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Sprechende Bärte

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jetzt.de: Ich bin momentan Träger eines Fünf-Wochen-Barts. Sollte ich ihn weiter wachsen lassen?
Alicia Kassebohm: Auf jeden Fall! Als jemand, der so eine Serie macht, ist es natürlich klar, dass ich Bärte ganz hübsch finde. Ich finde, ein Bart macht eigentlich jeden Mann schöner. Ich finde schon einen Dreitagebart attraktiv.

Gilt für dich die Regel: Je mehr Bart, desto besser?
Das kommt auf den Typen an. Es gibt Leute, die mit etwas, das gerade so eben als Bart durchgeht, super aussehen, aber mit längerem Bart nicht so. Das hängt davon ab, wie der Bart wächst, aber auch von Gesichtskonturen und Frisur.



Alicia, 22, studiert Kommunikationsdesign und quatscht Berliner Bartträger für ihre Fotoserie an.

Und sollte ich mich mal nach Kursen zum Zöpfeflechten oder Haarschmuck-Basteln umsehen?
Ich glaube nicht. Das Schmücken habe meistens ich übernommen, und außerdem war das immer nur fürs Foto. Im Alltag wird man nicht allzu viele geschmückte Bärte sehen.

Warum dann der Schmuck?
Ich wollte die Person durch ihren Bart eine Geschichte erzählen lassen. Meistens haben wir uns für den Bart gemeinsam ein Thema überlegt, basierend auf einer Geschichte, auf einer Erinnerung des Bartträgers, auf seinem Wesen oder einfach auf seinem Spitznamen. Nach diesem Thema haben wir dann den Bart gestaltet. So verbergen sich hinter den Bärten und den Fotos Aussagen und Geschichten über den Bartträger, im Idealfall so, dass man sie nicht auf den ersten Blick erkennt, beziehungsweise Spielraum für Interpretation bleibt.

Zum Beispiel?
Der Träger des Konfettibarts ist zum Beispiel DJ. Ein anderer, den ich auf der Straße angesprochen habe – ein Riesentyp mit riesigen Händen – sagte, dass er Origamifiguren bastelt. Der Träger des Rindenbarts hat ein Häuschen im Wald, ist sehr naturverbunden und hat eine Geschichte über Spannung in der Natur geschrieben.

Es sind ja viele Bärte mit Naturmaterialien wie Rinde, Moos oder Blumen verziert. Eine Anspielung auf den urbanen Bartträger, der sich mit seiner Gesichtsbehaarung eine archaische, wilde Zurück-zur-Natur-Komponente geben will?
Das war so nicht geplant, aber im Nachhinein würde ich das schon so deuten, weil das Thema Natur tatsächlich bei vielen meiner Bartmodels auftaucht.

Woher glaubst du, kommt der Trend zum Vollbart?
Die meisten meiner Models haben mir gesagt, dass sie ihren Bart tragen, weil er sie männlicher macht. Es scheint also eine gewisse Sehnsucht nach dieser Männlichkeit zu geben.

Vor etwas mehr als einem halben Jahr haben Wissenschaftler aus Australien schon „Peak Beard“ ausgerufen: Ab jetzt werde die Zahl der Vollbärte wieder zurückgehen. Deckt sich das mit deinen Beobachtungen?
Eher nicht. Im vergangenen halben Jahr sind die Bartträger eher noch mehr geworden. Und wenn jetzt darum so viel Wind gemacht wird, lassen sich bestimmt noch zwei, drei Leute einen Bart wachsen.

Wie normal ist ein Bart denn im Jahr 2014?
Also, unter meinen Models war zum Beispiel niemand, der in der Finanzbranche arbeitet. Die meisten machen irgendwas Kreatives, haben also einen Beruf, in dem man nicht so an strenge Regeln gebunden ist, was das Äußere angeht. Man sieht auch in Berlin Mitte und in Friedrichshain-Kreuzberg mehr Bärte als in Zehlendorf.

Alicias Buch "Beardicted" (25 €) ist im Verlag "Seltmann und Söhne" erschienen, ihre Bartserie setzt sie auch auf Facebook fort.

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