Uwe Böhnhardt war der Kleine, das Nesthäkchen der Familie Böhnhardt mit ihren drei Jungs. Erst kam Jan, dann Peter, dann als Nachzügler Uwe. Ein Wunschkind, hat seine Mutter gesagt. Und gleichzeitig dasjenige Kind, das seiner Familie am meisten Sorgen bereitet hat. Denn Uwe wurde als Jugendlicher zum überzeugten Neonazi, er ging in den Untergrund und hat – so die Anklage – wohl zehn Morde begangen, zwei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle. Gemeinsam mit seinem Freund Uwe Mundlos und seiner Freundin Beate Zschäpe gründeten sie die Terrororganisation NSU. So steht es in der Anklage des Generalbundesanwalts.
Im Prozess gegen Beate Zschäpe sagt auch der Bruder des verstorbenen Uwe Böhnhardts aus.
Eiskalt soll dieser Uwe Böhnhardt gewesen sein, vernarrt in Waffen, aggressiv. Ihren Opfern schossen die NSU-Täter aus nächster Nähe ins Gesicht. Doch seiner Familie hat sich diese Seite von Uwe Böhnhardt nicht gezeigt. Da galt er zwar als Problemkind, aber doch als hilfsbereit und liebevoll. Die Familienbande hielten. Als er schon lange im Untergrund war, fragte er noch nach Fotos seiner kleinen Nichte. Die Tochter seines Bruders liebte er sehr. Das hat seine Mutter vor Gericht erzählt. Wäre alles ganz normal gelaufen, Beate Zschäpe wäre wohl die Schwägerin von Jan Böhnhardt geworden. Es lief nicht normal. Nun sitzt sie hier im Gericht und betrachtet ihren Fast-Schwager.
Jan Böhnhardt, 44, erscheint in weißem T-Shirt und weißen kurzen Hosen vor Gericht, ein großer, kräftiger Mann, Kraftfahrer. Einer, dem im Gegensatz zu seiner eloquenten Mutter, einer Lehrerin, die Worte fehlen, wenn er etwas genauer erklären soll. Und der, glaubt man ihm, einfach nichts wissen wollte von dem, was sein Bruder trieb. Dabei war der häufig bei ihm, so häufig, dass es der Frau von Jan Böhnhardt zu viel wurde. Der Kontakt zum kleinen Bruder wurde intensiver, als der mittlere Bruder gestorben war. Peter hieß der und starb als 17-Jähriger bei einem Unfall. An ihm hatte Uwe sehr gehangen. Er war tief erschüttert, als Peter starb.
Uwe kam dann bei Problemen mit den Eltern oder in der Schule immer zum ältesten Bruder. Und mit dem kleinen Bruder kam auch dessen Freundin Beate Zschäpe auf das Sofa von Jan.
Der Richter fragt: „Wie war das Verhältnis zwischen Ihrem Bruder und Beate Zschäpe?“ – „Gut“, sagt Jan Böhnhardt. „Wie ein Paar halt so mit sich umspringt. Er hat sie nicht geschlagen, sie ihn auch nicht. Ganz normal, wie ein Pärchen halt.“ Jan Böhnhardt hat eine eher schlichte Ausdrucksweise. Auf jeden Fall seien sein Bruder, Beate Zschäpe und Uwe Mundlos immer zusammen gewesen, immer zu dritt. Sie hätten sich gut verstanden und nie gestritten.
Richter: „Welche Ansichten hatte Ihr Bruder?“ – „Rechte Ansichten“, sagt der Zeuge. „Welche waren das?“, fragt der Richter nach. – „Rechts halt“, sagt der Zeuge. „Sagen Sie uns ein paar Beispiele“, insistiert der Richter. Jan Böhnhardt sagt: „Rechtsradikal so ein bisschen. Er wollte halt irgendwo dazugehören. Auf mich hat er nicht unbedingt immer so einen bösen Eindruck gemacht. Wie weit er in der rechten Szene drin gesteckt hat, wusste ich nicht.“ Er hätte ihn da lieber rausgeholt. Was er dafür getan hat, um denn kleinen Bruder rauszuholen, erfährt man nicht. Dafür aber, wie der Alltag von Uwe Böhnhardt damals aussah. Er hatte die Lehre als Maurer abgebrochen, war aus dem Internat geflogen. Danach schlief er lang und ging mit Beate Zschäpe in die Stadt, rumlaufen, rumlungern, sagt der Bruder als Zeuge. „Eigentlich hat er ja nicht viel gemacht. Er ist im Bett rumgelungert und hat mit der Nichte gespielt“, sagt der Bruder.
Jan Böhnhardt erzählt, er habe gedacht, sein Bruder Uwe und dessen Freundin Beate seien „normale Mitläufer“ gewesen bei den Rechtsradikalen. „Das war damals Kult oder fast Kult.“ Man erfährt nicht wirklich mehr. Vor dem Bruder hatten schon der Vater und die Mutter vor Gericht ausgesagt, die Mutter sogar zwei Tage lang.
„Welches Verhältnis hatte Ihr Bruder zu Waffen?“, fragt der Richter. „Ein gutes“, sagt der Zeuge. „Hatte Ihr Bruder Waffen?“ – „Der hatte schon ein paar Waffen, aber die wurden meistens gleich wieder von der Polizei eingezogen.“ Ein Luftgewehr, eine Armbrust, vielleicht auch ein Messer oder eine Pistole. Der Bruder haben sich über die Waffen gefreut.
Richter: „War Gewalt ein Thema?“ – „Mir war nicht aufgefallen, dass er jemanden verhauen hat oder gewaltbereit war“ , sagt Jan Böhnhardt. Aber er habe gesagt, dass ihm vieles nicht gefällt in Deutschland. „Was?“, fragt der Richter. „Mit Ausländern und anderen Sachen“, antwortet der Zeuge. „Aber dass er jemanden verletzt hat, ist mir nicht bekannt.“
Jan Böhnhardt will nicht sehr nachgefragt haben, als ihm seine Eltern erzählten, dass sie sich mit Uwe und seinen Freunden im Untergrund getroffen haben. Er habe auch nichts dagegen gehabt, dass sie dem Bruder ein Foto seiner Tochter mitbrachten. Und seine Mutter habe ihm 2002 gesagt, er müsse sich damit abfinden, dass er Uwe nicht mehr sehe.
Jan Böhnhardt war der letzte aus den Familien ihrer Freunde, dem sich Beate Zschäpe im Gerichtssaal gegenübersah. Zu einem Treffen mit ihrer eigenen Familie wird es nicht kommen. Eigentlich sollte am Donnerstag Zschäpes Großmutter vor Gericht aussagen. Die alte Dame hat aber ein Attest vorgelegt, wonach sie nicht reisefähig ist. Und das Gericht verzichtet auf eine neue Ladung – denn als Großmutter der Angeklagten hat sie das Recht, die Aussage zu verweigern. Das wird die Oma vermutlich genauso tun wie schon die Mutter von Beate Zschäpe. Eine Reise von Jena nach München nur wegen eines kurzen Neins will ihr der Senat ersparen.
Im Prozess gegen Beate Zschäpe sagt auch der Bruder des verstorbenen Uwe Böhnhardts aus.
Eiskalt soll dieser Uwe Böhnhardt gewesen sein, vernarrt in Waffen, aggressiv. Ihren Opfern schossen die NSU-Täter aus nächster Nähe ins Gesicht. Doch seiner Familie hat sich diese Seite von Uwe Böhnhardt nicht gezeigt. Da galt er zwar als Problemkind, aber doch als hilfsbereit und liebevoll. Die Familienbande hielten. Als er schon lange im Untergrund war, fragte er noch nach Fotos seiner kleinen Nichte. Die Tochter seines Bruders liebte er sehr. Das hat seine Mutter vor Gericht erzählt. Wäre alles ganz normal gelaufen, Beate Zschäpe wäre wohl die Schwägerin von Jan Böhnhardt geworden. Es lief nicht normal. Nun sitzt sie hier im Gericht und betrachtet ihren Fast-Schwager.
Jan Böhnhardt, 44, erscheint in weißem T-Shirt und weißen kurzen Hosen vor Gericht, ein großer, kräftiger Mann, Kraftfahrer. Einer, dem im Gegensatz zu seiner eloquenten Mutter, einer Lehrerin, die Worte fehlen, wenn er etwas genauer erklären soll. Und der, glaubt man ihm, einfach nichts wissen wollte von dem, was sein Bruder trieb. Dabei war der häufig bei ihm, so häufig, dass es der Frau von Jan Böhnhardt zu viel wurde. Der Kontakt zum kleinen Bruder wurde intensiver, als der mittlere Bruder gestorben war. Peter hieß der und starb als 17-Jähriger bei einem Unfall. An ihm hatte Uwe sehr gehangen. Er war tief erschüttert, als Peter starb.
Uwe kam dann bei Problemen mit den Eltern oder in der Schule immer zum ältesten Bruder. Und mit dem kleinen Bruder kam auch dessen Freundin Beate Zschäpe auf das Sofa von Jan.
Der Richter fragt: „Wie war das Verhältnis zwischen Ihrem Bruder und Beate Zschäpe?“ – „Gut“, sagt Jan Böhnhardt. „Wie ein Paar halt so mit sich umspringt. Er hat sie nicht geschlagen, sie ihn auch nicht. Ganz normal, wie ein Pärchen halt.“ Jan Böhnhardt hat eine eher schlichte Ausdrucksweise. Auf jeden Fall seien sein Bruder, Beate Zschäpe und Uwe Mundlos immer zusammen gewesen, immer zu dritt. Sie hätten sich gut verstanden und nie gestritten.
Richter: „Welche Ansichten hatte Ihr Bruder?“ – „Rechte Ansichten“, sagt der Zeuge. „Welche waren das?“, fragt der Richter nach. – „Rechts halt“, sagt der Zeuge. „Sagen Sie uns ein paar Beispiele“, insistiert der Richter. Jan Böhnhardt sagt: „Rechtsradikal so ein bisschen. Er wollte halt irgendwo dazugehören. Auf mich hat er nicht unbedingt immer so einen bösen Eindruck gemacht. Wie weit er in der rechten Szene drin gesteckt hat, wusste ich nicht.“ Er hätte ihn da lieber rausgeholt. Was er dafür getan hat, um denn kleinen Bruder rauszuholen, erfährt man nicht. Dafür aber, wie der Alltag von Uwe Böhnhardt damals aussah. Er hatte die Lehre als Maurer abgebrochen, war aus dem Internat geflogen. Danach schlief er lang und ging mit Beate Zschäpe in die Stadt, rumlaufen, rumlungern, sagt der Bruder als Zeuge. „Eigentlich hat er ja nicht viel gemacht. Er ist im Bett rumgelungert und hat mit der Nichte gespielt“, sagt der Bruder.
Jan Böhnhardt erzählt, er habe gedacht, sein Bruder Uwe und dessen Freundin Beate seien „normale Mitläufer“ gewesen bei den Rechtsradikalen. „Das war damals Kult oder fast Kult.“ Man erfährt nicht wirklich mehr. Vor dem Bruder hatten schon der Vater und die Mutter vor Gericht ausgesagt, die Mutter sogar zwei Tage lang.
„Welches Verhältnis hatte Ihr Bruder zu Waffen?“, fragt der Richter. „Ein gutes“, sagt der Zeuge. „Hatte Ihr Bruder Waffen?“ – „Der hatte schon ein paar Waffen, aber die wurden meistens gleich wieder von der Polizei eingezogen.“ Ein Luftgewehr, eine Armbrust, vielleicht auch ein Messer oder eine Pistole. Der Bruder haben sich über die Waffen gefreut.
Richter: „War Gewalt ein Thema?“ – „Mir war nicht aufgefallen, dass er jemanden verhauen hat oder gewaltbereit war“ , sagt Jan Böhnhardt. Aber er habe gesagt, dass ihm vieles nicht gefällt in Deutschland. „Was?“, fragt der Richter. „Mit Ausländern und anderen Sachen“, antwortet der Zeuge. „Aber dass er jemanden verletzt hat, ist mir nicht bekannt.“
Jan Böhnhardt will nicht sehr nachgefragt haben, als ihm seine Eltern erzählten, dass sie sich mit Uwe und seinen Freunden im Untergrund getroffen haben. Er habe auch nichts dagegen gehabt, dass sie dem Bruder ein Foto seiner Tochter mitbrachten. Und seine Mutter habe ihm 2002 gesagt, er müsse sich damit abfinden, dass er Uwe nicht mehr sehe.
Jan Böhnhardt war der letzte aus den Familien ihrer Freunde, dem sich Beate Zschäpe im Gerichtssaal gegenübersah. Zu einem Treffen mit ihrer eigenen Familie wird es nicht kommen. Eigentlich sollte am Donnerstag Zschäpes Großmutter vor Gericht aussagen. Die alte Dame hat aber ein Attest vorgelegt, wonach sie nicht reisefähig ist. Und das Gericht verzichtet auf eine neue Ladung – denn als Großmutter der Angeklagten hat sie das Recht, die Aussage zu verweigern. Das wird die Oma vermutlich genauso tun wie schon die Mutter von Beate Zschäpe. Eine Reise von Jena nach München nur wegen eines kurzen Neins will ihr der Senat ersparen.