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Kosmoshörer (letzte Folge)

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Montag:

Wir hören Earl Kings Song „Trick Bag“ und denken danach lange darüber nach, wovon der Song wohl handelt und einigen uns darauf, dass es vermutlich ums Einkaufen geht. Erhellende-Schrägstrich-belehrende Kommentare nehme ich dankend entgegen…

http://www.youtube.com/watch?v=neZ6kMjDiG0
 
Danach gibt es noch ein bisschen Little Jimmy Scott, den wir vor acht Jahren in New Orleans gesehen haben und der in diesem Sommer gestorben ist. 

http://www.youtube.com/watch?v=vSaXz4eLgRk

Und zum Abschluss, wegen New Orleans und weil man eh nie genug Dr. John hören kann, noch ein bisschen von eben diesem Herren, der gerade durch Deutschland getourt ist (und ich war nicht da):

http://www.youtube.com/watch?v=M0nMHBFZc_E&index=4&list=ALBTKoXRg38BB2T_9qAueQs6kEcuJ7lMUb
Muss ich immer dazu erzählen, wenn es um Dr. John geht: Der war eigentlich Gitarrist und musste aufs Piano umschulen, nachdem ihm jemand in die Hand geschossen hat. So war das nämlich früher: wild und gefährlich und beruflich enorm flexibel.

Dienstag:

Für Dylanologen, wie Johnny sind gerade Festspielzeiten, weil nämlich die Basement Tapes als Bootleg Series neu aufgelegt wurden. Wenn ich mich recht entsinne, handelt es sich dabei um eine 9-LP-Box. Jedenfalls wird die seit ein paar Wochen ziemlich intensiv gehört. Ich war früher kein großer Dylan-Fan, weil ich dieses Gekulte um ihn immer komisch fand. Aber schön langsam kapiere ich, was an dem Mann dran ist. Manchmal braucht man eben Jahre für die allerbanalsten Erkenntnisse.

Mittwoch:
Aus nicht näher erfindlichen Gründen, hören wir heute Abend Willie Nelson. Ich bin ein großer Willie Nelson-Fan und habe sogar seine beiden Autobiografien gelesen – eine Ehre, die ich bisher niemandem sonst erwiesen habe. Er ist für mich der Inbegriff des Individualisten, den ich in dieser speziellen Ausprägung so nur in den USA kennengelernt habe. Außerdem halte ich „The Tao of Willie“ für ein sehr unterhaltsames Selbsthilfebuch, das so großartige Zitate enthält, wie dieses:

„Let the jerks of the world serve as the perfect example of what you don't want to be. You'll be a heck of a lot happier, and in the long run, there's a chance that other person at work will end up asking what your secret is. Why are you the happy one? In other words, don't let your thoughts think you. Besides, if you're really gonna get pissed, don't waste it on your family, friends, or coworkers, save it for something that really matters.“

http://www.youtube.com/watch?v=oVI4dzbYXMc
 
Donnerstag:
Nachdem wir gestern Abend im Fernsehen die total irre Musikkomödie „Hellzapoppin‘ – In der Hölle ist der Teufel los“ gesehen haben, sind wir im totalen Slim & Slam-Fieber, einem Musiker/Komiker-Duo, von dem man heutzutage vermutlich noch am ehesten Slim Gaillard kennt. Johnny durchforstet gleich das Internet nach CDs von den beiden, bis ihm einfällt, dass wir ja das Gesamtwerk von Slim Gaillard bereits besitzen. Das läuft jetzt durchgehend in der Küche und macht großen Spaß.

Hier eine Szene aus „Hellzapoppin“:
http://www.youtube.com/watch?v=qrcZqnICYbs

Und hier ein Standard von Slim Gaillard – „Cement Mixer“:
http://www.youtube.com/watch?v=ZKdrnTTDTqo
 
Freitag:
Zu Weihnachten gab’s natürlich auch Musik: Für die Kinder die zweite CD der „Poncho Ponys“, die Countrymusik für Kinder machen. Die kommen aus München und machen wirklich nette Musik, die einem auch dann nicht total auf die Nerven geht, wenn man sie zum fünften Mal anhört.

Johnny hat die erste Platte von „Asleep At The Wheel“ bekommen, einer texanischen Swing-Band unter der Führung von Ray Benson, die neun Grammys gewonnen haben und vor allem live unglaublich abgehen. (Ist für Ohren, die nicht an Country gewohnt sind, vermutlich gewöhnungsbedürftig)
http://www.youtube.com/watch?v=vifUaZQL8pc

Außerdem eine Single von den „Blind Boys of Alabama“.
http://www.youtube.com/watch?v=QXnNwTQFLXQ
 
Samstag:
Aus mir nicht näher bekannten Gründen hören wir heute Abend Marianne Mendt, eine österreichische Jazz-Sängerin, die in den 1970er Jahren ein paar großartige Songs aufgenommen hat. Bitte schön: „Jeder hat an andern Schmäh“:
http://www.youtube.com/watch?v=qwLp2PfnnDg
 
Sonntag:
Die große Tochter hat auch schon eine Meinung zu Musik. Momentan hört sie gerne Hannes Wader, den alten Kommunisten. Der hat großartige Songs geschrieben, aber am allerliebsten mag sie zu meinem Verdruss seine CD mit Volksliedern.
http://www.youtube.com/watch?v=hIp5TKDlFPU
 
Abends bin ich unterwegs und habe schlechte Laune und muss aus offensichtlichen Gründen an Jackie Wilson denken.
http://www.youtube.com/watch?v=zQMan1-8SwM

Auf der nächsten Seite: der ausgefüllte Musik-Fragebogen von christina-waechter.
[seitenumbruch] 
Gute Musik – was ist das für dich?
Oh Mann, schwierige Frage, ich fange gleich an zu transpirieren. Ich mag vor allem Musik, die mein Herz gleich anspringt. Und ich mag es sehr, wenn Menschen etwas von ihrem Handwerk verstehen. Also: Songs schreiben, ihr Instrument beherrschen, eine unvergleichliche Stimme haben. Und weil ich mich viel mit alter Musik auseinandersetze, mag ich vor allem altes Zeug.  

Wie hörst du Musik: klassisch im CD-Spieler, auf dem Handy, über Streaming-Portale?
Ganz überwiegend tatsächlich auf Vinyl und CD. Wenn ich arbeite, dann höre ich auch bisweilen ein und denselben Song stundenlang auf Repeat auf Youtube. Peinlich. Zuletzt war das „When Seasons Change“ von Curtis Mayfield in einer unfassbar großartigen Live-Version:
http://www.youtube.com/watch?v=8I5kET7oVVk  
 
Wo hörst du Musik? Vor allem unterwegs, nur daheim, zum Einschlafen?
Eigentlich immer zuhause. In der Küche steht ein CD-Player und im Wohnzimmer die Anlage, die Johnny in unsere Ehe gebracht hat. Es ist eine sogenannte High-End-Anlage, die, äh, sagen wir mal: nicht ganz billig war. Ich kapiere bis heute noch nicht ganz die esoterischen Feinheiten der High-End-Liebhaberei (spezielle Stromleitungen, kleine Plättchen, die im Raum verteilt an die Wand geklebt werden, ...), aber ich genieße die Soundqualität ganz enorm. Ich würde sagen, an fünf von sieben Abenden hören wir zusammen auf der Anlage Musik.




Wie im Hause Waechter Musik hört? Auf jeden Fall nur dank der Hilfe eines Statikers ...
 
Hast du eine Lieblingsband oder Musiker, von denen du alles hörst?
Es gibt eine Münchner Band, zu deren Konzerten ich, wenn möglich, immer gehe: Die Hochzeitskapelle, bestehend aus Mitgliedern von G.Rag, The Notwist, Zwirbeldirn, und anderen. Großartige Band!
http://www.facebook.com/pages/Hochzeitskapelle/246359702222265

Ansonsten bin ich großer Fan von Jerry Reed, Freakwater, Elvis, Johnny Cash und mein absoluter Liebling: Charlie Rich, den viele vielleicht von dem schrecklich kitschigen „The Most Beautiful Girl in the World“ kennen, in dessen Countrypolitan-Anzug aber eigentlich ein astreiner Jazz-Pianist steckte, der auch gehörig den Blues hatte und leider immer viel zu tief in Glas schaute. Seine letzte CD „Pictures and Paintings“ hat der amerikanische Musikjournalist Peter Guralnick produziert, die kommt wahrscheinlich dem wahren Charlie Rich am nächsten. Curtis Mayfield can do no wrong, ebenso Swamp Dogg, Willie Nelson, argh!!!! Immer, wenn ich nach Lieblingsmusikern gefragt werde, geht mein Hirn auf Kurzurlaub. Deshalb habe ich bestimmt die wichtigsten vergessen. Mist. Aber vermutlich auch nur mir nicht egal.

Welche Musik magst du gar nicht und warum?
Ich kann Schlager nicht ausstehen, vor allem nicht ironisch. Ich halte diese Musik für aktive Volksverblödung. Metal, Techno, Electro und so Noise-Zeugs – ich finde das ist geradezu Verschwendung von Kraft, Raum und Können. Geradezu inbrünstig verabscheue ich Morrissey, dessen Musik meines Erachtens nur von Menschen gehört wird, die sich für Musik eigentlich nicht interessieren. Aber das hat auch und vor allem biografische Gründe.  

Was war deine erste eigene Platte – und wohin ging dein Musikgeschmack von da aus?
Oh je. Erstes Konzert war „Erste Allgemeine Verunsicherung“, erste Platte weiß ich nicht mehr, es könnte aber eventuell was von Guns’n’Roses gewesen sein. Danach kam dann die klassische Sozialisation durch den älteren Bruder und dessen Freunde. Ein Glück, sonst wäre ich vielleicht heute noch Slash-Fan.

Längere Zeit habe ich mich dann eigentlich gar nicht für Musik interessiert, bis ich von zuhause ausgezogen bin und in die Nähe eines großartigen Live-Clubs gezogen bin, wo ich eigentlich fast jeden Abend Bands angeschaut habe, manche wurden richtig berühmt, die meisten eher nicht.

Dort habe ich dann auch angefangen, mich für Country zu interessieren und habe dann nach ein paar Jahren auch angefangen, aufzulegen. Meinem Mann Johnny habe ich übrigens sehr altmodisch eine Kassette aufgenommen, ehe wir zusammengekommen sind. Mit ihm bin ich fünf Jahre hintereinander in die Südstaaten gereist – Wochenlange Reisen von Festival zu Konzert zu Festival zu obskurem Blues-Club, zum Geburtshaus von Johnny Cash, etc…. Wir haben da Künstler gesehen, die schon in den 1940er-Jahren aufgetreten sind, aber auch so prominente Figuren wie die Backing Band von Elvis Presley und die von Johnny Cash, Al Green (beim Predigen und Singen), Solomon Burke, Little Jimmy Scott, Aretha Franklin, und andere. 

Gehst du gern auf Konzerte, und auf welche zuletzt?
Sehr gerne! Allerdings interessiert mich momentan nicht allzu viel, was hier in München vorbei kommt. Zuletzt war ich bei Bob Dylan, der heuer wieder auf dem Tollwood gespielt hat. War gut gewesen, danke der Nachfrage! Ansonsten war mein letztes Konzert, glaube ich, die großartigen Kofelgschroa aus Oberammergau.  
 
Wie entdeckst du neue Musik und was ist deine neueste Entdeckung?
Bei der alten Musik ist das Neuentdecken oft ein bisschen so wie Puzzle spielen. Wenn man eine Band entdeckt, die einem gefällt, dann liest man, wer dabei ist und schaut ein bisschen, wo die sonst noch dabei waren, schon ist man in einem neuen Kosmos eingetaucht. Außerdem ganz klassisch: Im Plattenladen. Und natürlich über Johnny, der ein geradezu enzyklopädisches Musikwissen hat, praktisch, so jemandem im Haus zu haben. Und seine (und in kleinerem Umfang auch meine) Plattensammlung dazu.

Richtig neue Musik interessiert mich im Grunde genommen fast nicht, ich hab einfach keine Zeit, Energie, Lust mehr, da auf dem Laufenden zu bleiben. Wenn ich mal was für mich entdecke, dann Monate, nachdem die Sau durchs Dorf gejagt wurde. Zuletzt war das bei Wanda so, auf die gefühlt alle spinnen. Hab ich mir angehört und festgestellt: Ich spinn jetzt auch auf die.

http://www.youtube.com/watch?v=xREl_68O-mw
 
Ebenfalls großartig und aus Österreich, aber auch ungefähr zwei Jahre später habe ich HMBC kennen gelernt und mich an ihrem großartigen Sauflied „Vo Mello bis ge Schoppornou" erfreut:

http://www.youtube.com/watch?v=wmI2m06YFfc
 
Verrate uns einen guten Song zum...
 
... Aufwachen:
Ray Charles – „You Are My Sunshine“
http://www.youtube.com/watch?v=a8o4os6Um6g
 
Art Neville – „That Rock and Roll Beat“
http://www.youtube.com/watch?v=BTveLPwq6ac

Nina Simone - „Feeling Good“
http://www.youtube.com/watch?v=oHs98TEYecM
 
... Tanzen:
 
The Contours – Do You Love Me „(Now That I Can Dance)“
http://www.youtube.com/watch?v=Muu7FxdCG4U
 
Louis Jordan – „Saturday Night Fish Fry“
http://www.youtube.com/watch?v=b1QfXQakX2w

Big Mama Thornton – „Hound Dog“
http://www.youtube.com/watch?v=ZrieOEPJCos

Stevie Wonder -  „Signed Sealed Delivered“
http://www.youtube.com/watch?v=cBDqgSOwxkc
 
 
... Traurig sein:

George Jones – „He Stopped Loving Her Today“
http://www.youtube.com/watch?v=ubKUP8c0FHE
 
Freakwater – „Forgettable Song“
http://www.youtube.com/watch?v=OToOWcrT8hY
 
 
... Sport treiben:
Würde ich Sport treiben, würde ich vermutlich Musik hören, die mich antreibt. Aber weil ich mich da nicht auskenne, nehme ich jetzt mal mein aktuelles guiltiest pleasure, das mich vielleicht im Fitnessstudio antreiben würde. Die Frau hat’s einfach drauf, Ohrwürmer am Fließband zu produzieren:

Taylor Swift - „Shake It Off“
http://www.youtube.com/watch?v=nfWlot6h_JM

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