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Schwarz ist das neue Schwarz

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Endspiel um den Zwarte Piet. Darf der Geselle des Nikolaus weiterhin so aussehen, wie ihn niederländische Kinder seit Jahrzehnten kennen: schwarzes Gesicht, rote Lippen, Kraushaar? Oder ist das Rassismus, eine Beleidigung, wie viele farbige Einwohner wähnen? Ewig wogt die Diskussion schon, auch in diesem Jahr wieder, sie spaltet das Land. Nun haben, in letzter Minute vor dem Einzug des Heiligen und seiner Helfer am Wochenende, kurz nacheinander die beiden befugten Autoritäten entschieden, eine Kindersendung und das höchste Gericht. Gewonnen hat: die Tradition. Vorerst zumindest.



Die Niederlande diskutieren über den "Zwarte Piet" und müssen zwischen Tradition und unterschwelligem Rassismus entscheiden.

„Sinterklaasjournaal“, so heißt die zehnminütige TV-Show, die über alles Wissenswerte zum Nikolaus-Geschehen informiert. Sie läuft täglich im dritten öffentlich-rechtlichen Programm, bis zum 5. Dezember, dem „Päckchenabend“. Dieser Abend und die einschlägig gestalteten Wochen davor sind den Niederländern fast heiliger als das Kommerzfest Weihnachten, es wird als urtümlicher, traditioneller, als typisch niederländisch empfunden. Deshalb gilt das Journaal als Muss für die Kleinen. Und am Dienstagabend schauten auch die Großen alle zu. Kämen in der Sendung bunte statt schwarze Pieten zum Einsatz, setzte das nicht nur einen starken Trend, es wäre auch eine Kampfansage an die Bewahrer des Hergebrachten, als die sich auch Populisten wie Geert Wilders verstehen. Vermutlich hätten die Fernsehmacher monatelang im Bunker über ihre Strategie nachgedacht, mutmaßte der Volkskrant.

Die Moderatorin ging die Sache ironisch an, als sie Sinterklaas die „allerwichtigste Frage der ganzen Welt“ stellte. Ob er denn seine Pieten dabei habe? Natürlich, brummte der Weißbärtige, der in seinem Dampfer irgendwo zwischen Spanien und der holländischen Küste schaukelte, das Sinterklaasfest bleibe „altmodisch gezellig (gemütlich)“. Woraufhin seine Helfer ins Bild kamen: schwarz wie immer.

„Gezellig“ war das Stichwort, das in der Sendung 14 weitere Male bemüht wurde. Der Begriff drückt tiefste Wonne aus; nur wo es „gezellig“ ist, fühlt sich der Niederländer wohl. Die Zuschauer konnten sich nun aussuchen, ob die absurde Häufung des Wortes als Aufruf gemeint war, die Gemütlichkeit des Festes zu wahren – oder als Veräppelung von Traditions- und Gemütlichkeitsmanie. Völlig unmissverständlich war jedenfalls der Einsatz einer dunkelhäutigen Außenreporterin.

Ebenso klar fiel am Mittwoch das Urteil des Raad van State aus. Das höchste Verwaltungsgericht kippte ein Urteil vom Juli, wonach sich Amsterdams Bürgermeister Eberhard van der Laan bei der Genehmigung des Sinterklaas-Umzugs 2013 mehr Gedanken über einen möglichen rassistischen Hintergrund hätte machen müssen. Hätte er nicht, so die Richter nun, er habe nur die öffentliche Ordnung und die Sicherheit zu gewährleisten. Alles andere müsse zivil- oder strafrechtlich geklärt werden.

Tatsächlich hat sich van der Laan viele Gedanken gemacht und diverse Konferenzen zur Frage organisiert. Die Amsterdamer Pieten tragen keine goldenen Ohrringe mehr, ein Drittel von ihnen wird rußfleckig statt pechschwarz geschminkt. Eine Handvoll Städte hat ähnliche Veränderungen angekündigt. In Gouda, wo Sinterklaas am Samstag erstmals an Land geht, werden ihn käsegelbe und waffelfarbige Pieten begleiten. Im Rest des Landes wird sich aber wenig verändern. Nur 2,2 Prozent der Schulen erwägen laut einer Umfrage Anpassungen, und 205 von 211 Sinterklaas-Komitees erklärten, ihr Peter bleibe schwarz. Einige wollten das Journaal abwarten und bleiben nun wohl konservativ.

Vielleicht liegen sie damit falsch: Manche glauben, die Pieten in der Sendung würden noch bunt, und verweisen auf das Sinterklaas-Zitat aus einer Vorankündigung. Da hieß es, das Schiff werde in einen Regenbogen fahren.

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