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Sorry, Ladys

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Am Dienstagabend endete die kurze, höchst umstrittene Karriere des Dapper Laughs. Daniel O’Reilly, Schöpfer dieser extrem sexistischen Cockney-Kunstfigur, verkündete in einem BBC-Interview, er habe „mit seiner Familie gesprochen“ und wolle die Rolle des Dapper weder weiterspielen noch den Eindruck erwecken, er teile ihre Ansichten. „Ich habe es einfach übertrieben“, sagte der Londoner Komiker. Kurz zuvor war bereits eine Großbritannien-Tour abgesagt worden, ebenso seine Show On the Pull auf dem Sender ITV 2.



Vor allem frauendfeindliche Sprüche machten die Kunstfiger Dapper Laugh bekannt.

O’Reilly, der mit seinem Alter Ego Dapper Laughs in Großbritannien erst berühmt und dann berüchtigt geworden war, versuchte, seriös und nüchtern zu wirken. Seinen Dapper-Laughs-Bart hatte er sich abrasiert, mit unbewegter Miene beantwortete er beim BBC-Nachrichtenmagazin Newsnight die scharfen Fragen der Interviewerin Emily Maitlis. Er sei „im Bestfall beleidigend“ und rufe „im schlimmsten Fall zu sexueller Belästigung auf“, warf Maitlis ihm vor. „Ich dachte, dass die Leute, die meine Masche mögen, erkennen, dass sie ein Witz ist“, antwortete O’Reilly.

Diese „Masche“ bestand aus Youtube-Clips, in denen Dapper Laughs seit 2013 Männern „Aufreißtipps“ wie diesen gab: „Wie findest du heraus, ob eine Frau dich mag? Ganz einfach: Zeig ihr deinen Penis. Wenn sie weint, ziert sie sich noch ein bisschen.“ In einem anderen Filmchen zückt er ein Messer und zischt: „Lüpf dein verdammtes Hemd!“. Ein Dapper-Rap gipfelt in der Ankündigung: „Wenn sie mich ansieht und mit ihrem Haar spielt, wird sie einen Rollstuhl brauchen, wenn die Nacht vorbei ist.“ Bei einem Live-Auftritt sagte O’Reilly zu einer Zuschauerin, sie lechze förmlich nach einer Vergewaltigung.

Daniel O’Reilly bediente die britische Lad-Kultur, die Sexismus in augenzwinkerndes Große-Jungs-Gehabe hüllt. Zugleich schien Dapper Laughs ein Paradebeispiel dafür zu sein, wie man an den Mainstream-Medien vorbei Karriere macht. Binnen eines Jahres hatte sich im Internet eine beachtliche Fangemeinde aufgebaut: 1,6 Millionen Follower bei Facebook, knapp 700000 bei Twitter, mehr als eine halbe Million beim Video-Dienst Vine. Popsternchen wie Eliza Doolittle und Fußballer wie Ashley Cole hatten Auftritte in seinen Selfie-Clips. Sein Song „Proper Moist“ („Ordentlich feucht“) erreichte im Februar ohne Label Platz 14 der UK-Charts.

„Die Figur kam bei einer bestimmten Zielgruppe sehr gut an. Ich hätte nie gedacht, dass so viele Menschen mich sehen würden!“, behauptete O’Reilly bei Newsnight. Er hätte es ahnen können: Angelockt von Dappers Erfolg beim kommerziell heiß begehrten jugendlichen Zuschauersegment gab der Sender ITV 2 ihm im Juli ein eigenes TV-Format. In On the Pull sollte er Männer, die es nötig hatten, mit seinen „Aufreißtipps“ versorgen. Doch dieser nach Verzweiflung riechende Versuch eines Fernsehsenders, sich an den Erfolg eines Social-Media-Phänomens zu hängen, entwickelte sich zum Desaster.

Dapper Laughs, dessen frauenfeindliche Exzesse in seiner Online-Nische keinen Beschränkungen unterworfen gewesen waren, zog harte Kritik auf sich. Ein Auftritt im Studentenklub der Universität Cardiff wurde Anfang November nach Protesten der Studenten abgesagt. Der Komiker Lee Kern nannte O’Reilly’s Show „einen Vergewaltiger-Almanach“. Und der Obdachlosen-Verein Shelter lehnte die Erlöse aus einem bei Spotify veröffentlichten „Dapper-Laughs-Weihnachtsalbum“ ab. Dappers Witze über Sex mit obdachlosen Frauen hatten ihre komische Wirkung verfehlt.

Am Dienstag wurde dem Komiker und ITV der öffentliche Druck zu groß: Während Daniel O’Reilly versuchte, sich so weit wie möglich von einer Figur zu distanzieren, die er früher „eine Verlängerung meiner eigenen Persönlichkeit“ genannt hatte, nahm der Sender die laufende On the Pull-Staffel aus dem Programm. In einem Kommentar für die Radio Times schrieb der Fernsehkritiker Jack Seale: „Die Jagd nach dem kleinsten gemeinsamen Jugend-Nenner ist für ITV zu einem Rohrkrepierer geworden.“

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