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Unfrisiert

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Der spanische Autor Eduardo Mendozas hat mit seinem Buch "Der Friseur und die Kanzlerin" ein trashiges aber auch ziemlich unterhaltsames Buch über die Euro-Krise geschrieben.

Auf dem Flughafen in Barcelona wird die Kanzlerin erwartet. Alle sind bereit, besonders bereit aber sind der namenlose Held und seine Komplizen, um Angela Merkel zu entführen und sie durch ein Double zu ersetzen. Das klappt schneller, als es die Polizei erlaubt, und weil Merkel in dem gealterten Katalanen einen früheren Geliebten zu erkennen meint, lässt sie sich mitnehmen, ohne zu murren. Die Entführung ist gutwillig, denn sie wollen die Kanzlerin vor einem terroristischen Anschlag bewahren. Tatsächlich wird kurz darauf auf den Balkon des Rathauses geschossen, Schreie und Entsetzen, während Merkel in einer schmierigen Kneipe versucht, ihren Manolito zur Vernunft zu bringen.

So ein Plot klingt nach einem Schmarren. Und anfangs hält man Eduardo Mendoza für einen nervigen Witzigtuer, der in jedem Satz ein Späßchen unterbringen muss. Aber dann liest man das Buch wie einen Comic-Strip, grell koloriert und unverschämt unterhaltsam. Und man nimmt ihm sogar seine seltsam gedrechselten Sprechblasen ab: "Natürlich bin ich in dieser schwierigen Phase der Präadoleszenz ausschließlich mit mir selbst beschäftigt" - sagt ein dreizehnjähriges Mädchen. "Der Friseur und die Kanzlerin" ist ein Trash-Comic auf die Euro-Krise. Wenn wir schon untergehen, dann bitte so, dass wir uns totlachen.



Angela Merkel in den Händen von Entführern? Der spanische Autor Eduardo Mendoza hat darüber ein unterhaltsames Buch geschrieben.

Der Damensalon unseres Helden hat zwar täglich geöffnet, aber dass eine Dame hereinkommt und sich die Haare machen lässt, ist nicht zu erwarten. Obwohl naheliegend, spielt Merkels Frisur zum Glück keine Rolle, höchstens in einem kurzen Witz, der nicht wehtut. In den Bars und Restaurants gibt es kaum Gäste, weil die Menschen kein Geld übrig haben. Nur ein chinesisches Warenhaus, ausgerechnet gegenüber dem Salon, macht Gewinn mit billigem Tand. Am Ende kapern die Chinesen den verschuldeten Salon und richten einen Imbiss ein.

Unser Held hat Wichtigeres zu tun. Er muss Angela Merkel retten. Und er muss einen alten Freund aufspüren, den er in die Attentatspläne verwickelt glaubt. Dazu heuert er in der Fußgängerzone lebende Statuen an, die er da und dort zum Spionieren aufstellt. Der alte Freund ist ein nicht mehr ganz junger Stenz, trotzdem heißt er wie früher Romulus der Schöne. Dieser Ganove hat bereits einiges verbockt. Die Entführung der Barça-Fußballer im Flugzeug ist kläglich gescheitert. Dass sich sein neuer Partner als echter Terrorist entpuppt, trifft ihn selbst am tiefsten. Aber Zeugen dafür will er nicht haben. Auch seinen alten Freund nicht, unseren Helden, den er in der Wohnung einer Frau überrascht. Er kramt nach seiner Pistole, doch er findet sie nicht. Er denkt, er hat sie nicht eingesteckt. Und bricht in Tränen aus.

Um ihn zu trösten, sagt die Frau: "Das muss der Stress der letzten Tage gewesen sein." Wenn Frauen es allzu gut meinen, vernichten sie die Männer. Darum ist Romulus mit diesen einfühlsamen Worten erledigt.

Eduardo Mendoza: Der Friseur und die Kanzlerin. Roman. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar. Verlag Nagel & Kimche, Zürich 2013. 288 S., 18,90 Euro.

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