A wie Aufs Blech, bis
Und zwar das Gaspedal. Erster echter Freiheitsmoment für München-Wegfahrer, die das Auto nehmen. Meint den Punkt, an dem das „Ende aller Streckenverbote“-Schild die Autobahn endgültig von der Stadt scheidet und mit Anlauf in den Urlaub entlässt. Kommt auf der A 8 zum Beispiel sehr früh, auf der A 96 gefühlt nie und auf der A 95 der Baustelle wegen gerade nach sehr, sehr langem Stau.
B wie Blitzer von Giesing
Kein Edgar-Wallace-Krimi, sondern der natürlich Todfeind von -> Aufs Blech, bis. Die festinstallierte Radarfalle, die am Ende des McGraw-Grabens stadteinwärts auf der rechten Seite steht, weckt jedes Mal den drängenden Gedanken: „Ich muss mir den genauen Ort unbedingt merken fürs ->Zurückkommen!“ Leider entpuppt sich der Gedanke auch beim geübtesten München-Wegfahrer meist als flüchtig.
Vorsicht bei ->U wie Urlaubs-Outfit!
C wie Chronik
Ansammlung von Vignetten in einer Ecke der Windschutzscheibe. Anhand der Chronik lässt sich an Raststätten oder im zähen Verkehr auf einen Blick bemessen, wie viele Jahre in Folge ein München-Wegfahrer die Stadt Richtung Österreich oder Schweiz verlassen hat. Man erzählt sich von München-Wegfahrern, die eine durchlaufende Vignetten-Chronik bis zum Baujahr ihres Autos vorweisen können. In ihrer Funktionsweise ist die Vignetten-Chronik damit nicht unähnlich dem Prinzip Festivalbändchen.
D wie „Da kommt der ganze Hopfen her!“
Satz, den vorrätig zu haben sich als praktisch erweist, wenn man mit besonders Smalltalk-ungeübten Menschen per Mitfahrgelegenheit die A 9 gen Norden fährt. Denn die üblichen Uni-Wetter-Reisegrund-Was-machst-du-so-Themen haben sich zwischen ->Treffpunkt für Mitfahrer und Ingolstadt längst erschöpft und man kann beim ersten Anblick der Hügel der Hallertau darauf hinweisen, dass man jetzt das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt durchquert.
E wie Exportgut
Unbedingt mitzuführen bei einer längeren – also mehr als eintägigen – Autoreise aus München in die Welt: der Kasten Augustiner. Das ist freilich piefig, kann aber sehr hilfreich bei der Akklimatisierung an die Bierverhältnisse im Zielort sein. Als Gastgeschenk an zu besuchende Auslands-Münchner ist es außerdem sehr beliebt. In dieser Funktion bei Fahrten nach Berlin und Hamburg seit einigen Jahren obsolet.
F wie Flughafenbus
Öffentliches Transportmittel, das ursprünglich als eleganter dritter Weg bei der S-Bahn-Frage ->Welche ist jetzt eigentlich schneller? in Stellung gebracht wurde. Braucht allerdings bei einer Abfahrt vom Hauptbahnhof in jedem Fall länger als beide S-Bahnlinien. München-Wegfahrer, die an der Stammstrecke zusteigen, meiden ihn also.
G wie Große Überraschung
Erleben besonders ungeübte München-Wegfahrer, wenn sie erkennen, wo der Flughafen „Munich West“ in Wirklichkeit liegt.
H wie „Haben wir was vergessen?“
Frage, die sich der München-Wegfahrer unbedingt noch vor ->Irschenberg, ->M94,5-Grenze oder ->Pasing stellen sollte.
I wie Irschenberg
Gefühlt endgültige Markscheide zwischen München und Urlaub. Der Irschenberg ist der Point of no return der Autofahrt Richtung Süden. Was bis hierhin in München geblieben ist, bleibt auch bis zum Zurückkommen liegen. Dabei ist auch vollkommen egal, wie die Antwort auf die Frage ->„Haben wir was vergessen?“ ausfällt. Für München-Heimkommer meint der Irschenberg: Tankstopps, Pinkelpausen oder Wischwasser auffüllen lohnen jetzt auch nicht mehr.
J wie Johanneskirchen
S-Bahn-Station auf der Linie S 8. Aufgrund ihrer Lage in der Streckenmitte der ->Irschenberg der Flughafenfahrt.
K wie Kufstein oder Garmisch
Glaubensfrage bei Reisen, auf denen es den Brenner zu überqueren gilt. Nimmt sich kilometer- und zeitmäßig eigentlich nicht viel. Trotzdem gibt es vehemente Verfechter der Kufstein-Route („Die B Zwo vor Garmisch is doch immer verstopft!“) und eiserne Fans der Garmisch-Variante („Bei den Ösis auf der Autobahn darfst ja eh nicht schnell fahren. Und vom Zirler Berg hast so a schöne Aussicht!“).
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L wie Leberkassemmel before Boarding
Perfektes Füllmaterial für die Zeit zwischen Check-in am Flughafen und Gang durch die Sicherheitskontrolle – beziehungsweise für das Loch im Magen, das bis zum Servieren des Flugzeugessens garantiert entsteht. Erhältlich im Edeka im Untergeschoss des Flughafengebäudes. Bietet das beste Preis-Kalorienverhältnis des gesamten Flughafens. Achtung im Fall von ->Große Überraschung!
M wie M94,5-Grenze
Punkt, an dem das Sendegebiet von M94,5 verlassen wird. Kann je nach Empfangspotenz der Autoantenne variieren. Grobe Hausnummer wäre aber zum Beispiel das Autobahndreieck Starnberg. In jedem Fall ist es für Radiohörer das Zeichen, dass München jetzt hinter einem liegt. Außerdem der Zeitpunkt, nach dem langsam die Erkenntnis einsetzt, dass a) die meisten anderen Radioprogramme musikalisch kaum zu ertragen sind, b) die CD-Vorräte im Auto dringend mal wieder sortiert und aktualisiert gehören und c) das Kabel für den MP3-Player noch immer fehlt.
N wie Nadelöhr
Punkt, an dem München-Wegfahrer sich stauen, weil der Weg enger wird. Begegnet einem bei quasi jedem Fortbewegungsmittel. Beispielhaft zu nennen wären die A 95, der Weg zum Starnberger Flügelbahnhof und alle ->Treffpunkte für Mitfahrer.
O wie Oktoberfest-Züge
Zeitlich begrenzte Reisewarnung: Während der Wiesn niemals den letzten oder den ersten Zug irgendwohin nehmen. Alle, die da sonst drinsitzen, meinten es extrem ernst mit dem Oktoberfestbesuch. Es riecht deshalb sehr schlecht.
P wie Pasing
Der ->Irschenberg für Zugreisende.
Q wie Queren, stressiges
Am Hauptbahnhof besonders verbreitetes Phänomen, das aus den sich in München besonders steil kreuzenden Menschenströmen S-Bahn/Zuggleise, Fressbuden/Zuggleise und Zuggleise/Ausgang entsteht. Besondere Unruhe bringen München-Wegfahrer mit schwerer ->Starnberger-Flügelbahnhof-Verwirrung. Die wissen nämlich selten, wo sie hinmüssen, und sind in ihren Laufwegen deshalb besonders unberechenbar.
R wie Rollkoffer-Verklumpungen
Hartnäckige Blockaden der Geh- und Radwege. Entstehen hauptsächlich an ->Treffpunkten für Mitfahrer.
S wie Starnberger-Flügelbahnhof-Verwirrung
Trennt München-Wegfahr-Profis von den Ausflügler-Anfängern: Erstere stehen entspannt am Bahnsteig und warten auf BOB, ALEX oder einen anderen Nahverkehrszug. Letztere kommen gehetzt und verschwitzt angerannt, weil sie viel zu spät gemerkt haben, dass ihr Zug nicht in der Haupthalle abfährt.
T wie Treffpunkte für Mitfahrer
Bezeichnet jene Orte im Stadtgebiet, die aufgrund ihrer Nähe zu den großen Ausfallstraßen grundsätzlich nur von München-Wegfahrern aufgesucht werden, um sich dort in den Fond von Mitfahrgelegenheiten zu zwängen. Besonders beliebt: die U-Bahnstationen Petuelring und Arabellapark sowie der Standstreifen auf der Donnersberger Brücke. Folglich kommt es dort an Freitagabenden und Nachmittagen vor Feiertagen regelmäßig zu ->Rollkoffer-Verklumpungen und folgenschweren Verwechslungen, die sich erst viel zu spät aufklären („Hä, du fährst über die Salzburger Autobahn nach Weimar?“)
U wie Urlaubs-Outfit
Für das Urlaubsgefühl eigentlich schon bei Abfahrt essenziell. Trotzdem eine Warnung für Fernzugreisende: Kurze Hosen und Flip Flops erst am Ziel anziehen. Man friert nämlich sonst ganz, ganz schlimm.
V wie Verpflegungslücke
Tritt leider aufgrund verschiedener Fehlkalkulationen bei den Faktoren Fahrtzeit und Verpflegungsschwund häufig auf. Führt zu schlechter Reiselaune und sollte deshalb unbedingt durch vorausschauenden, üppigen Einkauf beim Metzger oder Bäcker des Vertrauens vermieden werden. Faustregel: „Eine halbe Wurschtsemmel pro 10 Kilometern potenziellem Stau bis zum nächsten McDonalds“. Bis zum Irschenberg (47km) wären also zwei Semmeln einzuplanen.
W wie „Welche ist jetzt eigentlich schneller?“
Vergleiche ->Starnberger-Flügelbahnhof-Verwirrung: Frage, die den Neuling unter den München-Wegfahrern als solchen entlarvt, wenn er auf der Anzeigetafel am Stammstrecken-S-Bahnhof zwei Bahnen mit Ziel „Flughafen“ entdeckt, die in entgegengesetzte Richtung abfahren. Geübte München-Wegfahrer wissen: Es gibt auf diese Frage keine Antwort.
X wie Xanadu
Ehemaliger Münchner Radiosender auf 93,3. Quasi die ->M94,5-Grenze der Achtziger. Hier irrelevant.
Y wie Yahtzee
Englisch für Kniffel; beknacktes Würfelspiel, das wie viele andere aus der Kindheit überlieferte Zeitvertreibe grundsätzlich nur zur Urlaubszeit ausgeführt wird. Dann aber in bulimischer Häufung. Ähnlich auch: Mau-Mau, Arsch, Backgammon.
Z wie Zurückkommen
Doch auch immer schön. Wenn man sich an den ->Blitzer von Giesing erinnert.