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35 Jahre für den Whistleblower

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Sein Anwalt stellte Manning als Idealisten dar, die Anklage wollte den Prozess zur Abschreckung nutzen. Ein Militärgericht hat nun das Strafmaß festgelegt

Washington - Am Montag hatte Bradley Mannings Anwalt noch einmal versucht, das Schlimmste abzuwenden. Die Staatsanwaltschaft hatte da gerade verlangt, den US-Gefreiten und Whistleblower 60 Jahre lang im Gefängnis sitzen zu lassen. Um diese Zeitspanne von sechs Jahrzehnten zu veranschaulichen, zeigte Mannings Anwalt Davis Coombs im Gerichtssaal Fotos großer Weltereignisse der vergangenen Jahrzehnte und fragte: "Was ist im Jahr 1953 passiert?". Das ist 60 Jahre her. So lange, fügte Coombs hinzu, wolle die Regierung Manning hinter Gittern sehen. "Das wäre falsch", sagte er.



Für die einen ist er ein Held, für die anderen ein Verräter. Ein Gericht hat jetzt Bradley Manning zu 35 Jahren Haft verurteilt.

Nun hat das Gericht entschieden - und blieb weit hinter der Forderung der Anklage zurück. Die Militärrichterin Denise Lind legte das Strafmaß am Mittwoch in Fort Meade auf 35Jahre fest, nachdem sie Manning bereits im Juli für schuldig befunden hatte, vertrauliche Unterlagen gestohlen und gegen das amerikanische Spionagegesetz verstoßen zu haben. In 20 von 22 Punkten folgte Lind den Vorwürfen der Anklage, vom besonders schweren Vorwurf der Feindesunterstützung hingegen sprach sie Manning frei.

Manning, 25 Jahre alt, wird damit wahrscheinlich mindestens 11 Jahre im Gefängnis verbringen müssen. Erst wenn ein Drittel der Strafe verbüßt ist, kann er sich voraussichtlich um eine vorzeitige Freilassung bemühen. Die Entscheidung über das Strafmaß soll nun automatisch von einem militärischen Berufungsgericht überprüft werden, es sei denn, Manning verzichtet auf diese Möglichkeit.

Der junge Gefreite war von Ende 2009 bis Mitte 2010 in der Nähe von Bagdad im Irak stationiert und hatte damals 700000Geheimdokumente der US-Regierung digital kopiert und an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergeleitet, überwiegend bestand das Material aus diplomatischen Depeschen. Dies gilt als größtes Leck vertraulicher Daten in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Manning verriet damals einem Hacker, er sei schockiert über das, was die Vereinigten Staaten anrichteten und er fühle sich in der Pflicht, die Weltöffentlichkeit darüber aufzuklären. Geld hingegen sei ihm nicht wichtig. Der Hacker verriet Manning anschließend bei den US-Behörden. Nach seiner Festnahme wurde der Gefreite zunächst monatelang in Isolationshaft gehalten.

Die Anklage warf Manning vor, dass er mit seinen Enthüllungen Menschenleben gefährdet und die Auslandsbeziehungen der USA beschädigt habe. "Er hat die Vereinigten Staaten verraten und wegen dieses Verrats verdient er es, den überwiegenden Teil seines verbleibenden Lebens in Gefangenschaft zu verbringen", erklärte Militär-Staatsanwalt Joe Morrow.

Der Anklage ging es dabei allerdings nicht nur um Manning selbst: Sie wollte ein besonders hartes Urteil erwirken, um andere mögliche Whistleblower abzuschrecken. So gesehen hat der Prozess zusätzliche Brisanz bekommen durch die jüngsten Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden über die Abhör-Praktiken des US-Geheimdienstes National Security Agency (NSA). Snowden hat jüngst in Russland Asyl erhalten, was die Regierung in Washington verärgert hat, die ihn vor Gericht stellen möchte. Unter keinem US-Präsidenten der jüngeren Geschichte sind Whistleblower strafrechtlich so hart verfolgt worden wie unter Barack Obama.

Mannings Verteidiger Coombs hatte seit Prozessbeginn um Milde für seinen Mandanten gebeten. Er stellte Manning als einen Idealisten dar, der zwar naiv gewesen sei, aber niemandem habe schaden wollen. Manning habe im Irak unter psychischen Problemen gelitten, die unter anderem mit seiner sexuellen Orientierung zu tun hatten. Angesichts seines auffälligen Benehmens hätten ihn seine Vorgesetzten viel früher vom Dienst suspendieren müssen, sagte sein Anwalt.

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