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Tödliche Musik

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Musiker sein, das klingt nach einem Traumberuf. Kreativ sein, sich ausdrücken, auf Bühnen stehen, jubelnde Menschen. Dianna Kenny, eine australische Forscherin der University of Sydney, hat sich mit den dunklen Seiten dieses Berufs befasst. Mit Schicksalen wie dem von Amy Winehouse oder Kurt Cobain. Vor allem blickte sie weit über diese berühmten Fälle hinaus.



Amy Winehouse starb im Alter von 27 Jahren.

Kenny sammelte Daten von mehr als 12.500 Popmusikern aller Genres, die zwischen 1950 und 2014 gestorben sind, und untersuchte, woran sie gestorben sind und in welchem Alter. Die Ergebnisse verglich sie mit den Daten der gesamten US-Bevölkerung. Außerdem interessierte sie, ob das Musikgenre eine Rolle spielt und zum Beispiel Rapper gefährlicher leben als R&B-Künstler.

Ihre Ergebnisse:
  • Musiker sterben früher als der Rest der Bevölkerung, nämlich zwischen 45 und 65. Der Durchschnitt der restlichen Bevölkerung stirbt in einem Alter von 65 bis 80 Jahren.


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  • Musiker sterben häufiger eines unnatürlichen Todes. Dianna Kenny wertete aus, wie häufig Musiker Unfällen zum Opfer fielen, wie oft sie Selbstmord begingen oder ermordet wurden. In allen drei Kategorien lagen die Musiker-Kurven deutlich über denen des Bevölkerungsdurchschnitts, die Selbstmordrate war zeitweise sieben mal so hoch.


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  • Das Musikgenre könnte Einfluss auf die Todesursache von Musikern haben. 36 Prozent aller Metaller zum Beispiel starben in Folge von Unfällen (darunter fällt in Kennys Studie auch eine unfreiwillige Überdosis Drogen). Das ist deutlich mehr als in anderen Genres. Metaller begingen auch am häufigsten Selbstmord, fast 20 Prozent kamen so ums Leben. Der Durchschnitt über alle Genres hinweg liegt bei sieben Prozent. Die niedrigste Selbstmordrate fand die Forscherin bei den Gospel-Musikern. Besonders ins Auge springt die Mordrate: Sie liegt im Durschnitt aller Genres bei sechs Prozent. In den Bereichen Rap und HipHop (wie da genau der Unterschied definiert ist, ist eine andere Frage) war Mord in 50 Prozent der Fälle die Todesursache. In Zukunft also noch mal überlegen, bevor man sagt, diese Gangster-Rapper tun alle nur so, als ob.


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Man muss bei all diesen Zahlen natürlich sagen: Hundertprozentig aussagekräftig sind sie nicht. Das gibt die Forscherin auch selbst zu. Es ist logisch, dass Vertreter jüngerer Genres seltener eines natürlichen Todes oder an Krebs starben als Musiker aus Genres, die schon lange existieren. Es gibt viel mehr alte Jazz- und Blues-Musiker als Rapper, Letztere hatten sozusagen noch gar nicht die Chance, erst mit 80 Jahren zu sterben.

Interessant ist die Studie aber trotzdem. Denn eine Tendenz zeigen die Zahlen allemal und wenn man sie so geballt sieht, man denkt plötzlich ein bisschen anders über das Musikgeschäft. Man denk mehr an den Kater, den der Musiker im Tourbus am nächsten Morgen hat, als an die Show am Abend zuvor. Man denkt daran, dass Ruhm auch eine Last sein kann. Udn man fragt sich, warum musikalische Kreativität, Rausch, Hemmungs- und Grenzenlosigkeit in der Popkultur eigentlich so eng miteinander verknüpft sind.

Die ganze Musik-Welt wirkt plötzlich weniger erstrebenswert. Weil der Mythos von Sex, Drugs and Rock’n’Roll plötzlich einen ganz anderen Geschmack bekommt.

christian-helten


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