7½ einfache Wahrheiten, die ich meinem Anrufbeantworter während meiner Abwesenheit diktiert habe
Es gibt keinen Gott.
Und wenn doch, dann hat er Humor.
Dann hat er sich in mir einen fröhlichen Feind erschaffen,
den der Stumpfsinn seiner glühendsten Verehrer erschöpft.
Denn mal ehrlich: Das hier ist nicht die beste aller möglichen
Welten, wenn selbst noch eine Supermarktkassiererin
- gerade die! - noch Träume haben kann
von einem besseren, von einem anderen Leben.
Für dieses braucht es nicht viel:
Zwei Augen, zwei Ohren, immer offen zu halten,
um das Schöne und weniger Schöne zu finden,
einen Mund, eine Stimme, klobige Hände,
alles aufzuzeichnen und fest-zu-halten
in kurzen Skizzen.
Und Denken.
Schneller, immer wieder
anders denken.
Und gewöhn‘ die Menschen besser schon einmal daran,
immer wieder einen Anderen an dir vorzufinden.
Dabei ist es immer besser,
ein Gespräch mit einer Frage zu beginnen.
Als es in einer münden zu lassen.
Frag, zettbeh, wie ist es gerade für dich,
ein Mensch zu sein?
Und wenn du jemanden triffst, den du
aus irgendeinem Grund magst,
sieh sie dir an, ganz fest und tief
in die Augen.
Damit sie weiß,
es ist dir blutiger Ernst.
Haltung, mein Lieber!
Darauf kommt es.
Sollen all die Blender
doch machen, was sie wollen.
Was noch?
Man rasiert sich nass. Es gibt keine andere Art.
Nur ein, zwei Mal die Woche.
Mit aufgeschäumter Seife.
Aus einer Nierenschale.
Es geht nichts über frisch aufgebrühten Minztee.
Oder wenn dir der Regen seine Sturmgischt
ins Gesicht schlägt, so dass du gegen
ihn anschreien magst.
Und du bist verrückt
nach Frauen.
Die Haarfarbe ist egal,
aber die Augen,
die müssen dich umhauen.
Und Kaffee trinkt man aus Pötten.
Gern auch gleich türkisch.
Den besten Soul gibt es auf Stax.
Die besten Buchhandlungen sind die
mit einem Lyrikregal.
Und fast alle deine Lieblingsplatten
sind bei Rough Trade erschienen.
So, das war’s auch auch schon,
soviel für heute.
Ich bedanke mich,
für deine Aufmerksamkeit
und diesen kurzen Moment
frisch wachen Bewusstseins
an diesem luziden Morgen
in dieser einzigen Welt,
die wir haben.
Bleib dir treu, sei anders!
Verstehst du, was ich mein?
2014/06/03