Quantcast
Channel: Alle Meldungen - jetzt.de
Viewing all articles
Browse latest Browse all 6207

Jungs, warum seid ihr so leicht zu haben?

$
0
0
Die Mädchenfrage:
[plugin imagelink link="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/me/mercedes-lauenstein/text/regular/1028743.jpg" imagesrc="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/me/mercedes-lauenstein/text/regular/1028743.jpg"]

Liebe Jungs,

Es geht heute ums Angeflirtet-werden oder eigentlich: ums Nicht-angeflirtet-werden. Ihr versteht da nämlich gelegentlich etwas falsch und hängt mit „Na, Hallöchen“-Miene an unserem Haken, obwohl wir gar keinen Köder ausgeworfen haben. Nicht absichtlich jedenfalls. Wenn wir zum Beispiel in der Bahn einen Augenblick zu lang in eure Richtung gucken, dann haben wir in den meisten Fällen einfach nur müde vor uns hingeträumt und irgendjemanden dabei angeguckt. Irgendjemanden.

Ihr registriert unseren Blick trotzdem und reagiert sofort mit dem Klassiker, dem hoffnungsvollen Kopfheber, oder interessierten Blicken. Irgendwie seid ihr im Bezug aufs Flirten ständig auf Empfang gestellt – und wirkt dabei wie ein Hund im Park, der es nicht erwarten kann, dass ihm jemand den Frisbee zuwirft, und deswegen bei jeder kleinen Bewegung zuckt.

Klar schielen wir manchmal ganz angetan zu euch rüber und hoffen, ihr merkt's. Aber dass nicht jedes Lächeln und nicht jeder Augenkontakt gleich Interesse bedeuten, müsstet ihr doch wissen. Und dass die nette Kellnerin, die euch die Hand auf die Schulter legt und über eure Witze lacht, meistens nicht scharf auf eure Nummer, sondern auf euer Trinkgeld ist, doch auch. Warum geht ihr dann trotzdem drauf ein? Jungs, ernsthaft, seid ihr so leicht zu beeindrucken? Reichen ein paar warme Worte und ein nettes Lächeln manchmal schon, damit ihr euch heiß begehrt fühlt? Seid ihr wirklich so leicht zu überzeugen, dass da was geht? Die meisten von euch sind doch sonst so rational, warum dann nicht auch beim Flirten?

Oder verstehen wir das völlig falsch und ihr wisst meistens eigentlich schon, dass euer Gegenüber kein wirkliches Interesse an euch hat und wollt einfach ein bisschen spielen? Dann sagt es uns doch bitte. Dann müssen wir nämlich das nächste Mal kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir in der Bahn wieder zu lange gestarrt oder eine nette gedankenlose Bemerkung zu viel gemacht haben.

Auf der nächsten Seite liest du die Jungsantwort von jakob-biazza.[seitenumbruch]Die Jungsantwort:
[plugin imagelink link="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/me/mercedes-lauenstein/text/regular/1028744.jpg" imagesrc="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/me/mercedes-lauenstein/text/regular/1028744.jpg"]

Liebe Mädchen,

ich fasse das mal zusammen. Ihr so: verträumte Feen-Wesen, die hin und wieder – und dann aber natürlich auch immer ganz aus versehen und eigentlich auch, ohne es zu merken – ein bisschen Zauberstaub fallen lassen. Schlafzimmerblick höchstens wegen Schlafmangel. Wir so: Hund, Frisbee, Tendenz heraushängende Zunge, treudoof. Bisschen Sabber auch.

Nennt mich polemisch (oder unausgeschlafen). Aber: Am Arsch!

Wobei ich mich am allerwenigsten an der Hunde-Metapher störe. Paarungsbereiter Kerl und frisbee-geiler Köter: meinetwegen. Den hoffnungsvollen Kopfheber interpretiert ihr auch ganz richtig. Um das alles also schnell abzuhaken: Ja. Wenn ihr uns länger anlächelt, interpretieren wir das als Interesse. Wenn ihr uns gefallt (und das „wenn“ möchte ich bitte mit einem kapitalen „W“ verstanden wissen), freuen wir uns drüber. Niveau: Schneekönig.

Das hat, grob verkürzt, mit Häufigkeit zu tun: Es passiert den meisten von uns nicht sehr oft. Ergo ist es etwas Besonderes. Und dann kann’s schon gut passieren, dass wir nach dem Frisbee springen oder sogar schnappen. Weil: Interesse zieht eben Interesse nach sich. Wie bei einem guten Gespräch, bei dem sich die Menschen gegenseitig Dinge fragen. Den Effekt der Kellnerinnen-Hand auf der Schulter hat die Wissenschaft belegt: mehr Trinkgeld. Allerdings gilt das für beide Geschlechter.

Was mich an diesem ganzen Bild stört, sind zwei Punkte. Der erste betrifft den Begriff "Interesse". Ihr benutzt den tendenziell so, als wäre es – quasi zwangsläufig – der erste Schritt zu einer säftelnden Anmache mit Macho-Plattitüden. Und da haben unsere Mütter doch wenigstens die Guten unter uns anders erzogen.

Dazu kommt der Umkehrschluss, den ich euch einfach nicht abnehme. Etwas zugespitzt würde der ja meinen, dass ihr als unterkühlte Eisengel durch die Welt schwebt. Attitüde: Scheuklappe. Verführungs-Chance: null. Und das ist doch, mit Verlaub, hanebüchener Unfug. Wir hören doch, wie ihr euch über den Kollegen unterhaltet, der immer etwas so läuft, als sei er gerade vom Pferd gestiegen, und würde sich jetzt für ein Duell in Stellung bringen. Oder über den etwas zerrockten Chor-Mitsänger. Tut doch also nicht so, als würde euer Herz nicht auch einen Schlag auslassen, und die nächsten zwei dafür ganz schnell nachzuckeln, wenn die euch zulächeln (oder gar -zwinkern).

Genauso, wie wir merken, dass die Kellnerin dem Typen mit rotem Kopf und Button-Down-Karo-Hemd am Nebentisch die Hand auch auf die Schulter legt, merken wir nämlich auch, dass ihr auch gerne mal Interesse bekommen wollt. Nur eben nicht von jedem. Und da sind wir uns wiederum sehr, sehr ähnlich.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 6207