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Gleich gemacht

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Dass Menschen mit Bärten, Cardigan und Jutebeuteln irgendwie überall gleich aussehen, lässt sich bei einem laktosefreien Matcha-Latte in jedem Grosßtadtcafé Europas feststellen. Dass der Wunsch nach Individualität oft darin endet, dass man aussieht, wie der Rest, zeigt die Bilderserie "Exactitudes", die seit den Neunzigern Subkulturen verschiedener Städte erfasst: "Die Casual Queers", Männer mit Polohemd und vertrauensvollem Blick, so genannte "Mwah!", langhaarige Lolitas in Jeans-Shorts, "Farmcores", junge Menschen im lässigen Landgraf-Look. Oder eben: "Americanos", Männer mit Bart und Cardigan, die ihren Kaffee gerne mit Blattoptik trinken.

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Dass sich Figuren wie die "Farmcores" heute zwischen San Francisco und Berlin überall ihre Barbour-Jacken einkaufen, verdankt die Welt laut Fotografen Ari Versluis und Profiler Ellie Uyttenbroek zusehends dem Internet. Es erschwert dem Exactitudes-Duo die Arbeit - denn Subkulturen verlieren dadurch ihre lokale Zugehörigkeit, sagten sie im Interview mit der US-Website The Cut:
"In Europe, you can go to Copenhagen or Rome or Berlin or Madrid, and young people all look the same nowadays. There’s hardly any real subculture. Everything is driven by the internet. We’ve started concentrating more on old people for our series, because it’s very difficult to get a grip on the younger situation."

Will heißen: Subkulturen werden vom lokalen Phänomen zum globalen Trend. Ist das aber so schlimm? Im digitalen Kaufhaus kann man also jetzt aus einer größeren Bandbreite von Exclusivmodellen wählen, zu denen man sich Zugehörig fühlt. Für das Grundprinzip, dass hinter der Subkultur-Abgrenzung steckt, ist das Internet aber lediglich Katalysator: Individuell ist man am besten gemeinsam. Dass das auf einen Großstadtpunk in den Neunzigern genau so zutrifft, wie auf einen Großstadthipster nach der Jahrtausendwende, ist doch eigentlich beruhigend. Denn es zeigt: Jeder findet eine Ecke. Und das läd dazu ein, den eigenen Coolnessfaktor mit etwas Selbstironie zu betrachten. Also mal kurz in den Bart lachen, bevor man die Beanie aufsetzt und mit dem Fixie Richtung Coffeshop davonbraust. Vielleicht machen das die anderen dann auch.

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