Wenn das überregionale Feuilleton bayerische Bands entdeckt, wird es in der Regel entweder spöttisch – oder hymnisch: Kofelgschroa gehöre zum „Ergreifendsten, was die Popmusik der vergangenen Jahre hervorgebracht hat“, hieß es zum Beispiel in der FAZ. Wohl wahr. Auf den Erfolg der Oberammergauer gewettet hätte bei der Gründung 2007 aber wohl trotzdem keiner – zu verschroben, zu zauselig. Keiner außer dem Label Trikont und Notwist-Bassist Micha Acher, der das Debüt des Quartetts produzierte. Am heutigen Donnerstag erscheint auch noch eine Dokumentation über die Band: „Frei. Sein. Wollen.“ heißt sie. Und das zu Recht. Wenn jemand weiß, was das heißt, frei zu sein, dann doch wohl diese Jungs. Ein Gespräch also über Freiheit in der Stadt und auf dem Land.
jetzt.de München: Matthias, du bist vor einiger Zeit von Oberammergau nach München gezogen. War die Hektik der Stadt am Anfang ein Problem?
Matthias: Nein.
Michael: Ich finde, in Oberammergau gibt’s genauso viel Hektik wie in der Stadt. Manchmal vielleicht sogar mehr.
Matthias: Ah Schmarrn!
Martin: Finde ich auch nicht. Ich finde, dass es in Oberammergau vor allem Ecken gibt, wo du wirklich deine Ruhe hast. Da kannst du dann auch wirklich alleine sein und musst nicht Angst haben, dass ein Jogger vorbeikommt oder so. Wie in der Stadt.
Die Band im Uhrzeigersinn: Matthias Meichelböck, Maximilian Paul Pongratz, Martin von Mücke und Michael von Mücke.
Im Film führt ihr eine Diskussion darüber, ob die Anonymität der Stadt Freiheit bedeutet oder nicht.
Martin: Für viele bestimmt. Weil man sich leichter was traut und nicht denkt: „Herrgott, wenn der Nachbar das jetzt sieht. Der kennt mich ja, und dann erzählt er das weiter.“ In der Stadt kennt man dich nicht so persönlich. Da sind die Hürden kleiner, sich rauszutrauen und irgendwas anders zu machen als andere.
Michael: Das ist tatsächlich ein zentrales Thema bei uns: Was denken die anderen über einen? Das beschäftigt mich. Ich merk’s immer, wenn ich Auto fahre im Dorf. Permanent bist du am Grüßen. Und dann fällt dir natürlich auf: Der grüßt mich zurück, der nicht. Und dann fragst du dich: „Mei, was denkt der jetzt schon wieder?“ Eigentlich müsste man sich davon befreien. Aber auf dem Land ist das schwieriger als in der Stadt – glaube ich jedenfalls.
Dabei wirkt ihr so, als ob es euch nicht interessiert, was andere denken.
Martin: Wir haben diesen Prozess schon hinter uns. Mit zwölf oder 13 Jahren, als wir im Trachtenverein waren und im Musikverein, wo du in Reih und Glied mitlaufen musstest. Da war das noch ein wirklich großes Thema.
Matthias: Ach komm, das klingt so negativ – in Reih und Glied. Als ob’s wie bei der Bundeswehr gewesen wäre.
Martin: Also bei uns war’s so.
Matthias: Trotzdem habt ihr doch eine tolle Zeit gehabt.
Martin: Ich sag ja nicht, dass es nicht schön war. Aber wenn du aus der Rolle gefallen bist, bist du blöd angeredet worden.
Michael: Aber das ist auch schon lang vorbei. Inzwischen kommen wir mit den Leuten super aus. Und trauen uns sogar, in Oberammergau zu spielen.
Früher nicht?
Michael: Wir haben uns das erst getraut, als wir außerhalb bekannter waren.
Weil ihr die Leute zu gut kennt?
Michael: Was weiß ich, warum.
Martin: Wahrscheinlich.
http://www.youtube.com/watch?v=n8Avy-SD4nQ
Stimmt ja auch! Wie schön ist das eigentlich?!
Heißt das jetzt, dass es auf dem Land schwieriger ist, frei zu sein?
Michael: Wenn man da aufgewachsen ist, auf jeden Fall.
Martin: Ich kann’s nicht sagen. Es ist vermutlich eine andere Freiheit, die du auf dem Land hast.
Michael: Gerade als schräger Typ hast du auf dem Land mit vielen Menschen zu tun, die neidisch drauf sind, dass du dir Freiheiten einfach nimmst. Da bist du ganz schnell ein Außenseiter. Aber wenn du das dann durchziehst, gibt das große Freiheit.
Was ist Freiheit für euch eigentlich?
Martin: Das ist schwierig. Weil es doch für jeden was Anderes ist. Für den einen ist es, mit dem Radl irgendwo hinfahren zu können, ohne Zeitdruck, für den anderen, wenn er aufstehen kann, wann er will.
Michael: Ein schwereloser Zustand ist für mich Freiheit. Wann immer ich durch irgendwas in einen Flow komme – Musik, Radlfahren. Arbeit auch.
Maximilian: Wenn ich ein Musikstück komponiere. Da kann man alles ausdrücken, was man sagen will.
Sonst nicht?
Maximilian: In Form von Musik kann ich halt Luftschlösser bauen. Ich hab nicht das Geld, ein Haus zu bauen. Aber ich kann ein Musikwerk schreiben.
Aber meinst du, du bekämest für deine Aussagen im normalen Leben Probleme?
Maximilian: Ach, so meinst du das, Provokation? Natürlich kann man Kritik schön verpacken. Wie in einem Witz auch.
Pause.
Wie sind wir jetzt da hingekommen?
Über Freiheit. Und Kritik.
Maximilian: Ach so, ja. Nein, ich meine es weniger im Sinne von Gesellschaftskritik. Eher, dass ich die ganzen Fantasien und die ganze Sehnsucht in der Musik verwirklichen kann. Wo könnte man das sonst?
Flieht ihr, wenn ihr Musik macht?
Martin: Ich glaube schon. Es ist eine gewisse Selbständigkeit, die wir dadurch haben. Wir kommen über die Runden und brauchen uns nicht mehr viele Gedanken zu machen. Das ist schon eine kleine Flucht aus dieser Gesellschaft, in der es heißt: „Du musst 40 Stunden in der Woche arbeiten.“ Bei mir jedenfalls. Ich kann mir meinen eigenen Rhythmus machen.
Michael: Du musst dich aber auch nach den Konzerten richten.
Maximilian: Trotzdem können wir da immer genau so sein, wie wir sind. Ich glaube, es gibt kaum einen Job, bei dem man näher an sich selbst ist.
Obwohl er in der Öffentlichkeit passiert? Seid ihr wirklich so frei von Eitelkeiten?
Maximilian: Stimmt schon. Da ist man manchmal vermutlich nicht ganz frei, weil man will, dass die Leute einen gut finden. Da könnten wir noch etwas besser im Freisein sein. (lacht)
Habt ihr das Gefallenwollen beim Schreiben nicht auch im Hinterkopf?
Maximilian: Eben nicht! Und das freut mich selbst immer: Dass einem etwas Spaß macht, von dem man fühlt, dass es einem anderen auch gefallen könnte. Dass der eigene Geschmack noch nicht total verfälscht ist.
Geht denn das: Musik machen ohne Pose, ohne Kunstfiguren, ohne Show?
Michael: Doch, schon. Wir machen einfach keine Show – weil wir’s nicht können.
Matthias: Wir haben da schon etwas die Not zur Tugend gemacht . . .
Maximilian: . . . die Schüchternheit ist in uns . . .
Matthias: . . . und dann reizt man sie noch etwas aus, weil man nicht weiß, was man sonst machen soll.
Und hat genau damit auch wieder eine Marke geschaffen.
Matthias: Dessen sind wir uns bewusst. Aber es sitzt niemand bei Besprechungen da und sagt: „Super, dass wir das gefunden haben, das ziehen wir jetzt so durch!“ Wir können da einfach nur nicht aus uns raus.
Michael: Das ist manchmal auch eine sehr beklemmende Situation. Manchmal denke ich mir schon: Jetzt schrei halt mal „Geht’s euch gut?!“ (alle lachen)
Matthias: Das haben wir ja auch schon versucht – diese Floskeln.
Martin: Die kommen bei uns nur leider so saublöd. Der Maxi hat mal geschrien: „Fühlen Sie sich noch wohl?!“
Michael: Und dann hat ihm eine Frau geantwortet: „Ich glaube, ihr fühlt euch nicht wohl.“ Die hat den Braten gerochen.
Man schaut euch in der Doku in einer sehr prägenden Lebensphase beim Erwachsenwerden zu. War das nicht seltsam?
Lange Pause.
Michael: Es ging irgendwann.
Was habt ihr dabei gelernt?
Matthias: Erwachsen ist man nie. Im biologischen Sinne vielleicht, aber sonst ist man sein Leben lang nicht fertig.
Maximilian: Ich kann mich da gut anschließen.
Martin: Für mich bleibt vor allem, wie sehr man sich an ganz kleinen Dingen erfreuen kann. Wenn man eine Zeit hat, in der kein Licht mehr durchkommt, können kleine Sachen schon viel erhellen.
Wie meinst du das?
Martin: Mir ist es einfach eine Zeitlang nicht gut gegangen. Ich bin psychisch ziemlich zusammengebrochen. Und da habe ich gemerkt, was das Musikmachen für mich alles ausmacht. Deshalb habe ich das Drumherum komplett ausgeschaltet, einfach meine Augen zugemacht und war dann auch nicht mehr bewusst auf der Bühne, sondern bin einfach nur in der Musik geschwebt. Das hat mir wieder klar gemacht, dass das Drumherum überhaupt nicht wichtig ist. Sondern nur die Musik. Das Gefühl, das transportiert wird.
Maximilian: Das hast du schön gesagt.
http://www.youtube.com/watch?v=bsW6mFZ94dY
Ihr plant ein neues Album. Wieder mit Micha Acher von The Notwist. Wie kam die Zusammenarbeit eigentlich?
Martin: Er hat uns das angeboten.
Weil . . .?
Martin: Ach so. Offenbar hatte er uns als Band schon länger verfolgt. Ich kannte ihn von Musikantenstammtischen irgendwo, wusste aber nicht, wer er ist. Irgendwann hat der Zündfunk „Neon Golden“ zum Album des Jahrzehnts gewählt und Notwist haben bei denen gespielt. Auf die Frage, ob sie eine Vorband wollen, haben sie gesagt: Kofelgschroa. Und bei dem Konzert hat der Micha uns das angeboten.
Und wie war’s?
Martin: Das war genial. Wir haben schon ein paar Mal probiert, etwas aufzunehmen, aber das hat immer irgendwie flach geklungen. Er hat früh erkannt, worum es geht und was transportiert werden muss.
Michael: Der ist selber Musikant. Da versteht man sich auf einer anderen Ebene.
Matthias: Der ist kein Musiker, der in irgendeiner anderen Sphäre schwebt. Der spielt einfach jederzeit in jeder Wirtschaft. Da passt die Vibration einfach.
Michael: Das hast du jetzt schön gesagt.
jetzt.de München: Matthias, du bist vor einiger Zeit von Oberammergau nach München gezogen. War die Hektik der Stadt am Anfang ein Problem?
Matthias: Nein.
Michael: Ich finde, in Oberammergau gibt’s genauso viel Hektik wie in der Stadt. Manchmal vielleicht sogar mehr.
Matthias: Ah Schmarrn!
Martin: Finde ich auch nicht. Ich finde, dass es in Oberammergau vor allem Ecken gibt, wo du wirklich deine Ruhe hast. Da kannst du dann auch wirklich alleine sein und musst nicht Angst haben, dass ein Jogger vorbeikommt oder so. Wie in der Stadt.
Die Band im Uhrzeigersinn: Matthias Meichelböck, Maximilian Paul Pongratz, Martin von Mücke und Michael von Mücke.
Im Film führt ihr eine Diskussion darüber, ob die Anonymität der Stadt Freiheit bedeutet oder nicht.
Martin: Für viele bestimmt. Weil man sich leichter was traut und nicht denkt: „Herrgott, wenn der Nachbar das jetzt sieht. Der kennt mich ja, und dann erzählt er das weiter.“ In der Stadt kennt man dich nicht so persönlich. Da sind die Hürden kleiner, sich rauszutrauen und irgendwas anders zu machen als andere.
Michael: Das ist tatsächlich ein zentrales Thema bei uns: Was denken die anderen über einen? Das beschäftigt mich. Ich merk’s immer, wenn ich Auto fahre im Dorf. Permanent bist du am Grüßen. Und dann fällt dir natürlich auf: Der grüßt mich zurück, der nicht. Und dann fragst du dich: „Mei, was denkt der jetzt schon wieder?“ Eigentlich müsste man sich davon befreien. Aber auf dem Land ist das schwieriger als in der Stadt – glaube ich jedenfalls.
Dabei wirkt ihr so, als ob es euch nicht interessiert, was andere denken.
Martin: Wir haben diesen Prozess schon hinter uns. Mit zwölf oder 13 Jahren, als wir im Trachtenverein waren und im Musikverein, wo du in Reih und Glied mitlaufen musstest. Da war das noch ein wirklich großes Thema.
Matthias: Ach komm, das klingt so negativ – in Reih und Glied. Als ob’s wie bei der Bundeswehr gewesen wäre.
Martin: Also bei uns war’s so.
Matthias: Trotzdem habt ihr doch eine tolle Zeit gehabt.
Martin: Ich sag ja nicht, dass es nicht schön war. Aber wenn du aus der Rolle gefallen bist, bist du blöd angeredet worden.
Michael: Aber das ist auch schon lang vorbei. Inzwischen kommen wir mit den Leuten super aus. Und trauen uns sogar, in Oberammergau zu spielen.
Früher nicht?
Michael: Wir haben uns das erst getraut, als wir außerhalb bekannter waren.
Weil ihr die Leute zu gut kennt?
Michael: Was weiß ich, warum.
Martin: Wahrscheinlich.
http://www.youtube.com/watch?v=n8Avy-SD4nQ
Stimmt ja auch! Wie schön ist das eigentlich?!
Heißt das jetzt, dass es auf dem Land schwieriger ist, frei zu sein?
Michael: Wenn man da aufgewachsen ist, auf jeden Fall.
Martin: Ich kann’s nicht sagen. Es ist vermutlich eine andere Freiheit, die du auf dem Land hast.
Michael: Gerade als schräger Typ hast du auf dem Land mit vielen Menschen zu tun, die neidisch drauf sind, dass du dir Freiheiten einfach nimmst. Da bist du ganz schnell ein Außenseiter. Aber wenn du das dann durchziehst, gibt das große Freiheit.
Was ist Freiheit für euch eigentlich?
Martin: Das ist schwierig. Weil es doch für jeden was Anderes ist. Für den einen ist es, mit dem Radl irgendwo hinfahren zu können, ohne Zeitdruck, für den anderen, wenn er aufstehen kann, wann er will.
Michael: Ein schwereloser Zustand ist für mich Freiheit. Wann immer ich durch irgendwas in einen Flow komme – Musik, Radlfahren. Arbeit auch.
Maximilian: Wenn ich ein Musikstück komponiere. Da kann man alles ausdrücken, was man sagen will.
Sonst nicht?
Maximilian: In Form von Musik kann ich halt Luftschlösser bauen. Ich hab nicht das Geld, ein Haus zu bauen. Aber ich kann ein Musikwerk schreiben.
Aber meinst du, du bekämest für deine Aussagen im normalen Leben Probleme?
Maximilian: Ach, so meinst du das, Provokation? Natürlich kann man Kritik schön verpacken. Wie in einem Witz auch.
Pause.
Wie sind wir jetzt da hingekommen?
Über Freiheit. Und Kritik.
Maximilian: Ach so, ja. Nein, ich meine es weniger im Sinne von Gesellschaftskritik. Eher, dass ich die ganzen Fantasien und die ganze Sehnsucht in der Musik verwirklichen kann. Wo könnte man das sonst?
Flieht ihr, wenn ihr Musik macht?
Martin: Ich glaube schon. Es ist eine gewisse Selbständigkeit, die wir dadurch haben. Wir kommen über die Runden und brauchen uns nicht mehr viele Gedanken zu machen. Das ist schon eine kleine Flucht aus dieser Gesellschaft, in der es heißt: „Du musst 40 Stunden in der Woche arbeiten.“ Bei mir jedenfalls. Ich kann mir meinen eigenen Rhythmus machen.
Michael: Du musst dich aber auch nach den Konzerten richten.
Maximilian: Trotzdem können wir da immer genau so sein, wie wir sind. Ich glaube, es gibt kaum einen Job, bei dem man näher an sich selbst ist.
Obwohl er in der Öffentlichkeit passiert? Seid ihr wirklich so frei von Eitelkeiten?
Maximilian: Stimmt schon. Da ist man manchmal vermutlich nicht ganz frei, weil man will, dass die Leute einen gut finden. Da könnten wir noch etwas besser im Freisein sein. (lacht)
Habt ihr das Gefallenwollen beim Schreiben nicht auch im Hinterkopf?
Maximilian: Eben nicht! Und das freut mich selbst immer: Dass einem etwas Spaß macht, von dem man fühlt, dass es einem anderen auch gefallen könnte. Dass der eigene Geschmack noch nicht total verfälscht ist.
Geht denn das: Musik machen ohne Pose, ohne Kunstfiguren, ohne Show?
Michael: Doch, schon. Wir machen einfach keine Show – weil wir’s nicht können.
Matthias: Wir haben da schon etwas die Not zur Tugend gemacht . . .
Maximilian: . . . die Schüchternheit ist in uns . . .
Matthias: . . . und dann reizt man sie noch etwas aus, weil man nicht weiß, was man sonst machen soll.
Und hat genau damit auch wieder eine Marke geschaffen.
Matthias: Dessen sind wir uns bewusst. Aber es sitzt niemand bei Besprechungen da und sagt: „Super, dass wir das gefunden haben, das ziehen wir jetzt so durch!“ Wir können da einfach nur nicht aus uns raus.
Michael: Das ist manchmal auch eine sehr beklemmende Situation. Manchmal denke ich mir schon: Jetzt schrei halt mal „Geht’s euch gut?!“ (alle lachen)
Matthias: Das haben wir ja auch schon versucht – diese Floskeln.
Martin: Die kommen bei uns nur leider so saublöd. Der Maxi hat mal geschrien: „Fühlen Sie sich noch wohl?!“
Michael: Und dann hat ihm eine Frau geantwortet: „Ich glaube, ihr fühlt euch nicht wohl.“ Die hat den Braten gerochen.
Man schaut euch in der Doku in einer sehr prägenden Lebensphase beim Erwachsenwerden zu. War das nicht seltsam?
Lange Pause.
Michael: Es ging irgendwann.
Was habt ihr dabei gelernt?
Matthias: Erwachsen ist man nie. Im biologischen Sinne vielleicht, aber sonst ist man sein Leben lang nicht fertig.
Maximilian: Ich kann mich da gut anschließen.
Martin: Für mich bleibt vor allem, wie sehr man sich an ganz kleinen Dingen erfreuen kann. Wenn man eine Zeit hat, in der kein Licht mehr durchkommt, können kleine Sachen schon viel erhellen.
Wie meinst du das?
Martin: Mir ist es einfach eine Zeitlang nicht gut gegangen. Ich bin psychisch ziemlich zusammengebrochen. Und da habe ich gemerkt, was das Musikmachen für mich alles ausmacht. Deshalb habe ich das Drumherum komplett ausgeschaltet, einfach meine Augen zugemacht und war dann auch nicht mehr bewusst auf der Bühne, sondern bin einfach nur in der Musik geschwebt. Das hat mir wieder klar gemacht, dass das Drumherum überhaupt nicht wichtig ist. Sondern nur die Musik. Das Gefühl, das transportiert wird.
Maximilian: Das hast du schön gesagt.
http://www.youtube.com/watch?v=bsW6mFZ94dY
Ihr plant ein neues Album. Wieder mit Micha Acher von The Notwist. Wie kam die Zusammenarbeit eigentlich?
Martin: Er hat uns das angeboten.
Weil . . .?
Martin: Ach so. Offenbar hatte er uns als Band schon länger verfolgt. Ich kannte ihn von Musikantenstammtischen irgendwo, wusste aber nicht, wer er ist. Irgendwann hat der Zündfunk „Neon Golden“ zum Album des Jahrzehnts gewählt und Notwist haben bei denen gespielt. Auf die Frage, ob sie eine Vorband wollen, haben sie gesagt: Kofelgschroa. Und bei dem Konzert hat der Micha uns das angeboten.
Und wie war’s?
Martin: Das war genial. Wir haben schon ein paar Mal probiert, etwas aufzunehmen, aber das hat immer irgendwie flach geklungen. Er hat früh erkannt, worum es geht und was transportiert werden muss.
Michael: Der ist selber Musikant. Da versteht man sich auf einer anderen Ebene.
Matthias: Der ist kein Musiker, der in irgendeiner anderen Sphäre schwebt. Der spielt einfach jederzeit in jeder Wirtschaft. Da passt die Vibration einfach.
Michael: Das hast du jetzt schön gesagt.