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Mädchen, warum tragt ihr die Haare nie offen?

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Die Jungsfrage:




Liebe Mädchen,
 
heute geht es um eine Beobachtung, die empirisch auch nicht ein bisschen belegt ist, mir aber gefühlt absolut valide erscheint. Ihr tragt die Haare momentan entweder kurz – oder zusammengebunden. Letzteres dann schon auch variantenreich in Dutt, Pferdeschwanz, geflochten oder Hochsteck-Irgendwas. Aber offen gibt es fast nie.

Offenes, wallendes Haar ist eher nur noch etwas für den Kosmos roter Teppich. Zu Abendroben und Gucci-Kleidchen. Wir finden das offengestanden (!) ein kleinwenig schade. Ihr seht schließlich meistens sehr gut aus, wenn eure Mähnen das Gesicht rahmen. Wenn sie euch über die Schultern fallen oder beim Laufen ein bisschen wehen. Wenn ihr reingreifen und drin rumstrubbeln könnt. Dann besonders.
 
Ihr seht dann, eh klar, weniger streng aus. Aber es geht noch drüber hinaus. Euer Gesicht, eigentlich sogar euer ganzes Wesen, wirken plötzlich weniger zurückgebunden, einladender auf eine überhaupt nicht billige Art. Offen eben. Wir sehen das gerne. Hin und wieder jedenfalls.
 
Deshalb fragen wir uns und hiermit auch euch: Warum tragt ihr die Haare nicht öfter offen? Weil ihr genau so nicht wirken wollt – einladend? Oder nur ganz gezielt, als Effekt und auch nur für bestimmte Personen? Wenn der Haargummi aufgeht und die Strähnen fluten, dann ist das ein Anblick, den sich Einzelne erstmal verdienen müssen? Fühlt ihr euch ein bisschen angreifbarer, wenn die Haare offen sind? Oder hat es ganz praktische Gründe – sind immer im Weg, bleibt man überall mit hängen und sehen tut man auch ständig nix? Aber wenn sie euch wirklich so nerven würden, könntet ihr sie ja auch gleich ganz abschneiden, das kann's also nicht sein. Öffnet euch da doch mal schnell.

Auf der nächsten Seite liest du die Mädchenantwort von christina-waechter.
[seitenumbruch]Die Mädchenantwort:
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Während ich deine Frage lese, zuppel ich an meinem zusammengeschwurbelten Haarnest herum, das an 359 Tagen im Jahr unmotiviert in meinem Nacken hängt. Darin befindlich: ein guter halber Meter rotblondbraune Haare, gar nicht mal so schlechter Qualität und ganz ohne splissige Enden. Also durchaus vorzeigbar. Und trotzdem trage ich sie immer in einem unansehnlichen Knödel versteckt.

Und ich bin in meinem näheren und ferneren Umfeld beileibe nicht die einzige, die so einen Haaarwuschel im Nacken trägt. Warum? Tja...


Der wichtigste Grund: Es ist einfach sehr, sehr, SEHR, sehr praktisch, am Morgen schnell vor dem Duschen die Haare zusammenwuscheln, damit sie nicht nass werden. Dann anziehen, fertig. Wenn’s mal schnell gehen muss, wie ja eigentlich immer.


Der zweitwichtigste Grund: Meine Haare sind aus dem Weg. Ich klemme sie mir nicht zwischen Rücken und Stuhllehne, unter den Achseln, im Rucksack ein. Sie hängen nicht ins Essen und sie nerven mich nicht abgesehen von dieser einen widerspenstigen Strähne, die mir immer aus dem Gummiband heraus fällt und dann saublöd in meinem Sichtfeld herumbaumelt.


Der dritte Grund sind all die Möglichkeiten, die in diesem Haarbommel schlummern. Ich habe meine langen Haare nämlich ungefähr aus demselben Grund, warum bei mir tief im Schrank auch ein kurzes Kleid liegt und im Schuhschrank ein paar hochhackige Schuhe stehen: Weil ich sie anziehen könnte. Wenn sich einmal die Gelegenheit ergäbe und es angemessen wäre, zur Abwechslung mal nicht in Jeans und Turnschuhen, sondern eben in Kleid und Stöckelschuhen zu erscheinen. Nur: Man kann heutzutage fast überall mit Jeans und Turnschuhen erscheinen.


Meine langen Haare sind Turnschuhe und Stöckelschuhe zugleich. Was man nämlich alles mit ihnen anstellen könnte. Flechtkunstwerke à la Timoschenko! Atemberaubende Hochsteckfrisuren! Lockengebirge! Bloggerinnen-Bommel! Sollte ihr in einer ruhigen Minute gar nichts vorhaben, könnt ihr mal bei Pinterest vorbeischauen und euch die hunderttausend „super simplen“ Frisurenideen für langes Haar anschauen. Haha, genau. Super simpel! Wenn man sehr flexible Arme, Glätteisen, Haarspray, Haarwachs, Schaum, Dings, Bums und ungefähr drei Stunden Zeit hat.


Viertens und peinlich: Lange Haare sind sehr viel billiger als kurze. Mit langen kann ich es mir nämlich leisten, jahrelang den Friseurgang zu meiden. Mit kurzen dagegen sollte man mindestens alle zwei Monate zum Nachschneiden gehen, sonst sieht’s schnell komisch aus.


Fünftens und ziemlich idiotisch: Für mich sind meine langen Haare auch ein bisschen Beweis meiner Weiblichkeit. Obwohl ich sonst recht burschikos daherkomme, habe ich Angst vor dem Kurzhaarschnitt als Haarknubbel-Alternative. Es hat viel mit einer Grundschul-Traumatisierung zu tun, als ich – mit von Mutter im Bad verpassten Kurzhaarschnitt – mehrere Monate von Fremden für einen Jungen gehalten wurde und irgendwann nur noch aufs Jungsklo gegangen bin, damit ich nicht mehr des Mädchenklos verwiesen wurde.


Aber jetzt, wo ich die Gründe fein säuberlich aufgelistet habe, stelle ich fest: Ich muss wirklich dringend einen Termin beim Friseur machen. Kennt jemand einen in München, der gut Kurzhaarfrisuren kann?




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