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Terrormiliz auf dem Trockenen

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Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verdient weit weniger durch den Verkauf von Erdöl als bislang angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR der Bundesnachrichtendienst (BND) in einer vertraulichen Analyse für die Bundesregierung.



Die Terrormiliz kontrolliert seit etlichen Monaten Ölfelder in Ostsyrien und im Nordirak.

Der IS gilt als die reichste Terrorbande aller Zeiten. Ihr Vermögen wird von einigen Nachrichtendiensten auf weit mehr als eine Milliarde Dollar geschätzt. IS finanziert sich weitgehend selbst. Das Geld stammt vor allem aus Erpressung, Kunstraub, Entführungen und Schmuggelgeschäften. Früher war angeblich Erdöl die Haupteinnahmequelle, heute sollen es die Steuern sein. Im Irak soll ein Großteil des Weizenhandels in Hand des IS sein.

Das Ölgeschäft hingegen bricht ab: In der Vergangenheit war, teilweise mit Verweis auf Angaben des amerikanischen United States Central Command (Centcom), von Öleinnahmen des IS in Höhe von einer Milliarde Dollar berichtet worden. Manche Experten gingen sogar von Jahreserlösen in Höhe von zwei bis drei Milliarden Euro aus.

Der BND kam jetzt zu dem Ergebnis, dass sich die diversen Einnahmeschätzungen vor allem auf Angaben der Nichtregierungsorganisation Iraq Energy Institute stützen, auf die sich offenbar auch das Centcom beziehe. Die Schätzungen des Instituts seien, in Teilen zumindest, „wenig realistisch“ und „ nicht plausibel“.
„Bei genauerer Betrachtung“ jedenfalls erwiesen sich die „Spekulationen über derart hohe Einnahmen als weit übertrieben“. Der BND geht davon aus, dass die IS-Ölgeschäfte derzeit weniger als hundert Millionen Dollar im Jahr bringen. Diese Schätzung sei vermutlich immer noch zu hoch. „Perspektivisch“ betrachtet dürften die Erlöse sogar „erheblich niedriger liegen“.

Die Terrormiliz kontrolliert seit etlichen Monaten Ölfelder in Ostsyrien und im Nordirak, und Öl war von Anfang ein Kernstück der ökonomischen IS-Strategie, die es auch gibt. Aber das Ölgeschäft kennt immer Konjunkturen und im Fall IS gilt das offenbar ganz besonders.

Die frühere Produktion aller zumindest zeitweise unter IS-Kontrolle stehenden Anlagen lag laut Angaben des BND bei 172000 Barrel pro Tag. Im August dieses Jahres seien es schätzungsweise noch 64000 Barrel gewesen. Wichtige Ölgebiete im Irak stünden seitdem aber nicht mehr unter der Kontrolle des IS. Die aktuelle Produktion wird in der im vorigen Monat erstellten BND-Analyse auf 28000 Barrel geschätzt. Allenfalls 10000 Barrel gelangten in den Export.

Den größten Teil der „noch vorhandenen Erdölförderung“ verbrauche der IS mittlerweile selbst. Die Berechnung des „Eigenverbrauchs“ des IS werde aber „in vielen Schätzungen gänzlich vernachlässigt“. So bräuchten Gewerbebetriebe in den vom IS kontrollierten Gebieten den Brennstoff. Eine „ausreichende Versorgung der Zivilbevölkerung“ mit Öl könne die Terrormiliz „derzeit nicht gewährleisten“. Wegen einer Verknappung von Treib-und Kraftstoffen sei es sogar zu erheblichen Preisaufschlägen vor allem für Diesel gekommen. Es gebe Hinweise, dass sich die Preise mehr als verdoppelt hätten.

Die in Syrien noch vorhandene Ölproduktion werde mittlerweile „hauptsächlich in primitiven Anlagen mit einem Durchsatz von jeweils 200 bis 300 Barrel pro Tag“ zu „Produkten minderer Qualität“ verarbeitet. Vermutlich seien mehr als 50 Prozent der IS- Ölverarbeitungskapazitäten durch die Luftangriffe der von den USA geführten Koalition zerstört worden. Weil sich die internationalen Öl-und Gasgesellschaften schon vor Jahren aus Syrien zurückgezogen hätten, fehle es mittlerweile allerorten an ausländischen Experten, die aber zur „Aufrechterhaltung der Ölproduktion benötigt“ würden.

Die Öl-Lagerstätten müssten zur Aufrechterhaltung des Drucks mit Gas oder Wasser injiziert werden. Dafür aber brauche es Spezialisten, die nicht mehr da seien: „IS kann dies derzeit nicht bewerkstelligen“, so der BND. Die Terrororganisation verfüge nur noch „sehr eingeschränkt über das notwendige Personal zur Bedienung der Anlagen“. Es fehle auch an technischer Ausrüstung, etliche der Anlagen seien beschädigt oder zerstört. Die Pipelines stünden oft nicht mehr zur Verfügung oder führten in Gebiete, die nicht von der Terrormiliz kontrolliert würden.

Der oft beschriebene Schmuggel von irakischem Rohöl über Iran oder nach Jordanien sei „seit Beginn der US-Luftschläge zurückgegangen“. Nur „vergleichsweise geringe Mengen Rohöl“ würden vom IS aus Syrien exportiert. Zielländer seien vor allem die Türkei und der Irak. Die Preise lägen „weit unter Weltmarktniveau“ .Wegen des „dramatischen Verfalls der Preise am internationalen Ölmarkt“ dürften die Preise für IS-Öl „deutlich gesunken sein“.

Die „im Ölschmuggel aktiven Spediteure“ sollen sich nach Erkenntnissen des BND mittlerweile „größtenteils zurückgezogen haben“. Ein beträchtlicher Teil der Einnahmen aus dem traditionellen Öl-Schmuggel komme ohnehin nicht dem IS, sondern „bereits etablierten Kanälen“ zugute.

Zwar habe der Schmuggel auf dem „Ameisenweg“ mit Eseln oder Fahrzeugen zugenommen; er dürfte sich aber, so der BND, selbst in den Spitzenzeiten „in einem Umfang von allenfalls wenigen Tausend Barrel pro Tag bewegt haben“.

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