Von weitem sieht er aus wie ein Grill mit Dach. Oder ein futuristischer überdachter Camping-Herd mit zwei Kochplatten. An dem Betontisch sind keine Kabel, keine Stecker, keine Lüftungsschlitze zu sehen – doch das Ding ist voll mit Technik. Auf der Platte sind weiße Plastikknöpfe angebracht. Und wer einen davon berührt, erweckt den Tisch und seine Lämpchen zum Leben.
Auf niederländischen Spielplätzen stehen jetzt DJ-Tische. Kinder und Jugendliche haben heute ein Smartphone. Sie hören Musik, wenn sie sich im Park treffen. Daraus entstand die Idee, ein Outdoor-DJ-Pult zu bauen. In Goor, einer Kleinstadt im Osten der Niederlande, steht ein solcher Tisch. Die Firma, die die Spielgeräte entwickelt, hat dort ihren Sitz und erprobt die Erfindungen. Mehrmals am Tag kommen Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft und spielen eine Weile.
Gestartet wird der DJ-Desk durch Berührung. Man spielt auf dem Smartphone Musik ab und legt den Handylautsprecher auf die entsprechende Fläche. Weil der Klang über Schwingungen übertragen wird, funktioniert der DJ-Tisch mit allen Handys und mp3-Playern, die einen Lautsprecher haben. Das System überträgt den Ton auf die Boxen. Sie sind so angebracht, dass sich der Sound vor allem unter dem Dach entfaltet – um Anwohner nicht zu belästigen. Die maximale Lautstärke kann von der Stadtverwaltung eingestellt werden, genauso wie die Uhrzeit, wann sich das DJ-Pult an- und abschaltet. Es gibt Knöpfe für die Lautstärke und für sechs Effekte. Man kann unter anderem die Tonhöhe verändern und den Klang, man kann scratchen und von einer Tisch-Hälfte zur anderen faden wie ein DJ mit professionellem Equipment im Club. Allerdings bereinigt hier der Computer Anfänger-Fehler und glättet Übergänge – der Klang soll auch bei Amateuren am Pult erträglich bleiben.
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Rob Tuitert, 32, hat den DJ-Tisch entworfen und entwickelt. In seinem Büro in Goor liegen große Blätter mit Entwürfen und Filzstifte in allen Farben. Tuitert hat Produkt-Design studiert. Schon seine Diplomarbeit war ein interaktives Spielgerät für draußen, ein Klang-Bogen: vier Meter hoch, eine umgedrehte Parabel, mit einem Spielfeld verschiedener Farben, Formen und Zahlen darunter. Eine Kamera registriert die Bewegungen, ein Computer spielt Musik und gibt Anweisungen, auf welches Feld die Spieler springen sollen. Mit dieser Erfindung kam Tuitert zu seinem Job als Produkt-Designer bei der niederländischen Firma „Yalp“ - rückwärts gelesen „play“. Seither denkt er über die Zukunft der Spielplätze nach.
Während sich die Welt verändert und digitalisiert, sind Spielplätze seit Jahrzehnten gleich. Dabei könnten neben Rutschen, Schaukeln und Klettergerüsten auch andere Spielgeräte stehen. Geräte, die die weitgehend digitalisierte Lebenswelt der Jugendlichen nicht ausklammern, sondern einbeziehen. Die Designer in den Niederlanden wollen zeigen, welche Möglichkeiten Computer auch auf Spielplätzen eröffnen. Und sie wollen beweisen, dass Technik im Freien funktioniert – und Altersgruppen in Bewegung bringt, die einen Spielplatz sonst nur als Graffiti-Leinwand oder als Ort zum heimlichen Rauchen benutzen. Das Outdoor-DJ-Pult soll eine Lücke schließen; wer zum Schaukeln zu alt ist, für den bieten die meisten Spielplätze nichts mehr. „Interaktive Spielgeräte, speziell die DJ-Tische, erreichen ältere Kinder und Jugendliche“, sagt Yalp-Chef Ben Admiraal.
Der DJ-Tisch ist aus Beton und wiegt 1500 Kilo, so viel wie ein Auto. Unter der Platte liegt ein Computer-Prozessor, unzugänglich und damit geschützt. Die Schwierigkeit sei gewesen, die Technik vor Wetter und Vandalismus zu schützen, sagt Produkt-Entwickler Rob Tuitert. Tuitert und seine Kollegen haben Red Bull und Sand über die Anlage gekippt, Feuerwerk und Zigarettenkippen hineingesteckt, sie mit Schnee zugeschüttet und bei minus 20 Grad in Nord-Finnland getestet.
Jetzt funktioniert alles. Im vergangenen Jahr wurde das erste Pult aufgestellt. Im Frühjahr hat „Yalp“ den Red-Dot-Designaward für die Erfindung bekommen. Zehn DJ-Tische stehen in den Niederlanden bereits, darunter in Den Haag, Amsterdam, und in Breda, dem Geburtsort des niederländischen Promi-DJs Tiesto. In Amsterdam wollte die Stadtverwaltung einen berüchtigten Treffpunkt von Jugendlichen im Zuiderpark entschärfen und Jugendlichen eine Beschäftigung geben.
Andere Gemeinden, auch in Deutschland, würden demnächst nachziehen, meint „Yalp“-Geschäftsführer Ben Admiraal. Ein DJ-Tisch kostet 18.500 Euro; oder 20.500 Euro mit Panelen auf dem Dach für die Stromversorgung. Das entspricht etwa dem Preis eines großen Klettergerüsts und einer Schaukel. „Yalp“ spezialisiert sich auf die Entwicklung von interaktiven Spielgeräten. Neben dem DJ-Pult vertreibt die Firma auch Rob Tuiterts Diplomarbeit, den Klang-Bogen. Dessen Prozessor hat verschiedene Spiel-Möglichkeiten und Anweisungen gespeichert. Die neusten Modelle haben eine Internet-Verbindung. Rob Tuitert kann sich neue Spiel-Versionen ausdenken und vom Schreibtisch aus übertragen. Tuitert sieht vom Schreibtisch aus, wie viele Minuten gespielt wurde und welches Spiel am längsten und häufigsten genutzt wurde. Auch die Gemeindeverwaltungen oder der Spielplatz-Besitzer können sich über die Website von „Yalp“ einloggen und haben direkt Zugriff auf die Statistiken und das Spielgerät. Auf einer Liste werden Häkchen gesetzt, welche Spiele und sogar in welcher Sprache der Computer des Spielgeräts Anweisungen geben soll.180 interaktive Spielgeräte hat „Yalp“ bereits aufgestellt, in den Niederlanden, aber auch in Spanien, Skandinavien, Australien und anderswo. Nicht alle Spiele seien überall gleich beliebt, sagt Tuitert und schaut auf die Spielminuten. Es gebe Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern.
Tuitert und Yalo arbeiten quasi an der Überführung des Prinzips Spielplatz ins digitale Zeitalter. Wenn eine Rutsche nicht steil genug ist und deshalb langweilig, steht sie ungenutzt herum und rostet. Wenn eines von Tuiters Spielen nicht angenommen wird, sieht er das. Er kann eine neue, bessere Version des Spiels entwickeln und ein Update ausspielen. Der Spielplatz wird aktualisierbar wie Software.
Auf niederländischen Spielplätzen stehen jetzt DJ-Tische. Kinder und Jugendliche haben heute ein Smartphone. Sie hören Musik, wenn sie sich im Park treffen. Daraus entstand die Idee, ein Outdoor-DJ-Pult zu bauen. In Goor, einer Kleinstadt im Osten der Niederlande, steht ein solcher Tisch. Die Firma, die die Spielgeräte entwickelt, hat dort ihren Sitz und erprobt die Erfindungen. Mehrmals am Tag kommen Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft und spielen eine Weile.
Gestartet wird der DJ-Desk durch Berührung. Man spielt auf dem Smartphone Musik ab und legt den Handylautsprecher auf die entsprechende Fläche. Weil der Klang über Schwingungen übertragen wird, funktioniert der DJ-Tisch mit allen Handys und mp3-Playern, die einen Lautsprecher haben. Das System überträgt den Ton auf die Boxen. Sie sind so angebracht, dass sich der Sound vor allem unter dem Dach entfaltet – um Anwohner nicht zu belästigen. Die maximale Lautstärke kann von der Stadtverwaltung eingestellt werden, genauso wie die Uhrzeit, wann sich das DJ-Pult an- und abschaltet. Es gibt Knöpfe für die Lautstärke und für sechs Effekte. Man kann unter anderem die Tonhöhe verändern und den Klang, man kann scratchen und von einer Tisch-Hälfte zur anderen faden wie ein DJ mit professionellem Equipment im Club. Allerdings bereinigt hier der Computer Anfänger-Fehler und glättet Übergänge – der Klang soll auch bei Amateuren am Pult erträglich bleiben.
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Rob Tuitert, 32, hat den DJ-Tisch entworfen und entwickelt. In seinem Büro in Goor liegen große Blätter mit Entwürfen und Filzstifte in allen Farben. Tuitert hat Produkt-Design studiert. Schon seine Diplomarbeit war ein interaktives Spielgerät für draußen, ein Klang-Bogen: vier Meter hoch, eine umgedrehte Parabel, mit einem Spielfeld verschiedener Farben, Formen und Zahlen darunter. Eine Kamera registriert die Bewegungen, ein Computer spielt Musik und gibt Anweisungen, auf welches Feld die Spieler springen sollen. Mit dieser Erfindung kam Tuitert zu seinem Job als Produkt-Designer bei der niederländischen Firma „Yalp“ - rückwärts gelesen „play“. Seither denkt er über die Zukunft der Spielplätze nach.
Während sich die Welt verändert und digitalisiert, sind Spielplätze seit Jahrzehnten gleich. Dabei könnten neben Rutschen, Schaukeln und Klettergerüsten auch andere Spielgeräte stehen. Geräte, die die weitgehend digitalisierte Lebenswelt der Jugendlichen nicht ausklammern, sondern einbeziehen. Die Designer in den Niederlanden wollen zeigen, welche Möglichkeiten Computer auch auf Spielplätzen eröffnen. Und sie wollen beweisen, dass Technik im Freien funktioniert – und Altersgruppen in Bewegung bringt, die einen Spielplatz sonst nur als Graffiti-Leinwand oder als Ort zum heimlichen Rauchen benutzen. Das Outdoor-DJ-Pult soll eine Lücke schließen; wer zum Schaukeln zu alt ist, für den bieten die meisten Spielplätze nichts mehr. „Interaktive Spielgeräte, speziell die DJ-Tische, erreichen ältere Kinder und Jugendliche“, sagt Yalp-Chef Ben Admiraal.
Der DJ-Tisch ist aus Beton und wiegt 1500 Kilo, so viel wie ein Auto. Unter der Platte liegt ein Computer-Prozessor, unzugänglich und damit geschützt. Die Schwierigkeit sei gewesen, die Technik vor Wetter und Vandalismus zu schützen, sagt Produkt-Entwickler Rob Tuitert. Tuitert und seine Kollegen haben Red Bull und Sand über die Anlage gekippt, Feuerwerk und Zigarettenkippen hineingesteckt, sie mit Schnee zugeschüttet und bei minus 20 Grad in Nord-Finnland getestet.
Jetzt funktioniert alles. Im vergangenen Jahr wurde das erste Pult aufgestellt. Im Frühjahr hat „Yalp“ den Red-Dot-Designaward für die Erfindung bekommen. Zehn DJ-Tische stehen in den Niederlanden bereits, darunter in Den Haag, Amsterdam, und in Breda, dem Geburtsort des niederländischen Promi-DJs Tiesto. In Amsterdam wollte die Stadtverwaltung einen berüchtigten Treffpunkt von Jugendlichen im Zuiderpark entschärfen und Jugendlichen eine Beschäftigung geben.
Andere Gemeinden, auch in Deutschland, würden demnächst nachziehen, meint „Yalp“-Geschäftsführer Ben Admiraal. Ein DJ-Tisch kostet 18.500 Euro; oder 20.500 Euro mit Panelen auf dem Dach für die Stromversorgung. Das entspricht etwa dem Preis eines großen Klettergerüsts und einer Schaukel. „Yalp“ spezialisiert sich auf die Entwicklung von interaktiven Spielgeräten. Neben dem DJ-Pult vertreibt die Firma auch Rob Tuiterts Diplomarbeit, den Klang-Bogen. Dessen Prozessor hat verschiedene Spiel-Möglichkeiten und Anweisungen gespeichert. Die neusten Modelle haben eine Internet-Verbindung. Rob Tuitert kann sich neue Spiel-Versionen ausdenken und vom Schreibtisch aus übertragen. Tuitert sieht vom Schreibtisch aus, wie viele Minuten gespielt wurde und welches Spiel am längsten und häufigsten genutzt wurde. Auch die Gemeindeverwaltungen oder der Spielplatz-Besitzer können sich über die Website von „Yalp“ einloggen und haben direkt Zugriff auf die Statistiken und das Spielgerät. Auf einer Liste werden Häkchen gesetzt, welche Spiele und sogar in welcher Sprache der Computer des Spielgeräts Anweisungen geben soll.180 interaktive Spielgeräte hat „Yalp“ bereits aufgestellt, in den Niederlanden, aber auch in Spanien, Skandinavien, Australien und anderswo. Nicht alle Spiele seien überall gleich beliebt, sagt Tuitert und schaut auf die Spielminuten. Es gebe Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern.
Tuitert und Yalo arbeiten quasi an der Überführung des Prinzips Spielplatz ins digitale Zeitalter. Wenn eine Rutsche nicht steil genug ist und deshalb langweilig, steht sie ungenutzt herum und rostet. Wenn eines von Tuiters Spielen nicht angenommen wird, sieht er das. Er kann eine neue, bessere Version des Spiels entwickeln und ein Update ausspielen. Der Spielplatz wird aktualisierbar wie Software.