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Game over

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John Smedley ist viel unterwegs. Das gehört zu seinem Job. Denn der Mann ist für all das verantwortlich, was der japanische Sony-Konzern an Spielen im Netz zu bieten hat. Und für solch einen Manager, der an Flughäfen genauso viel Zeit verbringt wie im Büro, ist es kein Drama, wenn sein Flieger mal Verspätung hat. Dass seine Maschine nach San Francisco nun einen Umweg machen musste, hat John Smedley dann aber doch genervt. Weniger wegen der verloren Zeit als vielmehr wegen des Wirbels um die ganze Sache. „Diese Typen werden ihre gerechte Strafe bekommen“, twitterte er.



Verzockt? Hacker haben Playstation-Netzwerke lahmgelegt

Diese Typen, darauf deutet derzeit einiges hin, bilden die Eidechsen-Einheit. Eine Hackergruppe, die sich selbst mit der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Verbindung bringt und am Sonntagabend unter dem Account @Lizardsquad eine sonderbare Nachricht bei Twitter absetzte: Man habe Berichte erhalten, wonach John Smedleys Flug 362 von Dallas nach San Francisco Sprengstoff an Bord habe. Der Flieger machte dann tatsächlich einen Umweg. Das FBI ermittelt.

Zuvor hatten sich Hacker der Eidechsen-Einheit unter demselben Account bei Twitter bereits damit gerühmt, mehrere bei Spielern beliebte Netzwerke lahmgelegt zu haben. Dazu hatten sie am Sonntag die Großrechner der Unternehmen mit derart vielen Zugriffen überlastet, dass sich die Dienste für mehrere Stunden nicht mehr übers Internet aufrufen ließen. Betroffen war unter anderem das Playstation Network, das zu Sony gehört und über das sich Spieler sowohl in den Internetshops des Unternehmens einklinken als auch online gegeneinander spielen können. „Ungläubige dürfen so lange keine Videospiele mehr spielen, bis die Bomben auf die IS nachlassen“, twitterten die Eidechsen.

Nun ist es eine Sache, auf Twitter damit zu prahlen, die Großrechner von Sony in die Knie gezwungen zu haben. Über den Kurznachrichtendienst allerdings vor einem möglichen Anschlag zu warnen, ist etwas ganz anderes.

Denn wenn es um einen möglichen Terroranschlag geht, verstehen vor allem die Amerikaner keinen Spaß. Das musste im April bereits eine 14-jährige Niederländerin erleben. Sie hatte, wohl eher aus Langeweile und Übermut, via Twitter mitgeteilt, sie heiße Ibrahim, sei Teil von Al-Kaida und habe Großes vor. American Airlines antwortete prompt: „Wir nehmen solche Drohungen sehr ernst. Deine IP-Adresse und weitere Informationen werden wir an das FBI weiterleiten.“ Die 14-jährige entschuldigte sich daraufhin, sie sei doch noch ein kleines Kind. Kurzzeitig festgenommen wurde sie trotzdem.

Wie wenig Spaß Sicherheitsbeamte verstehen, wenn es um Bombendrohungen geht, musste vor vier Jahren auch ein Brite erleben. Nachdem ein kleiner Flughafen auf der Insel mitten im Schneegestöber gesperrt wurde, wählte ein 26-Jähriger ausgerechnet Twitter, um alle Welt wissen zu lassen, dass er ziemlich sauer wäre, wenn auch sein geplanter Flug wegen so ein paar Schneeflocken gestrichen würde: „Ihr habt eine Woche, um für Ordnung zu sorgen. Sonst werde ich den ganzen Flughafen in die Luft sprengen!“ Ein paar Tage später stand die Polizei bei ihm vor der Tür, führte ihn zur Ermittlungen ab und beschlagnahmte auch gleich Computer, Laptop und iPhone.

Wann solch eine Drohung via Twitter ernst zu nehmen ist, entscheidet grundsätzlich jede Fluggesellschaft selbst. Denn sie ist für die Sicherheit ihrer Passagiere verantwortlich. Und sie wägt deshalb auch ab, ob sie Verspätungen und höhere Spritkosten in Kauf nimmt – um Schlimmeres zu verhindern. Seit sich die Konflikte im Nahen Osten, im Irak oder der Ukraine zuspitzen, sind die Fluggesellschaften ohnehin in erhöhter Alarmbereitschaft. Um die Sicherheitslage besser einschätzen zu können, tauschen sie sich allerdings eher mit Luftfahrtbehörden und auch mal mit nahestehenden Geheimdiensten aus als mit irgendwelchen Leuten, sie sich hinter dubiosen Accounts bei Twitter verstecken.

Sony hatte sein Spielenetzwerk am Montagmorgen bereits wieder zum Laufen gebracht. Auch bei Microsofts Dienst XBox Live sowie bei Blizzards Battle.net waren die Probleme bald behoben. Am Montagnachmittag twitterte @Lizardsquad: „Wir sind auf dem Highway zur Hölle.“ Doch zunächst blieb es ruhig. Im Luftraum wie auf dem virtuellen Spielfeld. Die Eidechsen-Einheit ließ auf sich warten.

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