Eigentlich mögen wir es, wenn was glitzert. Glitzer ist irgendwie süß – wir verspüren eine kindische Freude, wenn etwas funkelt und glänzt. Glitzer steht für Prinzessinsein, 70er-Jahre Disco-Outfits, Übermut. Das bisschen zu viel, das ab und zu mal sein muss.
Das Schlechte an Glitzerstaub: Das Zeug verteilt sich und klebt, besonders fies auf der Haut, aber auch auf Teppichen, in Sofaritzen, Tastaturen – einfach überall.
Genau diese Eigenschaft von Glitzer hat einen Australier diese Woche berühmt gemacht: Der 22-jährige Mathew Carpenter aus Sydney bietet auf http://www.shipyourenemiesglitter.com/ für 10 Australische Dollar mit Glitzer befüllte Briefumschläge an, die anonym an den Empfänger gesendet werden und ihm jede Menge Ärger bereiten sollen. In den FAQ erklärt er warum: Glitzer ist wie Herpes: "The craft herpes will be released & will go everywhere."
Und er illustriert auch gleich, wie man sich das Ergebnis vorstellen kann:
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In einem Interview mit dem Guardian erzählte Carpenter, er sei auf die Idee gekommen, nachdem er selbst mit Glitzer gefüllte Weihnachts- und Geburtsttagspost bekommen habe: “I hated it, and wanted the rest of the world to feel my pain.”
Auf so eine Möglichkeit haben viele offenbar schon lange gewartet. Nach verschiedenen Medienberichten, unter anderem vom Slate-Magazin, dem Business Insider und der Washington Post, wurde der Online-Shop auch auf Facebook und Twitter begeistert geteilt. „Das Beste, was je im Internet passiert ist“ und „Der Mann ist ein Genie“, lauteten die Kommentare.
Bis vor 30 Sekunden habe ich noch an das Gute im Menschen geglaubt. Dann habe ich diese Website entdeckt: http://t.co/uEmGLtwkV2
— Roger Hausmann (@roger_hausmann) 13. Januar 2015
http://t.co/0b7oma6F2U wird jetzt meine Antwort auf alles sein.
— Alena Dausacker (@geistesgift) 14. Januar 2015
Innovation isn't about giving people what they need, it's about giving them what they didn't know they needed: http://t.co/FiEwIEymTu
— Grant O'Rourke (@GrantORourke) 13. Januar 2015
Shipyourenemiesglitter.com war daraufhin überlastet, neue Bestellungen wurden nicht mehr angenommen. Der Kommentar auf der Seite: „You guys have a sick fascination with shipping people glitter. We've received all orders & working through them. There was a tonne so be patient.“ Auf der Seite producthunt.com hat Carpenter sogar darum gebeten, keine Bestellungen mehr abzugeben.
Aber warum sind die Menschen überhaupt so begeistert von diesem eigentlich simplen Konzept? Haben wir tatsächlich so viele Feinde, die wir leidenschaftlich hassen?
Die Idee, ungeliebten Menschen unangenehme Dinge zu schicken, ist tatsächlich nicht neu. Ende letzten Jahres eröffnete die Seite www.shitexpress.com, die den Versand von Tierexkrementen gegen die anonyme Bezahlung in virtueller Währung anbietet. Diese wirklich ekelhafte Hardcore-Version erlangte aber lange nicht so viel Beliebtheit wie die Glitzer-Variante.
Einer der Gründe, warum shipyourenemiesglitter.com einen solchen Hype auslöst, ist sicherlich der trockene Humor, mit dem Carpenter seine Idee auf der Webseite verkauft. Vor allem in den FAQ:
Ein anderer Grund liegt wahrscheinlich in unserer Faszination fürs Funkelnde. Glitzerstaub mag eine Riesensauerei veranstalten und unheimlich nerven. Letzten Endes ist so eine Aktion aber doch eher ein harmloser Streich, der nicht wirklich weh tut – denn eigentlich mögen wir es ja, wenn’s glitzert.
Wer sich jetzt trotz der Überlastung noch auf diese Art bei seinen Feinden rächen will, kann das übrigens trotzdem tun. Es gibt nämlich schon mehrere Nachahmer der australischen Seite, unter anderem auch einen deutschen: www.schickdeinenfeindenglitzer.com.
Alternativ kann man natürlich auch einfach selbst die Glitzerreste der übrig gebliebenen Weihnachtsdeko zusammenkratzen und verschicken.