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Das kommt in die Tüte

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Es wird immer ungerechter am Arbeitsmarkt. Erstmals hat eine Studie des Berliner Wirtschaftsforschungsinstituts DIW die Lebenseinkommen von Arbeitnehmern in unterschiedlichen Generationen untersucht. Das Ergebnis: Die Ungleichheit hat sich verdoppelt, wenn man Arbeitnehmer, die im Jahr 1935 geboren sind, mit Arbeitnehmern des Jahrgangs 1970 vergleicht.



Laut dem Autor der Studie wird es in den mittleren und unteren Lohnbereichen zunehmend schwer, ein eigenes Vermögen aufzubauen.


Besonders hart trifft es die Bezieher niedriger Einkommen: Sie verdienen seit den 1950er-Jahren immer weniger. Für die jüngeren Arbeitnehmer sinken die Löhne und Gehälter sogar unter das Niveau der 1940 Geborenen. In anderen Worten: Wer früher geboren ist, hat im Lauf des Lebens mehr verdient.

Anders hingegen sieht es bei den Bessersituierten aus. Wer mehr verdient als der Durchschnitt, kann im Zeitverlauf sogar noch zulegen: Die jüngeren Gutverdiener haben höhere Lebenseinkommen als ihre Elterngeneration.

Die Studienautoren Holger Lüthen und Timm Bönke haben sich auf die Spur nach den Ursachen der Auseinanderbewegung gemacht: „Mindestens 60 Prozent des Anstiegs der Ungleichheit sind durch höhere Spreizung der Löhne zu erklären“, sagt DIW-Forscher Lüthen. Unqualifizierte Jobs werden immer schlechter bezahlt, Akademiker und Facharbeiter hingegen konnten ihre Lebenseinkommen steigern, mittlere Einkommen stagnierten. Verantwortlich für die wachsenden Unterschiede sind neben der Lohnentwicklung auch Arbeitslosigkeit und Zeiten, in denen Menschen wegen Krankheiten oder Schulungen nicht erwerbstätig sind. „Personen, die nach den Babyboomern geboren sind, sind mit achtmal höherer Wahrscheinlichkeit arbeitslos als diejenigen, die in den 30er-Jahren geboren sind“, so Lüthen. Waren Vertreter des Jahrgangs 1935 bis zum 40. Lebensjahr im Durchschnitt etwa fünf Monate arbeitslos, so waren es im Jahrgang 1972 bereits 40 Monate.

Nach dem Krieg gab es eine kurze Phase, in der alle Arbeitnehmer gleichermaßen vom Aufschwung profitierten. Bis zum Jahrgang 1944 wachsen die Lebenseinkommen aller Einkommensschichten gleichmäßig, erst bei später Geborenen setzen sich die Unterschiede durch. Die Einkommen der Niedrigverdiener gehen ab den Jahrgängen von 1950 zurück, während die Gutverdiener noch bis 1965 mit höheren Gehältern rechnen konnten.

Die Studie basiert auf Daten der Rentenversicherung, daher sind Selbständige und Beamte nicht erfasst. Das Neue an dieser Erhebung ist, dass sie nicht wie andere Einkommensstudien auf Monatsgehälter und Jahresbehälter abzielt, sondern den Zeitraum auf das gesamte Erwerbsleben streckt. Um möglichst große Vergleichbarkeit zu erzielen, hat das DIW nur Menschen mit stabilen Erwerbsbiografien einbezogen. Herangezogen wurden zudem nur westdeutsche Männer. Bei Frauen seien zwar die gleichen qualitativen Ergebnisse festzustellen, aber für die wissenschaftliche Aussagekraft wurden sie nicht einbezogen, da Frauen heute in wesentlich höherem Ausmaß berufstätig sind als früher. Die Inflation ist bei den Daten herausgerechnet worden, sodass eine Vergleichbarkeit unabhängig von der Geldentwicklung möglich ist.

Da erst im Alter von 40 Jahren eine stabile Einkommensposition erreicht ist, untersuchten die Forscher die Einkommen nur bis zum Jahrgang 1970. Doch aus den neuesten Daten liest Studienautor Lüthen einen „deutlichen Trend“ ab, dass die Einkommen auf für die später Geborenen weiter auseinandergehen.

Interessante Daten liefert die Studie auch zum Verlauf von Erwerbsbiografien. Am Anfang einer Karriere steigen Gehälter bei allen Gruppen stark an, im Alter von 30 Jahren nimmt der Anstieg ab, wenn eine Person das 40. Lebensjahr erreicht hat, kann man mit einem stabilen Einkommen rechnen. Gegen Ende einer Karriere sinken die Einkommen dann wieder stark ab – durch Frühverrentung, Teilzeit oder Arbeitslosigkeit.

Gesellschaftlich betrachtet liefert die Studie wichtige Erkenntnisse. „In den mittleren und unteren Lohnbereichen wird es zunehmend schwer, ein eigenes Vermögen aufzubauen“, sagt Lüthen. „Das wird sich auch auf künftige Erbschaften auswirken.“ Das bedeutet, dass nicht nur die Einkommenssituation immer stärker auseinandergeht, sondern auch die Schere zwischen Arm und Reich langfristig vergrößert wird. Gerade in Deutschland hat das Vermögen des Elternhauses jedoch große Auswirkung auf das Bildungsniveau der Kinder. Und mit schlechter Ausbildung haben die Kinder schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt – ein Teufelskreis.

Die Politik kann auf die Ergebnisse der Studie reagieren, indem sie direkte Umverteilungsmaßnahmen ergreift. „Vor allem sollte die Chancengleichheit in der Gesellschaft gestärkt werden“, sagt Lüthen. Bei wachsender ökonomischer Ungleichheit sollte der Ausbildungserfolg möglichst unabhängig vom Elternhaus sein. Investitionen in das öffentliche Bildungssystem wären eine Möglichkeit, das zu adressieren.

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