Quantcast
Channel: Alle Meldungen - jetzt.de
Viewing all articles
Browse latest Browse all 6207

Europa erwartet Rekord bei Flüchtlingen

$
0
0
Die Zahl der Fluchtversuche nach Europa hat drastisch zugenommen. Nach Angaben der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex wurden von Januar bis April dieses Jahres mehr als 42000 Menschen bei dem Versuch erwischt, die EU-Außengrenzen illegal zu übertreten. Das sind drei Mal mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.



Wer es nicht schafft, strandet meistens nicht in Italien, sondern zum Beispiel wieder an der Küste Libyens. Diesem Flüchtling kostete ein Schiffsunglück das Leben - mehrere Dutzend andere Passagiere sind noch vermisst.

Der stellvertretende Frontex-Direktor Gil Arias Fernández sagte am Mittwoch in Brüssel, seit Frontex Flüchtlingszahlen erfasse, habe es nur auf dem Höhepunkt des arabischen Frühlings im Jahr 2011 höhere Werte gegeben. Zudem sei die Zahl der Asylanträge in der Europäischen Union um 41 Prozent gestiegen. Etwa die Hälfte der Anträge seien in Deutschland und Schweden gestellt worden.

Die meisten Flüchtlinge kamen 2014 aus Libyen über das Mittelmeer nach Italien. Frontex berichtete von etwa 26000 Migranten, die auf dieser Route aufgegriffen worden seien. Das ist ein Anstieg gegenüber 2013 um mehr als 800 Prozent. Arias Fernández sagte, es sei damit zu rechnen, dass die Zahl im Lauf des Jahres noch erheblich steige. Die meisten Fluchtversuche auf dem Mittelmeer werden erfahrungsgemäß in den Sommermonaten unternommen, wenn die Witterungsbedingungen vergleichsweise günstig sind. Außerdem warte in Libyen eine unbestimmt hohe Anzahl Fluchtwilliger auf die Chance, eine Überfahrt zu wagen. Der Frontex-Vize-Direktor sagte, die Entwicklung hänge vor allem mit der Verzweiflung von Menschen in Herkunftsländern wie Syrien zusammen. Hinzu komme die prekäre Sicherheitslage in Libyen. Arias Fernández zufolge dürfte die Grenzkontroll-Operation (Mare Nostrum) der italienischen Marine ebenfalls „einen Einfluss haben“. Sie war vor gut einem halben Jahr ins Leben gerufen worden und soll Unglücke wie vor der Insel Lampedusa im Oktober 2013 verhindern. Damals starben Hunderte Flüchtlinge.

Derweil tobt zwischen der Regierung in Rom, den übrigen EU-Staaten und der EU-Kommission ein Konflikt um die Flüchtlingspolitik. Rom pocht mit Verweis auf die Flüchtlingszahlen auf eine stärkere europäische Beteiligung an Mare Nostrum. „Europa rettet Staaten und Banken und lässt dann Mütter mit ihren Kindern sterben“, sagte Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi nach dem jüngsten Schiffsunglück vor Libyen, bei dem mindestens 17 Flüchtlinge ums Leben gekommen sind.

Italien und andere Grenzstaaten fordern eine Reform des sogenannten Dublin-Systems, nach dem jenes EU-Land für Asylverfahren zuständig ist, das der Flüchtling zuerst betreten hat. Sie verlangen zudem eine Verteilung der Flüchtlinge in der EU.

Deutschland und weitere Mitgliedsstaaten lehnen dies ab. „Für mich ist die Dublin-Verordnung nicht verhandelbar“, sagte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Stephan Mayer. Es sei nicht richtig, dass Deutschland zu wenig tue, von allen syrischen Flüchtlingen in der EU hätten zwei Drittel Aufnahme in der Bundesrepublik gefunden – und es werde weitere Aufnahmeprogramme geben. Die Vorwürfe aus Rom könne man deshalb „nicht so stehen lassen“.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 6207