Die Menschen in Hollywood, das ist an dieser Stelle gut zu wissen, befinden sich in einem permanenten Gemütszustand der Aufregung. Sie sind excited über Filme, das Wetter, Grünkohlsalat. Wahrscheinlich wären sie auch aufgeregt, wenn man ihnen die Uhrzeit mitteilt. Aufgeregt sein klingt nach Geschenke auspacken an Weihnachten. Nervös sein dagegen gilt als verpönt in dieser Stadt, weil dabei immer die Angst vor dem Scheitern mitschwingt. Nervosität klingt nach praktischer Führerscheinprüfung.
Die Gage von Robin Williams war zu hoch, um eine zweite Spielzeit der Serie "The Crazy Ones" zu rechtfertigen, hört man aus Branchenkreisen.
Es ist deshalb durchaus bemerkenswert, dass die Schauspielerin Halle Berry sagt: „Ich war bei dieser Premiere nervöser als bei jeder anderen in meinem Leben. Ich konnte kaum atmen, es war ein schlimmer Abend für mich.“ An diesem Abend wurde im California Science Center die erste Folge der Serie Extant gezeigt, die seit dieser Woche auf dem amerikanischen Kabelsender CBS zu sehen ist. Berry spielt darin eine Astronautin, die nach einem einjährigen Aufenthalt im Weltall feststellt, dass sie schwanger ist. „Ich wünsche mir, dass Extant ein großer Erfolg wird“, sagte Berry, 47. Ihre Nervosität scheint unbegründet: Da produziert ein Oscar-prämierter Regisseur (Steven Spielberg) eine aufwendige Serie mit einer Oscar-prämierten Schauspielerin (Berry) in der Hauptrolle – was soll dabei schon herauskommen als ein weiteres Nugget im goldenen Zeitalter des Fernsehens?
Die Nervosität Berrys ist womöglich damit zu begründen, dass die Menschen in Hollywood nicht nur gern über ihre Aufregung sprechen, sondern auch beinahe ausschließlich über Erfolge – wie ein Goldschürfer, der bei Erzählungen abends im Saloon die vielen dreckigen Kieselsteine verschweigt, die da neben den Goldstücken im Sieb lagen. Sie berichten lieber über die außerordentlichen Erfahrungen der etablierten Kinodarsteller auf dem kleinen Bildschirm. Von Matthew McConaugheys grandioser Leistung in der noch grandioseren HBO-Serie True Detective etwa, von Kevin Spacey im Netflix-Politthriller House of Cards, von Claire Danes in Homeland.
„Es braucht für einen Schauspieler heutzutage keinen Mut mehr, eine Fernsehrolle anzunehmen“, behauptet John Landgraf. Der Chef des Senders FX hat kürzlich Denis Leary für die Serie Sex & Drugs & Rock & Roll verpflichtet, zuvor schon Glenn Close (The Shield und Damages) und Jessica Lange (American Horror Story). Doch ist das wirklich so? Muss ein etablierter Schauspieler derzeit nur mit dem Finger schnippen, eine Rolle im Fernsehen annehmen – und anschließend sowohl üppige als auch regelmäßige Gehaltsschecks sowie zahlreiche Auszeichnungen entgegennehmen? Nein, so ist es nicht – und es gibt zahlreiche Beispiele für Misserfolge: Vegas (mit Dennis Quaid), Luck (Dustin Hoffman), House of Lies (Don Cheadle), Harry’s Law (Kathy Bates), The Michael J. Fox Show (Michael J. Fox).
Prägend für diese Misserfolge ist die Komödie The Crazy Ones, sie verdeutlicht all die Probleme, Risiken und Nebenwirkungen bei der Verpflichtung etablierter Kinostars für Fernsehrollen. Knapp 19 Millionen Menschen wollten die erste Folge sehen, natürlich half die Popularität von Hauptdarsteller Robin Williams bei der Vermarktung der ersten Episoden. Es folgte jedoch ein schreckliches Scheitern, das nicht wie bei einer Kinoproduktion ein Wochenende lang dauerte, sondern über 21 Folgen ging. Statt auf witzige Drehbücher verließen sich die Produzenten allein auf Williams’ komödiantisches Talent. Dieser Zuschnitt, diese Konzentration kann funktionieren – wenn auch der Rest passt wie etwa in Blacklist mit James Spader oder The Newsroom mit Jeff Daniels. The Crazy Ones dagegen befanden die Zuschauer für zu eindimensional, die Quoten sanken ähnlich wie bei The Michael J. Fox Show, von der der Sender NBC nach der Olympia-Pause nicht einmal mehr die bereits produzierten Folgen ausstrahlte.
Die Einschaltquoten waren jedoch nicht der Grund für das Ende von The Crazy Ones, am Ende sahen immerhin noch sechs Millionen Menschen zu. Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass die Gehälter von Williams (165000 US-Dollar pro Folge) und seiner Kollegin Sarah Michelle Gellar (etwa 90000 pro Folge) zu hoch und die Annehmlichkeiten wie Unterbringung und Freiflüge zu teuer gewesen seien, um eine zweite Spielzeit zu rechtfertigen. Bekannte Kinostars fordern aufgrund ihrer Popularität nun einmal bereits zu Beginn einer Produktion üppige Gehälter und andere Gefälligkeiten.
Berry etwa kassiert bei Extant nicht nur mehr als 100000 Dollar pro Folge, die Produktion wurde trotz zahlreicher Angebote und Vergünstigungen aus anderen Bundesstaaten in Los Angeles belassen, damit Berry nach der Arbeit schneller wieder bei ihren Kindern sein kann. Zum Vergleich: Jon Hamm bekam in der ersten Spielzeit von Mad Men 20000 Dollar pro Folge, erst mit dem immensen Erfolg wurde sein Gehalt auf mittlerweile 250000 Dollar pro Episode angehoben. Produzent Matthew Weiner hat im Fluss nach Gold gesucht – und erst nach erfolgreicher Schürfung musste er mit seinen Angestellten teilen.
Zudem sind Kinostars einflussreich genug, in den kreativen Prozess einzugreifen. Bei The Crazy Ones heißt es aus dem Umfeld der Serie, dass Williams nicht unbeteiligt daran gewesen sein soll, dass am Ende jeder Folge Versprecher und Pannen gezeigt wurden. Es war jedoch weniger eine witzige Zugabe als vielmehr eine lieblose Aneinanderreihung von Williams’ Gesichtsmuskel-Verrenkungen, für die sich selbst am Set kaum jemand hatte begeistern können.
Aus diesem Grund zögern zahlreiche Sender mittlerweile, populäre Kinostars zu verpflichten, nur um Galionsfiguren für eine Serie zu haben. Keli Lee, beim Sender ABC verantwortlich für die Rollenbesetzung, sagt: „Beim Fernsehen geht es nach wie vor darum, neue Stars zu erschaffen.“ Also Bryan Cranston (Breaking Bad) oder Taylor Schilling (Orange Is The New Black). Auch die Schauspieler selbst sind vorsichtiger geworden, sie sind sich des Risikos wohl bewusst, das ein Engagement bei einer Serie mit sich bringt: Sie binden sich nicht nur für mehrere Monate oder bisweilen Jahre an ein Projekt – sie tun es mitunter, ohne zu wissen, worauf sie sich einlassen. Matthew McConaughey etwa hatte bei True Detective unterschrieben, obwohl Autor Nic Pizzolatto gerade einmal zwei Folgen geschrieben hatte. Nun hat Pizzolatto die erste Episode der zweiten Staffel an Agenturen verteilt und sucht, je nach Gerüchtequelle, einen oder mehrere Hauptdarsteller. Bleibt die Frage: Welcher Schauspieler ist bereit, auf McConaughey zu folgen – ohne überhaupt zu wissen, wie die Rolle genau aussehen wird?
Der Druck auf die Schauspieler ist bisweilen gewaltig, im Fall von Extant etwa erklärte CBS-Präsidentin Nina Tassler, „sehr hohe Erwartungen“ zu haben und damit zu rechnen, dass die Serie mindestens so erfolgreich sei wie Under the Dome im vergangenen Sommer. Die Adaption des Stephen-King-Buches sahen durchschnittlich knapp 14 Millionen Menschen pro Folge. 14 Millionen Zuschauer als Grenze zwischen Erfolg und Flop – da kann man durchaus mal nervös sein.
Die Gage von Robin Williams war zu hoch, um eine zweite Spielzeit der Serie "The Crazy Ones" zu rechtfertigen, hört man aus Branchenkreisen.
Es ist deshalb durchaus bemerkenswert, dass die Schauspielerin Halle Berry sagt: „Ich war bei dieser Premiere nervöser als bei jeder anderen in meinem Leben. Ich konnte kaum atmen, es war ein schlimmer Abend für mich.“ An diesem Abend wurde im California Science Center die erste Folge der Serie Extant gezeigt, die seit dieser Woche auf dem amerikanischen Kabelsender CBS zu sehen ist. Berry spielt darin eine Astronautin, die nach einem einjährigen Aufenthalt im Weltall feststellt, dass sie schwanger ist. „Ich wünsche mir, dass Extant ein großer Erfolg wird“, sagte Berry, 47. Ihre Nervosität scheint unbegründet: Da produziert ein Oscar-prämierter Regisseur (Steven Spielberg) eine aufwendige Serie mit einer Oscar-prämierten Schauspielerin (Berry) in der Hauptrolle – was soll dabei schon herauskommen als ein weiteres Nugget im goldenen Zeitalter des Fernsehens?
Die Nervosität Berrys ist womöglich damit zu begründen, dass die Menschen in Hollywood nicht nur gern über ihre Aufregung sprechen, sondern auch beinahe ausschließlich über Erfolge – wie ein Goldschürfer, der bei Erzählungen abends im Saloon die vielen dreckigen Kieselsteine verschweigt, die da neben den Goldstücken im Sieb lagen. Sie berichten lieber über die außerordentlichen Erfahrungen der etablierten Kinodarsteller auf dem kleinen Bildschirm. Von Matthew McConaugheys grandioser Leistung in der noch grandioseren HBO-Serie True Detective etwa, von Kevin Spacey im Netflix-Politthriller House of Cards, von Claire Danes in Homeland.
„Es braucht für einen Schauspieler heutzutage keinen Mut mehr, eine Fernsehrolle anzunehmen“, behauptet John Landgraf. Der Chef des Senders FX hat kürzlich Denis Leary für die Serie Sex & Drugs & Rock & Roll verpflichtet, zuvor schon Glenn Close (The Shield und Damages) und Jessica Lange (American Horror Story). Doch ist das wirklich so? Muss ein etablierter Schauspieler derzeit nur mit dem Finger schnippen, eine Rolle im Fernsehen annehmen – und anschließend sowohl üppige als auch regelmäßige Gehaltsschecks sowie zahlreiche Auszeichnungen entgegennehmen? Nein, so ist es nicht – und es gibt zahlreiche Beispiele für Misserfolge: Vegas (mit Dennis Quaid), Luck (Dustin Hoffman), House of Lies (Don Cheadle), Harry’s Law (Kathy Bates), The Michael J. Fox Show (Michael J. Fox).
Prägend für diese Misserfolge ist die Komödie The Crazy Ones, sie verdeutlicht all die Probleme, Risiken und Nebenwirkungen bei der Verpflichtung etablierter Kinostars für Fernsehrollen. Knapp 19 Millionen Menschen wollten die erste Folge sehen, natürlich half die Popularität von Hauptdarsteller Robin Williams bei der Vermarktung der ersten Episoden. Es folgte jedoch ein schreckliches Scheitern, das nicht wie bei einer Kinoproduktion ein Wochenende lang dauerte, sondern über 21 Folgen ging. Statt auf witzige Drehbücher verließen sich die Produzenten allein auf Williams’ komödiantisches Talent. Dieser Zuschnitt, diese Konzentration kann funktionieren – wenn auch der Rest passt wie etwa in Blacklist mit James Spader oder The Newsroom mit Jeff Daniels. The Crazy Ones dagegen befanden die Zuschauer für zu eindimensional, die Quoten sanken ähnlich wie bei The Michael J. Fox Show, von der der Sender NBC nach der Olympia-Pause nicht einmal mehr die bereits produzierten Folgen ausstrahlte.
Die Einschaltquoten waren jedoch nicht der Grund für das Ende von The Crazy Ones, am Ende sahen immerhin noch sechs Millionen Menschen zu. Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass die Gehälter von Williams (165000 US-Dollar pro Folge) und seiner Kollegin Sarah Michelle Gellar (etwa 90000 pro Folge) zu hoch und die Annehmlichkeiten wie Unterbringung und Freiflüge zu teuer gewesen seien, um eine zweite Spielzeit zu rechtfertigen. Bekannte Kinostars fordern aufgrund ihrer Popularität nun einmal bereits zu Beginn einer Produktion üppige Gehälter und andere Gefälligkeiten.
Berry etwa kassiert bei Extant nicht nur mehr als 100000 Dollar pro Folge, die Produktion wurde trotz zahlreicher Angebote und Vergünstigungen aus anderen Bundesstaaten in Los Angeles belassen, damit Berry nach der Arbeit schneller wieder bei ihren Kindern sein kann. Zum Vergleich: Jon Hamm bekam in der ersten Spielzeit von Mad Men 20000 Dollar pro Folge, erst mit dem immensen Erfolg wurde sein Gehalt auf mittlerweile 250000 Dollar pro Episode angehoben. Produzent Matthew Weiner hat im Fluss nach Gold gesucht – und erst nach erfolgreicher Schürfung musste er mit seinen Angestellten teilen.
Zudem sind Kinostars einflussreich genug, in den kreativen Prozess einzugreifen. Bei The Crazy Ones heißt es aus dem Umfeld der Serie, dass Williams nicht unbeteiligt daran gewesen sein soll, dass am Ende jeder Folge Versprecher und Pannen gezeigt wurden. Es war jedoch weniger eine witzige Zugabe als vielmehr eine lieblose Aneinanderreihung von Williams’ Gesichtsmuskel-Verrenkungen, für die sich selbst am Set kaum jemand hatte begeistern können.
Aus diesem Grund zögern zahlreiche Sender mittlerweile, populäre Kinostars zu verpflichten, nur um Galionsfiguren für eine Serie zu haben. Keli Lee, beim Sender ABC verantwortlich für die Rollenbesetzung, sagt: „Beim Fernsehen geht es nach wie vor darum, neue Stars zu erschaffen.“ Also Bryan Cranston (Breaking Bad) oder Taylor Schilling (Orange Is The New Black). Auch die Schauspieler selbst sind vorsichtiger geworden, sie sind sich des Risikos wohl bewusst, das ein Engagement bei einer Serie mit sich bringt: Sie binden sich nicht nur für mehrere Monate oder bisweilen Jahre an ein Projekt – sie tun es mitunter, ohne zu wissen, worauf sie sich einlassen. Matthew McConaughey etwa hatte bei True Detective unterschrieben, obwohl Autor Nic Pizzolatto gerade einmal zwei Folgen geschrieben hatte. Nun hat Pizzolatto die erste Episode der zweiten Staffel an Agenturen verteilt und sucht, je nach Gerüchtequelle, einen oder mehrere Hauptdarsteller. Bleibt die Frage: Welcher Schauspieler ist bereit, auf McConaughey zu folgen – ohne überhaupt zu wissen, wie die Rolle genau aussehen wird?
Der Druck auf die Schauspieler ist bisweilen gewaltig, im Fall von Extant etwa erklärte CBS-Präsidentin Nina Tassler, „sehr hohe Erwartungen“ zu haben und damit zu rechnen, dass die Serie mindestens so erfolgreich sei wie Under the Dome im vergangenen Sommer. Die Adaption des Stephen-King-Buches sahen durchschnittlich knapp 14 Millionen Menschen pro Folge. 14 Millionen Zuschauer als Grenze zwischen Erfolg und Flop – da kann man durchaus mal nervös sein.