Die Jungsfrage:
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Jungs schauen gerne Mädchen an. Wir tun das immer, ganz gleich, ob wir uns gerade in einer Bar, in einer Bibliothek oder in der Schlange zur Käse-Theke befinden. Unsere Blicke bleiben vor allem an denen von euch haften, die uns gefallen und zumindest theoretisch als anflirtbar in Frage kommen. Das heißt auch: an denen, die in unserer Altersklasse sind.
Mädchen und Frauen, die deutlich älter oder jünger sind als wir, scheiden bei den meisten von uns aus. In der Käsetheken-Situation ist der Toleranzbereich tendenziell ein bisschen größer, weil hier das Flirten ja auf jeden Fall Theorie bleibt und das Gucken lediglich die Zeit bis zur Bestellung eines Stück Höhlenkäses vertreiben soll. In der Bar oder im Club, und ganz besonders natürlich, wenn wir Single sind, ist jeder Blick mit dem Ausrechnen von Chancen verbunden.
Irgendwann zwischen 25 und 30 gibt es in diesem Verhalten einen entscheidenden Bruch: den Moment, in dem wir zum ersten Mal denken: „Nee, die ist echt zu jung.“ Die meiste Zeit unseres Lebens haben wir nur ältere Frauen aus unserem Guck-und-Flirt-Verhalten ausgeschlossen, nach unten hin war – im legalen Bereich – immer alles denk- und vorstellbar. Und jetzt plötzlich haben wir das Gefühl, dass das jetzt nicht mehr so ist. Dass es Mädchen gibt, die zu jung für uns sind. Die sich wahrscheinlich wundern würden, wenn wir sie an der Bar ansprächen, oder das sogar unpassend bis eklig fänden. Und selbst wenn nicht: Wir lassen das Ansprechen lieber sein, denn wir kämen uns dabei viel zu Berlusconi-mäßig widerlich vor.
Ich habe das Gefühl, dass diese gefühlte Altersgrenze bei euch anders aussieht. Dass ihr nicht so verkrampft seid bei der Vorstellung, mit einem wesentlich Jüngeren etwas anzufangen, und euch weniger Sorgen macht, dabei wie ein sabberndes, nach Frischfleisch gierendes Tier zu wirken. Dass eure Grenze eher ein Grenzmarkierungspfosten ist, an dem ihr auch locker vorbeischlendern könnt, während uns meterhoher Nato-Stacheldraht den Weg versperrt.
Sehe ich das richtig? Seid ihr entspannter in Sachen jüngere Jungs? Denkt ihr darüber nach, was noch geht und was nicht? Und wie geht es euch dabei?
Auf der nächsten Seite: die Mädchenantwort von friederike-vonhelden
[seitenumbruch]Die Mädchenantwort
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Ah, die Vito Schnabel-Frage! Würde ich es einer Heidi Klum gleich tun und mir mit 41 einen 14 Jahre jüngeren ziemlich coolen Typen schnappen und mit ihm um die Häuser ziehen? Oder wäre mir das zu peinlich?
Ich stehe nicht auf jüngere Typen. Tat ich noch nie und werde ich aller Voraussicht nach auch nicht. Nicht, dass ich nicht sehen würde, was für heiße Typen durch die Gegend laufen, unterhalb meiner Altersklasse; all die Jungs, die auf ihren Longboards durch die Stadt rollen und dabei extrem lässig aussehen mit ihren Undercuts und kreativen Gesichtsbehaarungen, auf die sie vermutlich sehr viel mehr Gedanken verschwendet haben, als man sich vorstellen möchte.
Und in der Fantasie könnte ich mir durchaus vorstellen, so ein Exemplar von seinem Board zu holen und ihm zu zeigen, „wo der Bartl den Most her holt“, „ein bisschen Bettenboogie veranstalten“, „das alte Rein-raus-Spiel spielen“, etc.pp.... (entschuldige, mit mir ging gerade der Thesaurus durch)
Nur: diese Fantasie in die Wirklichkeit umsetzen, das würde ich niemals tun. Denn die Vorstellung, im Anschluss an den Sex dann noch auf seinem ja doch eher beknackten Longboard in irgendeinen Club fahren und mich dann für irgendeinen unhörbaren Elektro-Scheiß interessieren und bis um drei Uhr morgens saufen zu müssen, weil man das halt so macht – also echt: Das könnte ich im Kopf nicht aushalten! Und im Körper gleich dreimal nicht.
Und so verblasst mein mentaler „Ladie-Boner“ sofort wieder und ich denke mir: Ach, nett und hübsch und sehr angenehm anzusehen. „Aber..“, um diese eine Band aus dem letzten Jahrtausend zu paraphrasieren: „..hier leben? Nein danke!“
P.S.: Aber eine Beobachtung von dir stimmt auf jeden Fall: wir kommen uns bei dieser Vorstellung nicht übermäßig creepy vor. Und dafür gibt es meines Erachtens eine ganz schlichte Erklärung: Weil von uns keine potentielle Gefahr für diese jüngeren Männer ausgeht, wird das weibliche Begehren nie als potentiell bedrohlich betrachtet, sondern eher als schmeichelhaft.