon zwei Jahre stellvertretender Chefredakteur der dortigen Schülerzeitung war. Will später aber nicht Journalist werden - sondern lieber Gerichtsmediziner.

'Auf die Lehrer kommt es an' - so heißt es zumindest stets bei jeder Diskussion über die Schulen. Was macht eurer Ansicht nach einen guten Lehrer aus?

Clara: Ein guter Lehrer muss sich nicht nur für sein Fach interessieren, sondern auch Freude haben, es zu präsentieren. Und er muss sich im Stoff so gut auskennen, dass er die Aspekte herausgreifen kann, die bei uns Schülern Begeisterung wecken. Es reicht nicht, nur den Lehrplan abzuarbeiten. Für mich muss ein guter Lehrer außerdem etwas von sich preisgeben, ich muss wissen: Was ist das für eine Person? Nur dann bin ich als Schüler auch bereit, mich voll auf sie oder ihn einzulassen.

Ena: Ich finde das Klassenlehrer-Prinzip hier in Deutschland toll - das gibt es in den USA nicht, wo ich viele Jahre zur Schule gegangen bin. Man lernt seine Lehrerin, seinen Lehrer kennen, baut Vertrauen auf. Ich hatte viele Momente, in denen ich an der deutschen Sprache fast verzweifelt wäre und dachte: Ich schaff das nie. Meine Klassenlehrerin, die ich auch in Deutsch hatte, hat mich motiviert, war für mich da.

Georg: Das Wichtigste ist, dass die Person qualifiziert ist. Jemand, der sich in seinem Fach nicht auskennt, kann keinen guten Unterricht halten. Wenn ich merke, dass mein Nebensitzer von Betriebswirtschaft mehr weiß als mein Lehrer, weil er schon eine Ausbildung gemacht hat, dann ist es vorbei mit der Aufnahmebereitschaft. Und auch mit dem Respekt irgendwie.

Kassem: Ich sehe das genauso: Ein guter Lehrer ist vor allem fachlich kompetent. Er kann die Fragen von Schülern beantworten, auch über den Stoff hinaus.

Clara: Ich finde nicht, dass sie alles wissen müssen. Ich habe eine Lehrerin, die auch mal sagt: 'Da bin ich überfragt, sorry, das muss ich nachgucken.' Ehrlichkeit ist für mich mehr wert, als wenn sie auf jede Frage sofort irgendeine Antwort hätte.

Ena: Man muss nicht alles wissen. Man muss nur wissen, wo es steht, heißt es ja.

Clara: Ein schlechter Lehrer denkt: 'Ich hatte letztes Jahr eine Neunte, ich hab" dieses Jahr eine Neunte - ist ja super, dann kann ich einfach mein altbewährtes Programm durchziehen.' Ein guter Lehrer fragt sich: Wie ticken meine Schüler? Wie schnell sind die? Er versucht, das Beste aus ihnen herauszuholen. Jede Stunde neu.



Was macht einen guten Lehrer aus? Über diese und andere Fragen rund um ihre Pädagogen diskutierten Schüler beim SZ-Schülergipfel.

Muss ein guter Lehrer streng sein?

Arberie: Nein. Wir haben eine junge Lehrerin, die sehr locker ist, manchmal vielleicht zu locker. Wenn wir es darauf anlegen würden, hätte sie wahrscheinlich schon Probleme gekriegt. Das machen wir aber nicht, weil ihr Unterricht wirklich toll ist.

Georg: Das richtige Maß ist wichtig. Lässt der Lehrer die Zügel zu sehr schleifen, verlieren die Schüler den Respekt. Ist er zu streng, dann entsteht Antipathie. Und wenn ich jemanden nicht mag, kann ich ihm nicht zuhören.

Clara: Ich glaube, streng ist eh das falsche Wort. Ein guter Lehrer muss eine natürlich Autorität besitzen. Wenn jemand dagegen Autorität nur spielt, weil er anders nicht weiterkommt, dann werden ihn die Schüler weniger respektieren.

Kassem: Natürliche Autorität kann einem kein Professor an der Uni beibringen. Die hat man als Lehrer. Oder eben nicht.

Ist diese 'natürliche Autorität' auch eine Frage des Alters? So dass man jüngeren Lehrern eher mal auf der Nase herumtanzen kann?

Clara: Alter und Berufserfahrung verstärken die natürliche Autorität. Bei jüngeren Lehrern denkt man sich als Schüler eher: 'Mal schauen, wie weit wir bei dem gehen können...' Wobei es auch Referendare gibt, die eine natürliche Autorität haben.

Arberie: Ich hatte in der fünften und sechsten Klasse einen älteren Lehrer, der sehr streng war. Wenn er ins Klassenzimmer kam, war die Stimmung sofort anders. Wir hatten nicht direkt Angst vor ihm, aber es war klar: Gesprochen wird nur nach Aufforderung. Bei ihm waren wir die ganze Stunde aufmerksam und konzentriert. Man konnte ihm nicht nicht zuhören.

Also ist es auch nötig, dass ein guter Lehrer eine durchdachte Darbietung abliefert, ein guter Entertainer ist?

Georg: Er muss zumindest Entertainer-Qualitäten besitzen. Am schlimmsten ist es, wenn ein Lehrer mit monotoner Stimme immer in Richtung Tafel spricht. Da kann man nicht zuhören, egal wie interessant das Gesagte vielleicht sein mag. Wenn ein Lehrer dagegen eine Show aus dem Unterrichtsstoff macht, ist man dabei.

Clara: Lehrer ist auch eine Rolle. Wenn sich ein Lehrer vor sie Klasse stellt, gilt das Gleiche wie bei einem Schauspieler: Er muss präsent sein. Wenn sich einer hinterm Pult vergräbt, sodass ihn überhaupt nur die ersten beiden Reihen sehen - wen wundert"s da, wenn die Schüler in den hinteren Reihen sich Zettelchen schreiben, Musik hören oder sogar schlafen?

Kassem: Ein guter Entertainer schafft es, einen Bezug zu seinem Publikum herzustellen. Den meisten meiner Lehrer gelingt das nicht, weil sie zu alt sind, weil sie zu weit weg sind von der Lebenswelt ihrer Schüler. Ich glaube, vielen ist gar nicht bewusst, wie sie auf die Klasse wirken.

Arberie: Mir ist Authentizität wichtiger. Ich will nicht, dass mir mein Lehrer was vorspielt, das er gar nicht ist.

Roman: Wir Schüler merken es sofort, wenn sich einer nur anbiedern will. Ganz schlimm sind Lehrer, die cool sein wollen, indem sie Jugendsprache-Wörter verwenden. Oder sogar noch falsche.

Georg: Wenn mein Lehrer plötzlich anfangen würde, 'yolo' (Akronym für: 'You only live once', Anm. d. Red.) und 'swag' (Jugendsprache für: Lässigkeit, Anm. d. Red.) zu sagen, würde ich ihn auslachen.

Arberie: Das wäre aber mal eine echte Botschaft: 'Yolo - also macht eure Hausaufgaben nicht!'

Über Kleidung von Lehrern wird gerne hergezogen, bei hässlichen alten Strickpullis etwa. Beeinflusst das Aussehen eines Lehrers, wie ihr über ihn denkt?

Arberie: Man macht schon mal Witze über Lehrer, die komisch angezogen sind. Aber wir beurteilen sie nicht danach. Wir haben zum Beispiel eine Deutschlehrerin, die in der Hippie-Zeit hängengeblieben ist. Aber ihr Rock-über-Hose-Look zeigt ihre Persönlichkeit und das macht sie für mich dann wiederum sympathisch.

Clara: Aber das gilt nicht für alle Klassenstufen. Wir sind jetzt in einem Alter, in dem wir gecheckt haben: Lehrer sind doch auch nur Menschen. Wir haben ein anderes Verständnis für sie als Mittelstufenschüler. In dem Alter hängt man sich noch viel mehr an Äußerlichkeiten auf und macht Leute deswegen fertig. Haben wir ja auch, wir haben versucht, unseren Lehrern das Leben zur Hölle zu machen: Reißnägel auf dem Lehrerstuhl, aus dem Klassenzimmerfenster springen, so Sachen.

Kassem: Man sucht in dieser Zeit gezielt nach Schwächen von Lehrern. Unsere damalige Geschichtslehrerin war moppelig und hatte eine Hautkrankheit. Wenn sie zu einem Jungen an den Tisch kam, ist der demonstrativ mit seinem Stuhl weggerutscht. Die ist jede zweite Stunde heulend aus dem Klassenzimmer gerannt.

Georg: Von der siebten bis zur neunten Klasse sind Kinder einfach Teufel. In der Oberstufe will man seinen Abschluss und stellt sich deshalb mit den Lehrern gut.

Stimmt das Klischee vom faulen Lehrer: freie Nachmittage, ständig Ferien?

Roman: Ich hatte einen Deutschlehrer, der uns Arbeitsaufträge gegeben hat und dann einfach für den Rest der Stunde verschwunden ist. Dem hat man angemerkt, dass er überhaupt keine Lust zum Unterrichten hatte. Einmal ist er sogar bei einer Klausur vorne an seinem Pult eingeschlafen. War zum Glück aber nur eine Vertretung.

Ena: Ich habe neulich einem Freund erzählt, dass ich Lehrerin werden will. Darauf meinte der: 'Das sind doch alles faule Säcke!' Ich finde dieses Pauschalurteil unfair. In jedem Beruf gibt es doch Leute, die nur das Nötigste machen - aber ich habe meine Lehrer immer als engagiert erlebt.

Georg: Die Negativbeispiele fallen halt mehr auf. Wenn ein Lehrer einschläft, verbreitet sich das, man es erzählt es Freunden und zu Hause den Eltern. Dabei gibt es auch Lehrer, für die ihr Beruf Berufung ist. Die suchen noch in ihrer Freizeit im Netz nach Themen, die uns interessieren könnten.

Clara: Aber darf das der Anspruch sein? Klar ist es toll, wenn jemand für seinen Beruf brennt. Aber ich würde nicht von meinem Lehrer verlangen wollen, dass er bis spätnachts was für die Schule vorbereitet.

Georg: Das stimmt schon. Andererseits darf man nicht vergessen: Lehrer haben drei Monate Ferien im Jahr.

Kassem: Wir sehen aber nur die Zeit, die unsere Lehrer an der Schule verbringen.

Georg: Aber ein Lehrer kann seine Zeit viel freier einteilen als andere. Während meiner Banklehre war mein Tagesablauf durchgetaktet: Um sechs Uhr bin ich aufgestanden, um 8.30 Uhr hat die Bank aufgemacht, am Spätnachmittag war Schalterschluss, aber danach kamen noch Kunden. Ein Lehrer hat auch freie Nachmittage und er kann länger Pause machen, bevor er zum Beispiel korrigiert.

Mit einem guten Lehrer alleine ist ja noch nicht viel gewonnen. Was macht für euch guten Unterricht aus?

Kassem: Er muss strukturiert sein, aber auch abwechslungsreich. Was spricht dagegen, mal eine Stunde im Foyer oder draußen in der Sonne zu halten?

Clara: Ja, Abwechslung ist wichtig! Ich finde es gut, wenn ein Lehrer mal frei spricht, mal was auf die Tafel schreibt, mal Whiteboard oder Computer einbindet. Nur Frontalunterricht ist genauso langweilig wie nur Gruppenarbeit. Mir muss außerdem immer klar sein, warum ich etwas lerne. Gerade in einem Fach wie Mathe will ich, dass mir der Lehrer erklärt, warum es wichtig ist, dass ich dieses oder jenes mathematische Verfahren beherrsche.

Kassem: Genau. Guter Unterricht stellt den Bezug zur Praxis her.

Georg: Meiner Erfahrung nach klappt das am besten über Projektarbeit. Wenn wir in Informatik ein eigenes Programm schreiben sollen, packt auch die der Ehrgeiz, die eigentlich schlecht sind im Programmieren.

Arberie: Guter Unterricht hängt nicht nur vom Lehrer ab, sondern auch von den Schülern. Sie müssen motiviert sein und dem Lehrer eine Chance geben.

Georg: Gerade jüngere Lehrer bemühen sich, den Lehrplan aktuellen Ereignissen anzupassen. In Englisch haben wir viel über die NSA-Affäre diskutiert. Ich finde das richtig super. Aber ein Schüler, der sich überhaupt nicht dafür interessiert, hat auch keinen Bock, darüber auf Englisch zu reden.

Frontalunterricht ist von gestern, Gruppenarbeit gehört die Zukunft, sagen viele Bildungsreformer. Was meint ihr?

Ena: Frontalunterricht geht für mich gar nicht! In der siebten und achten Klasse hatten wir einen Lehrer, der stundenlang Monologe gehalten hat. Wir haben mitgeschrieben, auswendig gelernt, Klausur geschrieben. Und alles wieder vergessen.

Arberie: Bei Gruppenarbeit bin ich konzentrierter. Ich kann nicht nebenher auf meinem Handy rumspielen oder so. Und kann mich später besser daran erinnern.

Clara: Ich finde es falsch von der Bildungspolitik, es heißt: 'Der Lehrer muss mehr Gruppenarbeit machen.' Den Lehrer gibt es ja nicht. Es ist auch nicht jede Klasse gleich gut für Gruppenarbeit geeignet. Dazu kommt das Fach: In Mathe hatte ich Gruppenarbeiten, die waren schrecklich. In komplexen Fächern ist es schon besser, wenn der Lehrer den Stoff erklärt, Frontalunterricht. Alles andere verwirrt nur.

Das deutsche Bildungssystem gilt als eines der ungerechtesten in Europa. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Ena: Ich bin sehr ehrgeizig, hatte in den USA fast nur Einser. Als wir nach Deutschland gezogen sind, war ich mit meinen Eltern in einer Beratungsstelle, um herauszufinden, welche Schule die beste für mich ist. Dort hat die Beraterin gesagt: 'Unwahrscheinlich, dass sie so gut Deutsch lernt, dass es fürs Gymnasium reicht. Sie soll auf die Mittelschule.' Das hat mich in dem Moment so sauer gemacht. Ich war verletzt, dass man mir nicht mal die Chance geben wollte, es am Gymnasium zu versuchen. Das hat mich umso mehr angespornt, perfekt Deutsch zu lernen.

Kassem: Ich bin 2003 mit meiner Familie aus dem Irak gekommen. Ich wurde hier in die vierte Klasse eingeschult und habe dann eine Empfehlung für die Hauptschule bekommen. Obwohl meine Deutschkenntnisse und Schulnoten schon in der Sechsten so gut waren, dass ich aufs Gymnasium hätte wechseln können, wollten meine Lehrer das nicht. Sie haben sich dagegen gesperrt und meinen Eltern eingeredet, das wäre nicht gut für mich. Meine Eltern kannten sich damals noch nicht so gut mit dem deutschen Schulsystem aus und haben den Lehrern vertraut.

Clara: Wenn ich mich heute noch mal entscheiden könnte, würde ich mein Abitur nicht auf dem Gymnasium machen. Leute mit Abitur auf dem zweiten Bildungsweg wissen das viel mehr zu schätzen, was sie lernen. Weil sie dafür kämpfen müssen. Auf dem Gymnasium schwimmt man im Schwarm mit, und wenn man sich nicht ganz dumm anstellt, erreicht man das Ziel. Aber man denkt nicht darüber nach, warum man das Ganze macht.

Georg: Das System gibt Empfehlungen raus, die fatal sein können. Ich habe in der vierten Klasse eine Hauptschulempfehlung bekommen. Obwohl ich den Notenschnitt fürs Gymnasium gehabt hätte, waren die Lehrer der Meinung, ich hätte eine Sprachbehinderung und würde das Gymnasium nie packen. Ich hab mich gewehrt und bin auf die Realschule gegangen. Dort hatte ich einen Lehrer, der mich extrem gefördert hat - und zwei Jahre später habe ich bei 'Jugend forscht' gewonnen.

Roman: Bei den Empfehlungen darf man die Rolle der Eltern nicht unter den Tisch fallen lassen. Die sind es doch, die ihre Kinder unbedingt aufs Gymnasium schicken wollen, oft ohne zu fragen, was die überhaupt wollen. Ich habe das Gefühl, das Abitur ist heute der einzige Abschluss, der gesellschaftlich was zählt.

Kassem: Das System ist wie der amerikanische Traum: Wer fleißig ist und den unbedingten Willen hat, kann es auf die besten Schulen schaffen. Aber ist das gerecht?

Clara: Ich finde schon. Wie du sagst: Jeder kann es schaffen, wenn er will. Manche wollen vielleicht erst später - auch dafür gibt es ja Möglichkeiten. Alle haben die Chance. Du bist das beste Beispiel, Kassem.

Kassem: Ich habe aber auch Eltern, denen meine Zukunft immer wichtig war. Es gibt Jugendliche, die sind nicht dumm, aber ihre Vorbilder sind Eltern, die den ganzen Tag zu Hause auf dem Sofa sitzen und die Zeit totschlagen. Wie sollen die den Antrieb entwickeln, aufs Gymnasium zu wollen? Und wir hatten damals auch Hilfe: einen Nachbarn, der hat Sozialpädagogik studiert und uns unterstützt. Auch mit seiner Hilfe bin ich in der Zehnten aufs Gymnasium gewechselt. Ich wüsste nicht, wo ich ohne ihn heute stünde.

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