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Massenflucht im Gazastreifen

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Tel Aviv – Im Gazastreifen haben sich Tausende Menschen auf die Flucht gemacht. Die israelische Armee hatte zuvor die Bewohner im nördlichen Teil des palästinensischen Gebiets durch abgeworfene Flugblätter, SMS und automatisierte Anrufe eindringlich zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert, weil „Angriffe in bisher nicht gekanntem Ausmaß“ bevorstünden. Das ganze Wochenende über wurden die Kämpfe auf beiden Seiten mit zunehmender Wucht fortgeführt. Angesichts des Blutvergießens – auf palästinensischer Seite starben inzwischen 165 Menschen, mehr als tausend wurden einheimischen Rettungskräften zufolge verletzt – bemüht sich die internationale Gemeinschaft mit vereinten Kräften um eine Waffenruhe.



Gaza Stadt: Zwei Männer inspizieren die Zerstörung nach einem Bombenangriff der isralischen Luftwaffe.

Aus der 40000 Einwohner zählenden Stadt Beit Lahija knapp hinter der Grenze zum Gazastreifen zogen die Menschen mit hochbepackten Autos oder Eselskarren in Richtung Süden, um dort einen sicheren Unterschlupf zu finden. Die UNRWA, das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge, hat mehrere Einrichtungen für Schutz Suchende in Gaza-Stadt geöffnet. Israel plant in der nördlichen Region massive Schläge gegen Raketenabschuss-Einrichtungen der Hamas, die dort im Schutz von Wohngebieten versteckt sind. Die Hamas-Führung rief die Bevölkerung auf, trotz der israelischen Drohungen in ihren Häusern zu bleiben. Zuvor hatte ein Sprecher der Hamas auch jene Palästinenser als Vorbilder gelobt, die kurz vor einem israelischen Angriff auf die Dächer ihrer Häuser gestiegen waren.

Unklar blieb zunächst, ob der nun angekündigte verstärkte israelische Einsatz im nördlichen Gazastreifen allein aus der Luft oder auch von israelischen Bodentruppen geführt wird, die inzwischen in großer Zahl an der Grenze zusammengezogen wurden. In der Nacht zum Sonntag war es zum ersten begrenzten Bodeneinsatz im Gazastreifen seit 2009 gekommen, als eine Eliteeinheit der Marine eine Raketenstellung der Hamas angriff. Bei anschließenden Feuergefechten wurden vier israelische Soldaten leicht verletzt.

Die Hamas zeigt bislang noch kein Anzeichen von Schwäche. In weiten Teilen Israels schrillten auch am Sonntag wieder die Alarmsirenen, am Samstagabend ebenso wie am Sonntagnachmittag wurden Raketen über dem Stadtgebiet von Tel Aviv vom Abwehrsystem „Iron Dome“ abgefangen. Zusätzliche Unruhe verbreiteten zwei Raketen, die von Libanon aus auf den Norden Israels abgefeuert wurden, ohne allerdings Schaden anzurichten.

Nach einer Schockstarre kommt die internationale Krisendiplomatie ins Rollen. Der UN-Sicherheitsrat rief beide Seiten einstimmig zu einer Waffenruhe auf. Der Sonderbeauftragte des Nahost-Quartetts, Tony Blair, erinnerte an die Existenz seines Postens mit einer Reise nach Ägypten, um die dortige Führung zu einer Vermittlungsmission zu drängen. Auch die Arabische Liga will sich diesen Montag in Kairo mit dem Konflikt befassen. In Wien berieten die Außenminister der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands am Rande der Atom-Gespräche mit Iran über den Krieg zwischen Israel und der Hamas.

Als erster aus diesem Kreis wird der deutsche Chefdiplomat Frank-Walter Steinmeier am Montag und Dienstag in der Region erwartet. In der ägyptischen Hauptstadt Kairo kommt zudem am Montag die Arabische Liga zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. In New York beraten die Mitglieder des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen bei einer Sondersitzung über eine Schlichtung. Und im Namen des EU-Ratsvorsitzes will auch die italienische Außenministerin Federica Mogherini Krisengespräche in der Region führen. Allen internationalen Anstrengungen zum Trotz zeigten sich bislang weder die Israelis noch die Hamas zu einer Waffenruhe bereit. Seite7

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