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Realität und Vorurteil

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Die Zuwanderer in Deutschland bringen dem deutschen Sozialstaat viel mehr Geld, als sie kosten. Dies zeigt eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. 6,6 Millionen Menschen ohne deutschen Pass leben in Deutschland, durch sie konnten die Sozialkassen laut der Studie allein im Jahr 2012 einen Überschuss von insgesamt 22Milliarden Euro verbuchen. Jeder Ausländer zahlt somit pro Jahr und im Schnitt 3300 Euro mehr Steuern und Sozialabgaben, als er an staatlichen Transferleistungen zurückerhält. Dieses Plus sei in den vergangenen zehn Jahren um mehr als die Hälfte gestiegen.



Zuwanderung lohnen sich kulturell und wirtschaflich - in den Köpfen vieler ist das noch nicht angekommen.

Die Studie tritt damit der Ansicht entgegen, Zuwanderer seien eine Last für Fiskus und Sozialkassen. Laut einer Meinungsumfrage der Bertelsmann-Stiftung waren im selben Jahr zwei Drittel der Deutschen davon überzeugt. Dieses Bild entsteht auch durch die Tatsache, dass Zuwanderer ohne deutschen Pass mehr als doppelt so häufig arbeitslos sind wie Deutsche und auch öfter Hartz-IV-Leistungen beziehen. Allerdings nehmen sie insgesamt dennoch weniger Sozialleistungen in Anspruch – etwa, weil sie nur eine geringe Rente beziehen. Sie sind auch deutlich jünger als die heimische Bevölkerung. Diese Bilanz ändere sich auch nicht, wenn man berücksichtige, dass auch Zuwanderer altern, betont der Autor der Studie, der Wirtschaftsprofessor Holger Bonin. Allerdings beteiligen sie sich weniger am Erhalt weiterer Staatskosten, wie der Finanzierung von Straßen und Bundeswehr, als die Deutschen.


Die Zuwanderer könnten nach seiner Ansicht noch deutlich mehr zum Sozialstaat beitragen, wenn sie besser ausgebildet wären. Dann wären sie seltener arbeitslos, würden mehr verdienen und mehr Steuern zahlen. Hierzu stellt Bonin folgende Rechnung auf: Wenn die bereits heute in Deutschland lebenden Ausländer unter


30 Jahren im Schnitt das gleiche Bildungsniveau erreichten wie die Deutschen, so würden sie über ihre gesamte Lebenszeit 118400 Euro pro Kopf mehr an Steuern und Abgaben zahlen. „Gute Bildungspolitik ist die beste Integrationspolitik“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Seine Botschaft: Selbst wenn der Staat viel Geld in die Bildung von Migranten investiert, lohne sich dies finanziell.


Mit dieser Vermessung der Zuwanderer greift die Bertelsmann-Stiftung in die Debatte über Armutszuwanderer ein. Viele leben mangels Qualifikation und Sprachkenntnissen auch in Deutschland in prekären Verhältnissen und stocken ihre Hungerlöhne durch Hartz-IV-Leistungen auf. Die Union hatte eine „Zuwanderung in die Sozialsysteme“ stets abgelehnt. Die Studie macht nun zweierlei deutlich: Trotz der hohen Arbeitslosigkeit unter Zuwanderern sind sie unter dem Strich keine Belastung für die Sozialkassen. Zweitens sollte die Politik die Zuwanderung jedoch so steuern, dass möglichst viele qualifizierte Menschen ins Land kommen.


Tatsächlich geschieht dies bereits seit Jahren, Deutschland zieht immer mehr Hochqualifizierte an, etwa aus den Krisenstaaten Südeuropas. Durch eine Zuwanderung, die sich an Bildung und Arbeitsstellen orientiere, lasse sich die heimische Bevölkerung spürbar entlasten, schreibt Bonin. Die Politik müsse zudem erreichen, dass „von Anfang an günstige Integrationschancen bestehen“ und das Land attraktiv sei – was wiederum mit den verbreiteten Vorurteilen zu tun hat.

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