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Offline. Tagebuch eines Community-Aussteigers (3)

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Kapitel: Freunde! Freunde?


 


Ist es nicht so, dass man sich anfangs immer vornimmt, ausschließlich „echten“ Freunden, nicht aber flüchtig Bekannte oder einfach nette Menschen, die man gerade erst ein Abendessen lang kennt, in seinen „inner circle“ zu lassen?


Lässt man einmal die Tür offen stehen, sind sie alle drin! Und aus dem netten Menschen von eben entpuppt sich schnell ein Besserwisser oder ein filterloser Kommunikationsaktivist, der dich an alles und jedem teilhaben lässt, er selbst aber auch nur all zu gern in deinem Leben sich mit einbringt!


Nicht nur man selbst fragt sich, welche Charakter-Krankheitsbilder plötzlich diagnostiziert und zum Vorschein kommen. Und das in einer Community-Gemeinschaft, die eigentlich nur aus wohlgesonnenen Leuten bestehen sollte. So zumindest war es der Plan zu Beginn der Aktivierung des Profils.


Auch deine eng verbundenen Freunde stellen sich diese Frage beim Anblick von so manchem Kommentar des Online-Parasiten. Plötzlich wird mehr verteidigt und diskutiert auf der privaten Gemeinschaftsseite, als das sinnvolle und vor allem friedliche Diskussionen dabei entstehen. Ein Krieg bricht aus im eigenen Territorium und wirkliche Freunde, die man gern hat, werden ohne es zu wollen, in Mitleidenschaft gezogen und ab und an auch schwer verletzt – mit Worten.


 


Doch wie kann man das brennende Feuer löschen, ohne dass noch mehr Brandopfer Wundern von so manchem bösen Wort oder Satz davon tragen müssen? Es gilt, die Welt der Zwischenmenschlichkeit zu schützen.


 


Die eine Möglichkeit besteht, den Störenfried zu treffen und mit der unsichtbaren weißen Flagge Frieden einzuläuten. Auf sanftmütige Weise könnte man den „Verbal-Kannibalen“ sensibilisieren und ihm begreiflich machen, dass die eigenen Freunde, die es gleichzeitig vor ihm zu beschützen gilt, sich in ihrer Meinungsfreiheit auf meinem Profil beraubt fühlen. Sollte sich der derjenige, dem man plötzlich nun erst besser kennenlernt, als extrem schwer erziehbarer Community-Nutzer entpuppen, hilft nur die Flucht und die Betätigung der „delete“-Taste. Raus aus dem Leben des Anderen und vor allem raus aus meinem eigenen „virtual life“.


 


Auf der anderen Seite besteht die Chance, den Kommunikationsterroristen mit seinen eigenen Waffen zu schlagen und mund- und schreibtot zu machen. Man nimmt genauso an seinem Leben teil, wie er es gerade an meinem tut. Mit etwas Selbstreflektion wird dieser schnell merken, dass es anderen genauso auf den Geist geht, wie ihn es selbst genauso ärgert, wie viele schwachmatische, nichtsnutzige Kommentare wie Sondermüll (in Form von Worten) plötzlich auf seiner Community-Seite abgeladen werden.


Mit viel Glück unterlässt der Wortakrobat jegliche weiteren Hasstiraden in Form eines „Comments“. Im besten Falle aber kommt er mit meiner „so du mir, so ich dir“-Taktik überhaupt nicht klar und löst unsere Verbindung. Die Selbstentsorgungsmethode wäre natürlich die sinnvollste. Aus den Augen, aus dem Sinn!


 


Aus Freund wird also schnell Feind, wenn man sich anfangs nicht genug mit demjenigen auseinander gesetzt hat, den man ohne lange darüber nachzudenken, einfach mal ins innerste seines Lebens lässt. Aber was hat man schon zu erwarten, wenn man einen Elefant in den Porzellanladen einlädt – Scherben.




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