Als sie auf dem Altar stand und in die Gesichter der Kölner Domgemeinde blickte, hob Josephine Markmann beide Arme wie zum Segen. „I am God“, stand in schwarzen Buchstaben auf ihrer nackten Brust. „Eine selbstbestimmte Frau“, rief sie in den Weihnachtsgottesdienst. Kirchenleute griffen ihren Körper, ein Gottesdienstbesucher schlug sie nieder – Markmann kennt das schon. Dies war eine typische Aktion für ihre Protestgruppe Femen, die sich diesmal gegen Kardinal Joachim Meisner richten sollte. Knapp ein Jahr später nun sitzt Markmann, 21 Jahre alt, im Saal zwei des Kölner Amtsgerichts und lächelt. Mal den Blick gesenkt, mal in die Kameras von mehr als 30 Journalisten. Auch hier ist sie für Femen im Einsatz. Am Mittwoch wird sie verurteilt, wegen „Störung der Religionsausübung“ zu einer Geldstrafe von 1200 Euro. Sie steht dazu. „Ein Ideologiedelikt“ nennt das der Staatsanwalt.
Protest auf dem Altar: Wegen "Störung der Religionsausübung" wurde Josephine Markmann zu einer Geldstrafe von 1200 Euro verurteilt.
Markmann stieg 2013 in die Bewegung ein, die die Rechtsanwaltsgehilfin Zana Ramadani mit einer Freundin gegründet hatte. Das erste Mal protestierte Markmann barbusig gegen Neonazis in Berlin. „No NPD“ stand da auf ihrem Bauch. Mit ihren Nacktprotesten erschreckten die Femen-Frauen anschließend auch Heidi Klum, Markus Lanz oder Wladimir Putin.
Im Sommer 2013 saß Josephine Markmann einen Monat lang im tunesischen Gefängnis, weil sie dort für die Freilassung einer Mitstreiterin protestiert hatte. Alle Zeitungen berichteten. „Das war die Hochphase“, sagt Markmann. In dieser Hochphase meldete Zana Ramadani einen Verein an: Femen Germany e.V. – nach dem Vorbild der ukrainischen Protestgruppe, die bereits in den Jahren zuvor unbekleidet ihre politische Forderungen in die Kameras schrien.
Heute herrscht Krieg in der Ukraine, und Femen hat sich verändert. Vier der Frauen sind nach Frankreich geflüchtet, in Paris treffen sich Aktivistinnen nun in einem besetzten Haus und nennen sich „Femen International“. Von dort aus planen sie Aktionen gegen Abtreibungsverbote, Putin und Dschihadisten, sagt die Ukrainerin Inna Schewtschenko.
In Deutschland sind von den rund 20 jungen Frauen aus dem vergangenen Sommer dagegen nur noch eine Handvoll übrig. Deren letzte Aktionen vor der iranischen Botschaft und vor einem Bordell im Saarland blieben ohne größeres Medienecho. Zuletzt hatte im Februar ein Streit unter den Aktivistinnen für Aufmerksamkeit gesorgt. Eine von ihnen hatte einen Dank an einen britischen General, der deutsche Städte bombardieren ließ, auf die Brust gemalt – als antifaschistische Parole. „Ein Alleingang“, sagt Zana Ramadani. Sie habe die Frau ausgeschlossen: „Das wäre bei jedem Unternehmen so.“
Der Soziologe Dieter Rucht, Experte im Bereich der Protest- und Bewegungsforschung, sagt: „Bei Femen führen die Gründerinnen das Kommando.“ Der Nackt-Protest sei unter Feministinnen umstritten. „Nach dem zehnten Mal gibt es keinen Aha-Effekt mehr“ , sagt Rucht. Hat sich der barbusige Protest abgenutzt? „Wir sind in einer Findungsphase“, sagt Josephine Markmann. Auch in Frankreich feilen die Frauen an ihrem Image. Ein Film hatte im vergangenen Herbst enthüllt, dass ausgerechnet ein Mann in der Ukraine starken Einfluss auf die Gruppe genommen hatte. „Anfangs hat er uns beraten, später versuchte er, uns Dinge vorzuschreiben“, sagt Inna Schewtschenko. „Das war die reine Manifestation patriarchaler Kultur innerhalb unserer feministischen Bewegung.“ Inzwischen bestehe kein Kontakt mehr zu ihm.
Im Kölner Gerichtssaal sagt der Staatsanwalt, Markmann sei angesichts der hohen Preise, die auf dem Medienmarkt für die Bilder ihres Protestes im Dom erzielt wurden, womöglich „instrumentalisiert“ worden. Sie hatte bestätigt, dass die Femen-Zentrale vorab eine Fotoagentur informiert habe. Femen finanziert sich nach eigenen Angaben eigentlich allein durch Spenden. Bis heute habe sich die Kirche nicht mit ihrer Kritik auseinandergesetzt, sagt Markmann. Die Journalisten zumindest tun es wieder.
Protest auf dem Altar: Wegen "Störung der Religionsausübung" wurde Josephine Markmann zu einer Geldstrafe von 1200 Euro verurteilt.
Markmann stieg 2013 in die Bewegung ein, die die Rechtsanwaltsgehilfin Zana Ramadani mit einer Freundin gegründet hatte. Das erste Mal protestierte Markmann barbusig gegen Neonazis in Berlin. „No NPD“ stand da auf ihrem Bauch. Mit ihren Nacktprotesten erschreckten die Femen-Frauen anschließend auch Heidi Klum, Markus Lanz oder Wladimir Putin.
Im Sommer 2013 saß Josephine Markmann einen Monat lang im tunesischen Gefängnis, weil sie dort für die Freilassung einer Mitstreiterin protestiert hatte. Alle Zeitungen berichteten. „Das war die Hochphase“, sagt Markmann. In dieser Hochphase meldete Zana Ramadani einen Verein an: Femen Germany e.V. – nach dem Vorbild der ukrainischen Protestgruppe, die bereits in den Jahren zuvor unbekleidet ihre politische Forderungen in die Kameras schrien.
Heute herrscht Krieg in der Ukraine, und Femen hat sich verändert. Vier der Frauen sind nach Frankreich geflüchtet, in Paris treffen sich Aktivistinnen nun in einem besetzten Haus und nennen sich „Femen International“. Von dort aus planen sie Aktionen gegen Abtreibungsverbote, Putin und Dschihadisten, sagt die Ukrainerin Inna Schewtschenko.
In Deutschland sind von den rund 20 jungen Frauen aus dem vergangenen Sommer dagegen nur noch eine Handvoll übrig. Deren letzte Aktionen vor der iranischen Botschaft und vor einem Bordell im Saarland blieben ohne größeres Medienecho. Zuletzt hatte im Februar ein Streit unter den Aktivistinnen für Aufmerksamkeit gesorgt. Eine von ihnen hatte einen Dank an einen britischen General, der deutsche Städte bombardieren ließ, auf die Brust gemalt – als antifaschistische Parole. „Ein Alleingang“, sagt Zana Ramadani. Sie habe die Frau ausgeschlossen: „Das wäre bei jedem Unternehmen so.“
Der Soziologe Dieter Rucht, Experte im Bereich der Protest- und Bewegungsforschung, sagt: „Bei Femen führen die Gründerinnen das Kommando.“ Der Nackt-Protest sei unter Feministinnen umstritten. „Nach dem zehnten Mal gibt es keinen Aha-Effekt mehr“ , sagt Rucht. Hat sich der barbusige Protest abgenutzt? „Wir sind in einer Findungsphase“, sagt Josephine Markmann. Auch in Frankreich feilen die Frauen an ihrem Image. Ein Film hatte im vergangenen Herbst enthüllt, dass ausgerechnet ein Mann in der Ukraine starken Einfluss auf die Gruppe genommen hatte. „Anfangs hat er uns beraten, später versuchte er, uns Dinge vorzuschreiben“, sagt Inna Schewtschenko. „Das war die reine Manifestation patriarchaler Kultur innerhalb unserer feministischen Bewegung.“ Inzwischen bestehe kein Kontakt mehr zu ihm.
Im Kölner Gerichtssaal sagt der Staatsanwalt, Markmann sei angesichts der hohen Preise, die auf dem Medienmarkt für die Bilder ihres Protestes im Dom erzielt wurden, womöglich „instrumentalisiert“ worden. Sie hatte bestätigt, dass die Femen-Zentrale vorab eine Fotoagentur informiert habe. Femen finanziert sich nach eigenen Angaben eigentlich allein durch Spenden. Bis heute habe sich die Kirche nicht mit ihrer Kritik auseinandergesetzt, sagt Markmann. Die Journalisten zumindest tun es wieder.