Achtung, dieser Text enthält Spoiler!
So ein Happy End macht es sich natürlich einfach: Alle sind glücklich. Mindestens bis an ihr Lebensende. Wahrscheinlich darüber hinaus. Wer soll das glauben? Ein Happy End ist schön, aber immer auch unbefriedigend.
Dass es sich die Macher von „How I Met Your Mother“ mit ihrem Serienfinale eben nicht so einfach gemacht haben, war mutig. Doch die meisten Fans sahen das anders.
Am 31. März lief in den USA das Finale von „How I Met Your Mother“ im Fernsehen, im August wurde es schließlich in Deutschland ausgestrahlt: In der letzten Folge erfährt man im Schnelldurchlauf, dass Teds Frau Tracy stirbt und Ted am Ende wieder mit Robin zusammenkommt.
Vor allem in den USA und auf Twitter wurde das Finale viel kommentiert und vor allem kritisiert: Die Spannbreite der Kommentare reichte von „that was the worst finale I have ever watched“ bis „what a brilliant finale“. Es gab sogar eine Petition, die forderte, das Ende neu zu schreiben und zu drehen. Gut 22.000 Personen haben unterzeichnet.
Schon wenige Tage nach der Ausstrahlung des Finales in den USA twitterte Craig Thomas, der Erfinder der Serie, dass es einen „Plan B“ gebe. Von Anfang an hatten er und sein Team zwei verschiedene Enden geplant. Der alternative Schluss sollte auf der DVD-Box, die im Herbst erscheint, als Bonusmaterial enthalten sein. Doch nun tauchte er bereits am vergangenen Wochenende im Netz auf. Die Videos wurden teilweise gelöscht, hier kann man das Ende aber noch sehen (Stand: 9.9.14).
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Die neue Fassung ist vor allem eine gekürzte Version des Original-Schlusses und endet mit drei glücklichen Paaren und ohne Todesfall. Am Schluss sagt Ted: „Und so, Kinder, habe ich eure Mutter kennengelernt.“
Serien- und Filmfans sind oft enttäuscht von Enden, besonders von dramatischen oder offenen Ausgängen. Zum Beispiel nach dem legendären Finale von „The Sopranos“: Die Fans rätseln noch sieben Jahre nach dem Ende der Serie, ob die Hauptfigur Tony Soprano am Ende stirbt oder nicht.
Dass uns gerade Serienfinale und Filmenden so beschäftigen, so aufregen, liegt einerseits an der Erwartungshaltung, die im Laufe von Staffeln und Filmminuten immer mehr wächst. Um die zu befriedigen, braucht es einen besonderen Schluss – und der ist, seien wir ehrlich, nur selten ein Happy End. Auf der anderen Seite wird der Schluss das Gefühl bleiben, das man mit einer Serie oder einem Film verbindet, das Gefühl, das wir haben, wenn wir nach einem Film aus dem Kino auf die Straße stolpern oder nach der Serie von der Couch aufstehen und Zähneputzen gehen. Tief im Herzen wünschen wir uns, dass die Sache für die Protagonisten gut ausgeht. Es ist ein Dilemma. Eins, das schon viele Fans die Enden von Filmen und Serien umschneiden ließ: Auf YouTube bekommt man 600.000 Treffer, wenn man nach „alternate ending“ sucht. Ein Video mit den zehn schlimmsten Filmenden wurde knapp zehn Millionen Mal angeklickt.
Auch vom Finale von „The Sopranos“ gibt es mehrere alternative Schlussszenen, vor allem quatschige, in denen Tony Soprano zum Beispiel in der letzten Szene pupst oder die Erde von einem Raumschiff angegriffen wird. Andere alternative Enden entstanden aus emotionalem Antrieb: Fans der in Deutschland relativ unbekannten Serie „Chuck“ waren nach deren offenem Ende so enttäuscht, dass sie ein Happy End bastelten, in dem die Hauptfiguren Chuck und Sarah doch wieder zusammenkommen.
Der Wunsch, Geschichten umzuschreiben, existiert vermutlich so lange wie das Geschichtenerzählen selbst. Erste einzelne Fan-Fiction-Autoren, die die Geschichten um ihre Hauptfiguren um- oder weitererzählen, sind seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt. Damals schrieben sie die Geschichten von Jane Austen oder um Sherlock Holmes weiter. Seit es YouTube und Schnittprogramme gibt, mit denen auch Laien umgehen können, ist Fan-Fiction auch im Bewegtbild möglich. Längst hat nicht mehr nur der Geschichtenerzähler allein das Recht, seine Geschichte zu Ende erzählen. Er muss es sich mitunter mit seinen Lesern und Zuschauern teilen.
Die Filme- und Serienmacher haben das erkannt. Heute ist es ein wenig Mode geworden, dass sie selbst Alternativen anbieten und sich damit auch nach den Wünschen der Zuschauer richten. Manchmal, wie bei dem Science-Fiction-Film „I Am Legend“ mit Will Smith, um als alternatives Ende auf der DVD noch den Schluss der Romanvorlage zu berücksichtigen. Manchmal auch, um die Fans zu versöhnen, wie bei „How I Met Your Mother“: Für die „Final Haters“ gibt es jetzt optional ein Happy End, oder wenigstens einen offenen Schluss. Für den Moment sind jedenfalls alle Protagonisten glücklich. Viele Fans auch. Damit geht der Plan der Macher der Serie auf, die ihre Fans wohl vor allem deshalb besänftigen wollten, damit diese die DVD-Box mit dem Bonusmaterial kaufen.
Manchmal beweisen die Drehbuchautoren mit alternativen Enden auch einfach Humor, wie bei „Breaking Bad“: Auf der DVD gibt es ein alternatives Ende, das „Breaking Bad“ als Prequel der Comedy-Serie „Malcolm mittendrin“ inszeniert: In dem Video wacht der Walter-White-Darsteller Bryan Cranston plötzlich als Hal Wilkerson aus „Malcolm mittendrin“ auf. In der Sitcom spielte er einen überforderten, aber sehr liebenswerten Familienvater. Was er in „Breaking Bad“ erlebt hat, war demnach nur ein Albraum. „Ich war ein Weltklasse-Chemiker und kochte ultrareines Methamphetamin“, erzählt er seiner Frau Lois. Die lacht nur uns sagt: „Als ob du irgendetwas kochen könntest!“
Und tief im Herzen sind wir schon froh, dass es noch ein Ende gibt, in dem es Bryan Cranston gut geht. Ob als Walter oder als Hal, ist dann auch ganz egal.
http://www.youtube.com/watch?v=GtYNX3JWzjc
So ein Happy End macht es sich natürlich einfach: Alle sind glücklich. Mindestens bis an ihr Lebensende. Wahrscheinlich darüber hinaus. Wer soll das glauben? Ein Happy End ist schön, aber immer auch unbefriedigend.
Dass es sich die Macher von „How I Met Your Mother“ mit ihrem Serienfinale eben nicht so einfach gemacht haben, war mutig. Doch die meisten Fans sahen das anders.
Am 31. März lief in den USA das Finale von „How I Met Your Mother“ im Fernsehen, im August wurde es schließlich in Deutschland ausgestrahlt: In der letzten Folge erfährt man im Schnelldurchlauf, dass Teds Frau Tracy stirbt und Ted am Ende wieder mit Robin zusammenkommt.
Vor allem in den USA und auf Twitter wurde das Finale viel kommentiert und vor allem kritisiert: Die Spannbreite der Kommentare reichte von „that was the worst finale I have ever watched“ bis „what a brilliant finale“. Es gab sogar eine Petition, die forderte, das Ende neu zu schreiben und zu drehen. Gut 22.000 Personen haben unterzeichnet.
Schon wenige Tage nach der Ausstrahlung des Finales in den USA twitterte Craig Thomas, der Erfinder der Serie, dass es einen „Plan B“ gebe. Von Anfang an hatten er und sein Team zwei verschiedene Enden geplant. Der alternative Schluss sollte auf der DVD-Box, die im Herbst erscheint, als Bonusmaterial enthalten sein. Doch nun tauchte er bereits am vergangenen Wochenende im Netz auf. Die Videos wurden teilweise gelöscht, hier kann man das Ende aber noch sehen (Stand: 9.9.14).
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Die neue Fassung ist vor allem eine gekürzte Version des Original-Schlusses und endet mit drei glücklichen Paaren und ohne Todesfall. Am Schluss sagt Ted: „Und so, Kinder, habe ich eure Mutter kennengelernt.“
Serien- und Filmfans sind oft enttäuscht von Enden, besonders von dramatischen oder offenen Ausgängen. Zum Beispiel nach dem legendären Finale von „The Sopranos“: Die Fans rätseln noch sieben Jahre nach dem Ende der Serie, ob die Hauptfigur Tony Soprano am Ende stirbt oder nicht.
Dass uns gerade Serienfinale und Filmenden so beschäftigen, so aufregen, liegt einerseits an der Erwartungshaltung, die im Laufe von Staffeln und Filmminuten immer mehr wächst. Um die zu befriedigen, braucht es einen besonderen Schluss – und der ist, seien wir ehrlich, nur selten ein Happy End. Auf der anderen Seite wird der Schluss das Gefühl bleiben, das man mit einer Serie oder einem Film verbindet, das Gefühl, das wir haben, wenn wir nach einem Film aus dem Kino auf die Straße stolpern oder nach der Serie von der Couch aufstehen und Zähneputzen gehen. Tief im Herzen wünschen wir uns, dass die Sache für die Protagonisten gut ausgeht. Es ist ein Dilemma. Eins, das schon viele Fans die Enden von Filmen und Serien umschneiden ließ: Auf YouTube bekommt man 600.000 Treffer, wenn man nach „alternate ending“ sucht. Ein Video mit den zehn schlimmsten Filmenden wurde knapp zehn Millionen Mal angeklickt.
Auch vom Finale von „The Sopranos“ gibt es mehrere alternative Schlussszenen, vor allem quatschige, in denen Tony Soprano zum Beispiel in der letzten Szene pupst oder die Erde von einem Raumschiff angegriffen wird. Andere alternative Enden entstanden aus emotionalem Antrieb: Fans der in Deutschland relativ unbekannten Serie „Chuck“ waren nach deren offenem Ende so enttäuscht, dass sie ein Happy End bastelten, in dem die Hauptfiguren Chuck und Sarah doch wieder zusammenkommen.
Der Wunsch, Geschichten umzuschreiben, existiert vermutlich so lange wie das Geschichtenerzählen selbst. Erste einzelne Fan-Fiction-Autoren, die die Geschichten um ihre Hauptfiguren um- oder weitererzählen, sind seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt. Damals schrieben sie die Geschichten von Jane Austen oder um Sherlock Holmes weiter. Seit es YouTube und Schnittprogramme gibt, mit denen auch Laien umgehen können, ist Fan-Fiction auch im Bewegtbild möglich. Längst hat nicht mehr nur der Geschichtenerzähler allein das Recht, seine Geschichte zu Ende erzählen. Er muss es sich mitunter mit seinen Lesern und Zuschauern teilen.
Die Filme- und Serienmacher haben das erkannt. Heute ist es ein wenig Mode geworden, dass sie selbst Alternativen anbieten und sich damit auch nach den Wünschen der Zuschauer richten. Manchmal, wie bei dem Science-Fiction-Film „I Am Legend“ mit Will Smith, um als alternatives Ende auf der DVD noch den Schluss der Romanvorlage zu berücksichtigen. Manchmal auch, um die Fans zu versöhnen, wie bei „How I Met Your Mother“: Für die „Final Haters“ gibt es jetzt optional ein Happy End, oder wenigstens einen offenen Schluss. Für den Moment sind jedenfalls alle Protagonisten glücklich. Viele Fans auch. Damit geht der Plan der Macher der Serie auf, die ihre Fans wohl vor allem deshalb besänftigen wollten, damit diese die DVD-Box mit dem Bonusmaterial kaufen.
Manchmal beweisen die Drehbuchautoren mit alternativen Enden auch einfach Humor, wie bei „Breaking Bad“: Auf der DVD gibt es ein alternatives Ende, das „Breaking Bad“ als Prequel der Comedy-Serie „Malcolm mittendrin“ inszeniert: In dem Video wacht der Walter-White-Darsteller Bryan Cranston plötzlich als Hal Wilkerson aus „Malcolm mittendrin“ auf. In der Sitcom spielte er einen überforderten, aber sehr liebenswerten Familienvater. Was er in „Breaking Bad“ erlebt hat, war demnach nur ein Albraum. „Ich war ein Weltklasse-Chemiker und kochte ultrareines Methamphetamin“, erzählt er seiner Frau Lois. Die lacht nur uns sagt: „Als ob du irgendetwas kochen könntest!“
Und tief im Herzen sind wir schon froh, dass es noch ein Ende gibt, in dem es Bryan Cranston gut geht. Ob als Walter oder als Hal, ist dann auch ganz egal.
http://www.youtube.com/watch?v=GtYNX3JWzjc