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Späte Erlösung

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Pep Guardiola hüpfte über den Rasen wie ein kleiner Junge, die Zunge klemmte zwischen seinen Lippen, er hatte jetzt einen Schuljungenstreich vor. Guardiola sprang ab – und rempelte mit Jérôme Boateng zusammen. Guardiola lachte, Boateng lachte.

Es war ja noch einmal gut gegangen.



Boateng bejubelt seinen Siegtreffer gegen Manchester City.

Der Schuljungenstreich war der Jubel des Trainers mit seinem Innenverteidiger über ein spätes Tor, das Guardiola spät einen erfreulichen Mittwochabend bescherte: Der FC Bayern besiegte zum Auftakt der Champions League Manchester City 1:0 (0:0). Der Trainer hatte einiges riskiert an diesem Abend. Dass er am Ende vieles richtig gemacht hatte, verdankte er vor allem Jérôme Boateng. Nicht nur wegen dessen Schuss in der 90. Minute, den Götze entscheidend abfälschte. „Natürlich ist beim ersten Spiel der Druck relativ hoch“, sagte Guardiola, „dass wir mit einem Sieg gegen City gestartet sind, ist ein guter Anfang.“
Der FC Bayern hatte die Partie dominiert, trotz der zahlreichen Ausfälle, am Tag zuvor kam noch Franck Ribéry dazu, wegen Problemen mit der Patellasehne. Die Mannschaft spielte über weite Strecken der Partie wieder den kontrollierten Ballbesitzstil, den Guardiola in der vergangenen Saison geprägt hatte. Und die Mannschaft spielte diesen Stil, obwohl ihr Trainer auch personell etwas gewagt hatte.

Der Trainer veränderte seine Startelf im Vergleich zur Partie am vergangenen Samstag gegen Stuttgart auf zwei Positionen. Rafinha kehrte nach seinem Außenbandriss zurück, zudem debütierte Mehdi Benatia, der Zugang vom AS Rom. Der Innenverteidiger, über den Guardiola am Wochenende noch gesagt hatte, dass er nicht fit genug sei. Der Trainer gab nach dem Abpfiff zu, dass es eine riskante Veränderung war, da die beiden „frisch reingekommen sind“, er sagte aber auch: „Sie haben gezeigt, dass sie sich mit entsprechendem Herzen darstellen können.“ Auch dank der beiden neuen Spieler mit ihren entsprechenden Herzen ließ Guardiola ein sehr flexibles System spielen, nicht nur in der Offensive, auch in der Defensive tauschten die Spieler oft die Positionen, bildeten mal eine Dreierabwehrkette, mal eine Viererabwehrkette. Benatia zum Beispiel stand meist rechts in der Abwehr, rückte aber gelegentlich auch weiter in die Mitte.

Es ging für Guardiola und den FC Bayern in dieser Partie ja auch um die Deutungshoheit ihres Stils. Beim vergangenen Champions-League-Heimspiel, beim 0:4 im Halbfinale im Mai gegen Real Madrid, hatte Guardiola seine eigenen Ideen verraten, sein Team wurde ausgekontert und bei Standardsituationen überrumpelt. Und in der Partie gegen Stuttgart dominierte Xabi Alonso mit seinen langen Pässen den Stil des Teams, das in der vergangenen Saison noch die Guardiola-typische Kurzpass-Ideologie verfolgt hatte.
Gegen Manchester spielte Alonso ab und zu wieder einen langen Pass, doch es waren die schnellen kurzen Pässe durch die Mitte, durch die der FC Bayern immer wieder gefährlich wurde, das erste Mal nach nicht einmal 40 Sekunden. Mario Götze passte zu Robert Lewandowski, der den Ball in einer Drehbewegung zu Thomas Müller weiterleitete – der Angreifer traf jedoch nur das Außennetz.

Es war der muntere Auftakt einer unterhaltsamen ersten Halbzeit. Der FC Bayern erspielte sich immer wieder gute Gelegenheiten gegen einen Gegner, der ebenfalls variierte. Mal konterte Manchester flink, mal bemühten sich die Gäste selbst um einen strukturieren Spielaufbau. Nach einer knappen Viertelstunde war der Ballbesitzanteil daher noch ziemlich ausgeglichen. „Wir hatten doch das eine oder andere Problem mit der Ballbesitzkontrolle“, sagte Pep Guardiola, er habe deswegen auch seine Abwehr von einer Dreier- auf eine Viererkette umgestellt.

Auch die nächste gute Torchance hatte: Thomas Müller. Alonso leitete einen Angriff an der Mittellinie mit einem kurzen Pass ein, Götze spielte auf den flinken Juan Bernat, der flankte präzise zu Müller – dessen Kopfball parierte Joe Hart mit der linken Hand (19.). Zwei Minuten später wehrte der englische Torwart einen abgefälschten Schuss von Götze souverän ab.

Dass die Konter der Gäste selten gefährlich wurden, lag vor allem am aufmerksamen Abwehrchef Boateng. In der 26. Minute etwa grätschte er den Ball weg, hinter ihm lauerte Edin Dzeko. Es war jedoch weiter die Ausnahme, dass Manchester im Münchner Strafraum auftauchte. Stattdessen häuften sich die Möglichkeiten der Münchner. Alaba mit einer Doppelchance (31., 32.) und Lewandowski mit einem Schuss ans Außennetz vergaben.

In der zweiten Halbzeit konzentrierte sich Manchester stärker auf Konter, überließ dem FC Bayern großteils die Spielgestaltung. Und so kam der Gastgeber weiter zu guten Möglichkeiten. Nach einem Hackentrick von Müller scheiterte Götze erneut an Hart (55.). Fünf Minuten später sprang der Torwart erst unter einen Flanke hindurch, um dann einen Schuss von Bernat gerade so noch zu entschärfen.

Guardiola riskierte in der Schlussviertelstunde mehr, wechselte Arjen Robben ein, wechselte Claudio Pizarro ein. Doch es dauerte bis zur letzten Minute der regulären Spielzeit, bis dieses Risiko belohnt wurde. Nach einem Eckball stand Boateng frei am langen Pfosten, er wurde jedoch zunächst nicht angespielt. Dann flog der Ball hoch durch den Strafraum, Götze ließ ihn von seinem Fuß abprallen, zu Boateng. Der Innenverteidiger schoss vom Strafraumeck aus, der Ball prallte an Götzes Rücken – und von dort ins Tor. „Ich hatte Glück, dass der Ball zu mir gekommen ist, dann habe ich super getroffen“, sagte Boateng.
In der Nachspielzeit war Dante unaufmerksam, Kun Agüero spitzelte den Ball knapp am Pfosten vorbei. Es war noch einmal gut gegangen.


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