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Gewalt erfasst viele Städte in Ägypten

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Die Islamisten machen ihre Drohung wahr und demonstrieren am "Freitag der Wut" gegen die Armee. Bei Straßenschlachten gibt es Tote und Verletzte. Auswärtiges Amt rät von Reisen eindringlich ab

Kairo - In Ägypten ist es am Freitag in mehreren Städten zu neuen blutigen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi gekommen. In Kairo folgten Zehntausende einem Aufruf der islamistischen Muslimbrüder, mit einem "Freitag der Wut" gegen die gewaltsame Räumung zweier Protestcamps durch die Sicherheitskräfte zu protestieren. Bei dieser hatte es fast 700 Tote gegeben.

Die Demonstranten marschierten vom Nordosten Kairos Richtung Innenstadt. Auf dem Ramses-Platz fielen am Nachmittag Schüsse; vier Menschen sollen dort ums Leben gekommen sein. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein, schwarzer Rauch stieg über der Hauptstadt auf. Armee und Polizei hatten an strategisch wichtigen Orten starke Einheiten postiert. In der Hafenstadt Damiette wurden nach Angaben von Sanitätern acht Demonstranten getötet, bei Protesten in Ismailia am Suezkanal vier weitere. Das Innenministerium hatte angekündigt, hart durchzugreifen. Die Polizei hat Befehl, mit scharfer Munition auf Plünderer und Saboteure zu schießen. Von 19 Uhr an gilt in weiten Teilen des Landes eine Ausgangssperre.



Die Lage in Ägypten eskaliert weiter. Bei heutigen Straßenschlachten gab es wieder zahlreiche Tote und Verletzte.

Das Auswärtige Amt verschärfte am Freitag nochmals seine Sicherheitshinweise und rät nun generell von Reisen nach Ägypten ab. Eine Reisewarnung gibt es aber weiter nur für den Nordsinai und das Grenzgebiet zu Israel. Das US-Außenministerium forderte in Ägypten lebende Amerikaner auf, das Land zu verlassen, und warnte US-Bürger, sie sollten geplante Reisen verschieben. Die meisten großen Veranstalter in Deutschland sagten alle Reisen nach Ägypten bis einschließlich 15.September ab und bieten zum Teil auch für später geplante Urlaube kostenlose Umbuchungen und Stornierungen an. Touristen, die bereits vor Ort seien, könnten ihren Urlaub jedoch fortsetzen, erklärten die Unternehmen. Sie sollten sich allerdings an die Vorgaben der Reiseleitungen halten.

Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande schlugen laut dem Präsidialamt in Paris eine Dringlichkeitssitzung der EU-Außenminister zu Ägypten vor, um über die "Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und Ägypten" zu beraten und "gemeinsame Antworten" zu finden. Diese könnte am Montag bei einem Treffen der 28 EU-Botschafter in Brüssel vereinbart werden. Die Gewalt müsse "sofort" enden, erklärten die beiden Regierungschefs. Die Ägypter müssten einen "Dialog" aufnehmen und "so schnell wie möglich auf den Weg der Demokratie zurückkehren". Italien will vorschlagen, Waffenlieferungen an Kairo auszusetzen. Die Ausfuhr von Rüstungsgütern solle zumindest während des Ausnahmezustands ausgesetzt werden.

Kanzlerin Merkel zeigte sich "sehr besorgt" über die Situation. Deutschland habe in enger Abstimmung mit den USA, anderen europäischen Ländern und arabischen Staaten versucht, in Ägypten zu vermitteln. "Wir können den Ländern der Region helfen, aber den richtigen Weg können die Gesellschaften nur alleine finden", sagte sie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Entwicklungsminister Dirk Niebel setzte ein Kooperationsprogramm im Umfang von 25 Millionen Euro im Bereich Umweltschutz aus.

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