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Ebola wütet weiter

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Vielleicht sind es doppelt so viele, im Extremfall liegt die Zahl bis zu viermal so hoch. Mit diesem Hinweis hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO in den vergangenen Monaten immer wieder ihre Statistiken der Ebola-Opfer versehen, wohl wissend, dass ein wesentlicher Teil der Infizierten in Westafrika gar nicht erfasst wird.



Wie die WHO am Mittwoch meldete, sind 7897 Menschen in Sierra Leone als erkrankt registriert, in Liberia sind es 7719 Fälle.

Ein Zwischenfall in Sierra Leone eröffnet nun allerdings ein noch viel düsteres Szenario: Im Kunu-Distrikt, einem Diamantenschürfgebiet an der Grenze zu Guinea, ist ein Einsatzteam der WHO auf eine erschreckende Situation gestoßen. Die Helfer in der einzigen Krankenstation der Gegend waren am Rande ihrer Kräfte, einige selbst infiziert. 25 Patienten waren allein in den fünf Tagen vor der Ankunft des Teams gestorben. In der folgenden Woche begruben die Helfer weitere 87 Tote.

Offiziell registriert wurden in dieser entlegenen Region Sierra Leones seit Beginn der Epidemie im März insgesamt aber nur 119 Infektionen. Zumindest für Kunu können die Behörden deshalb sicher sein, dass ein massiver Teil der Ebola-Infektionen überhaupt nicht gemeldet wird. Die Gründe sind bekannt: In vielen Fällen haben die behördlichen Beobachter im ländlichen Raum nicht einmal ein Auto, um die Dörfer abzufahren und nach Ebolakranken zu suchen. Helfer können die eigenen Handygebühren nicht bezahlen. Und weiterhin bleibt auch die medizinische Versorgung außerhalb der Städte katastrophal.

Unterdessen hat Sierra Leone auch in der offiziellen Statistik Liberia überholt: Wie die WHO am Mittwoch meldete, sind 7897 Menschen in dem Land als erkrankt registriert, in Liberia sind es 7719 Fälle. Für Guinea zählen die Behörden 2292 Infektionen. Was auffällt: In Sierra Leone sterben laut Statistik nur etwa 20 Prozent der Erkrankten. In Guinea liegt die Todesrate um 62 Prozent. Die Zahlen für Sierra Leone sind damit auch in sich nicht stimmig. Offenbar verhält es sich mit Ebola wie mit einem Sprichwort der Einheimischen: „Wir haben erst die Ohren des Flusspferds gesehen“.

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