Schweigen. Er sitzt mir gegenüber. Wieso stellt er keine Fragen? Er hat sogar gelächelt bei der Begrüßung. Sauberes Zimmer. Kunst und beige Wände. Der Sessel ist bequem, ganz anders als auf Station. Er hat die Beine übereinander geschlagen. Der Stift liegt locker in seiner linken Hand. Das oberste Blockblatt auf seinem Schoß ist noch leer. Er wartet dass ich etwas sage. Wieso wartet er? Soll ich ihn fragen? Nein, er ist der Psychologe. Er weiß was ich denke. Er sieht es an meinen Bewegungen. Habe ich mich bewegt? Wieso jetzt? Ich habe mich bewegt. Er sieht genau dass ich unsicher werde. Wieso lässt er mich gewähren? Ich glaube er spielt ein Spiel, aber ich kann das auch. Ich rühr mich nicht mehr. Ich bleib solange starr bis er sich bewegt. Mal sehen wie lange er das durchhält. Er hebt den Kopf ein wenig an.
"Sind sie nervös?"
Mein Kehlkopf brennt. Ich habe zu lange nicht geschluckt. Ich glaube ich kann nicht sprechen. Gleich kriege ich einen Krampf im Hals. Oh Gott, ich muss schlucken. Nochmal. Gleich nochmal. Ich muss gar nichts mehr sagen. Er hört sowieso an meinem Schlucken dass ich nervös bin. Der Kugelschreiber klickt. Er schreibt etwas auf. Jetzt könnte ich mich bewegen. Nein. Wenn ich mich jetzt bewege, merkt er dass ich die ganze Zeit nur auf einen Moment gewartet habe, mich bewegen zu können. Das könnte mich verraten. Aber wieso verraten? Ich hab nichts zu verbergen, aber wenn ich was sage behalten sie mich hier. Wieso? Ich bin nicht verrückt, doch ich fühl mich viel zu schwach das zu beweisen. Das sind die Medikamente. Das sind die Leute. Das ist nicht mein Leben. Ich will hier weg.
"Waren sie schonmal in psychiatrischer Behandlung?"
Wieso fragt er das jetzt? Er hat doch gesehen wie die mich hergebracht haben. Der Pfleger der draussen wartet, hat ihm einen Brief in die Hand gedrückt. Da steht doch alles drin. Ich glaube es sind meine Augen. Er kann in meinen Pupillenbewegungen meine Gedanken lesen. Nicht mehr bewegen. Nirgendwo mehr hinsehen.
"Wie vertragen sie denn die Medikation?"
Wie lange starre ich schon gradeaus? Meine Augäpfel brennen. Nicht blinzeln. Bloß nicht blinzeln. Ich seh jetzt ganz klar. Das ist alles nur eine billige Inszenierung. Der Typ ist kein Psychologe. Der wirkliche Psychologe verfolgt das Gespräch über eine versteckte Kamera und hat den ganzen Raum im Blick. Wo ist diese Scheiß Kamera? Meine Augen sind verkrampft. Ich muss so langsam wie möglich alle Winkel des Zimmers absuchen. Klick. Er notiert wieder etwas. Der Kugelschreiber!? Das muss es sein. Nein, damit hätte er nicht den ganzen Raum im Blick. Vielleicht ist ja jemand hinter meinem Stuhl versteckt? Ich höre nichts, aber es sind Profis. Sie wissen wie sie mich aushorchen können. Was wollen sie von mir? Was habe ich für Geheimnisse? Was war das hinter mir? Nein, ich habe mich bewegt. War das zu hastig? Wenigstens ist das Fenster frei.
"Hören sie Stimmen, Herr Jansen?"
Ich hab's gewusst. Sie sind auch an meinen Ohren. Jetzt kratzt jemand an der Tür. Ja, sie installieren die Kamera. Oder analysieren sie schon das erste Band? Das heisst sie kommen gleich und geben mir mehr von diesen Medikamenten, und wenn ich mich wehre geben sie mir noch mehr, und wenn ich dann den ganzen Tag im Bett liege geben sie mir welche von denen ich dauernd rumlaufen muss. Die Augen, ich krieg die verdammten Augen nicht mehr zu.
"Können sie mir das heutige Datum sagen?"
Wieso will er das Datum? Das Datum ist wahrscheinlich ein Code um die Kamera zu aktivieren. Ich muss diese Kamera finden. Wenn ich mich nur bewegen könnte. Jeder Milimeter kann mich verraten. Meine Füße baumeln über einer Schlucht. Am besten ich springe. Aber ich habe Angst davor nicht mehr zu landen. Wie nach diesen Medikamenten. Ein Gefühl als ob sie mich von einer Klippe stoßen und es es nur noch den Fall gibt. Ich wünsche mir, endlich auf dem Boden aufzuprallen und stehenzubleiben, aber ich falle weiter, immer weiter.Er telefoniert. Er hat mich gehört. Jetzt weiß er alles. Ich muss ein geheimer Informant sein. Oh Nein... jetzt wird mir einiges klar. Er kann meine Gedanken gar nicht lesen. Ich bin es, der seine Gedanken liest. Ich steuere ihn, aber durch die Medikamente bringt er mich soweit dass er mich steuern kann. So will er an mein Geheimnis ran.Er legt auf. Er setzt sich. Er lächelt. Wir wissen beide was los ist. Wieso spielt er das Spiel noch weiter?
"Ich würde in den nächsten Tagen gerne einige Untersuchungen mit ihnen durchführen."
"Untersuchungen!?"
War das zu schrill? Nur keinen Verdacht auf mich ziehen.
"Dazu müssten sie bitte diese Einverständniserklärung unterschreiben."
Er reicht mir ein Blatt. Ich glaube ich zittere. Die Buchstaben verschwimmen. Was steht da? Nervenwasser. Sie wollen mir Nervenwasser abnehmen! Da ist also das Geheimnis. Er will seine Gedanken aus meinen Nerven zurück holen. Bloß nicht unterschreiben. Bloß nicht unterschreiben! Aber was wenn ich mich dadurch verdächtig mache? Oh mein Gott. Ja, das ist die Kamera. Sie
installieren sie in mein Nervenwasser und damit lesen sie meine Gedanken.
„Verstehen sie was hier steht?“
Ich verstehe dass ich hier raus muss. Irgendwie stören sie die Signale, damit ich seine Gedanken nicht lesen kann. Ich muss ihn ablenken. Zeit gewinnen.
„Wo wollen sie hin?“
Ich bleib hier garantiert nicht mehr sitzen. Die Tür ist zu. Jetzt steht er auch noch auf und geht auf mich zu. Ich geh einfach weiter nach hinten. Aber Moment... Er wollte das. Er wollte dass ich aufstehe. Sicher steht schon jemand hinter mir, um sich mein Nervenwasser zu holen. Oder es ist nur ein Trick und er will dass ich mich umdrehe, dann kann er mir in den Rücken fallen. Es hilft nichts. Ich muss mich drehen. Nur ganz kurz.
"Herr Jansen, alles in Ordnung?"
Mist, ich hab nichts gesehen, weil ich mich zu schnell gedreht habe. Ich muss mich nochmal drehen. Nochmal. Nein, es hilft nichts. Ich sehe nichts. Sie sind schneller als ich. Jetzt steht er neben mir. Er hält mich fest und telefoniert. Ich höre was von Erregung. Er meint bestimmt sich selbst. Oder ist er erregt, weil er einen anderen Weg in meine Gedanken gefunden hat? Irgendwas in diesem Raum hier dringt durch mich hindurch. Es reißt Löcher. Löcher die offen bleiben. An denen will er sich bedienen. Ich spür schon seine nassen Hände. Ich spür wie sie einsinken, obwohl er so tut, als würden sie nur auf meiner Schulter liegen.
"Wollen sie sich einen Moment hinlegen?"
Er zeigt auf die Pritsche in der Ecke.Ich will hier nicht liegen. Hier fühlt sich das Liegen wie Zugfahren an. Wie in einem Waggon, der einfach stehenbleibt. Ich steig aus. Ich steig jetzt aus.
Ein Schritt. Zwei. Ha! Damit hat er nicht gerechnet.
"Herr Jansen!"
Er greift wieder zum Telefon. Ich schubse ihn. Das reicht. Er stolpert und verliert das Telefon. Soll ich es vernichten? Nein. Keine Zeit! Die Tür ist offen. Schnell ins Treppenhaus. Ich höre ihn hinter mir. Er ist schnell. Ein anderer kommt mir entgegen. Ich bin schneller. Ich bin schneller. Er fasst mich und drückt mich an die Wand. Die Wucht ist so groß, dass ich ihn mitziehen kann. Er muss sich auf dem Treppenabsatz aufstützen. Im Taumeln schubse ich ihn. Er kämpft ums Gleichgewicht. Ich sehe nicht, ob er fällt. Es ist mir egal, denn der Weg ist frei. Da draußen ist Luft. Ich beschleunige. Da vorne ist die Tür. Sie ist offen. Draußen ist es anders. Die Luft ist so gut. Meine Gedanken. Jetzt gehören sie niemandem. Nicht mal mir. Jetzt sind sie frei. Ich muss lachen. Doch die Schritte hinter mir gönnen mir das nicht. Ich lache trotzdem weiter und laufe auf die Straße zu. Plötzlich sind da auch noch andere Schritte. Ich kann sie nicht mehr von meinen unterscheiden. Seit wann trage ich einen weißen Kittel? Seit wann drücke ich eine Hand, die um sich schlägt, zu Boden? Ich will dass die Hand mit dem Boden verschmilzt. Ich will dass die Schreie aufhören. Ich stecke eine Spritze in einen angespannten Muskel und drücke ab. Jetzt tauschen wir Kleider. Ich stehe einfach auf und gehe. Verwandelt. Es fühlt sich an als würde ich den Boden abziehen und aufsammeln. Wie Papier, das aus einem Kopierer flattert.
"Sind sie nervös?"
Mein Kehlkopf brennt. Ich habe zu lange nicht geschluckt. Ich glaube ich kann nicht sprechen. Gleich kriege ich einen Krampf im Hals. Oh Gott, ich muss schlucken. Nochmal. Gleich nochmal. Ich muss gar nichts mehr sagen. Er hört sowieso an meinem Schlucken dass ich nervös bin. Der Kugelschreiber klickt. Er schreibt etwas auf. Jetzt könnte ich mich bewegen. Nein. Wenn ich mich jetzt bewege, merkt er dass ich die ganze Zeit nur auf einen Moment gewartet habe, mich bewegen zu können. Das könnte mich verraten. Aber wieso verraten? Ich hab nichts zu verbergen, aber wenn ich was sage behalten sie mich hier. Wieso? Ich bin nicht verrückt, doch ich fühl mich viel zu schwach das zu beweisen. Das sind die Medikamente. Das sind die Leute. Das ist nicht mein Leben. Ich will hier weg.
"Waren sie schonmal in psychiatrischer Behandlung?"
Wieso fragt er das jetzt? Er hat doch gesehen wie die mich hergebracht haben. Der Pfleger der draussen wartet, hat ihm einen Brief in die Hand gedrückt. Da steht doch alles drin. Ich glaube es sind meine Augen. Er kann in meinen Pupillenbewegungen meine Gedanken lesen. Nicht mehr bewegen. Nirgendwo mehr hinsehen.
"Wie vertragen sie denn die Medikation?"
Wie lange starre ich schon gradeaus? Meine Augäpfel brennen. Nicht blinzeln. Bloß nicht blinzeln. Ich seh jetzt ganz klar. Das ist alles nur eine billige Inszenierung. Der Typ ist kein Psychologe. Der wirkliche Psychologe verfolgt das Gespräch über eine versteckte Kamera und hat den ganzen Raum im Blick. Wo ist diese Scheiß Kamera? Meine Augen sind verkrampft. Ich muss so langsam wie möglich alle Winkel des Zimmers absuchen. Klick. Er notiert wieder etwas. Der Kugelschreiber!? Das muss es sein. Nein, damit hätte er nicht den ganzen Raum im Blick. Vielleicht ist ja jemand hinter meinem Stuhl versteckt? Ich höre nichts, aber es sind Profis. Sie wissen wie sie mich aushorchen können. Was wollen sie von mir? Was habe ich für Geheimnisse? Was war das hinter mir? Nein, ich habe mich bewegt. War das zu hastig? Wenigstens ist das Fenster frei.
"Hören sie Stimmen, Herr Jansen?"
Ich hab's gewusst. Sie sind auch an meinen Ohren. Jetzt kratzt jemand an der Tür. Ja, sie installieren die Kamera. Oder analysieren sie schon das erste Band? Das heisst sie kommen gleich und geben mir mehr von diesen Medikamenten, und wenn ich mich wehre geben sie mir noch mehr, und wenn ich dann den ganzen Tag im Bett liege geben sie mir welche von denen ich dauernd rumlaufen muss. Die Augen, ich krieg die verdammten Augen nicht mehr zu.
"Können sie mir das heutige Datum sagen?"
Wieso will er das Datum? Das Datum ist wahrscheinlich ein Code um die Kamera zu aktivieren. Ich muss diese Kamera finden. Wenn ich mich nur bewegen könnte. Jeder Milimeter kann mich verraten. Meine Füße baumeln über einer Schlucht. Am besten ich springe. Aber ich habe Angst davor nicht mehr zu landen. Wie nach diesen Medikamenten. Ein Gefühl als ob sie mich von einer Klippe stoßen und es es nur noch den Fall gibt. Ich wünsche mir, endlich auf dem Boden aufzuprallen und stehenzubleiben, aber ich falle weiter, immer weiter.Er telefoniert. Er hat mich gehört. Jetzt weiß er alles. Ich muss ein geheimer Informant sein. Oh Nein... jetzt wird mir einiges klar. Er kann meine Gedanken gar nicht lesen. Ich bin es, der seine Gedanken liest. Ich steuere ihn, aber durch die Medikamente bringt er mich soweit dass er mich steuern kann. So will er an mein Geheimnis ran.Er legt auf. Er setzt sich. Er lächelt. Wir wissen beide was los ist. Wieso spielt er das Spiel noch weiter?
"Ich würde in den nächsten Tagen gerne einige Untersuchungen mit ihnen durchführen."
"Untersuchungen!?"
War das zu schrill? Nur keinen Verdacht auf mich ziehen.
"Dazu müssten sie bitte diese Einverständniserklärung unterschreiben."
Er reicht mir ein Blatt. Ich glaube ich zittere. Die Buchstaben verschwimmen. Was steht da? Nervenwasser. Sie wollen mir Nervenwasser abnehmen! Da ist also das Geheimnis. Er will seine Gedanken aus meinen Nerven zurück holen. Bloß nicht unterschreiben. Bloß nicht unterschreiben! Aber was wenn ich mich dadurch verdächtig mache? Oh mein Gott. Ja, das ist die Kamera. Sie
installieren sie in mein Nervenwasser und damit lesen sie meine Gedanken.
„Verstehen sie was hier steht?“
Ich verstehe dass ich hier raus muss. Irgendwie stören sie die Signale, damit ich seine Gedanken nicht lesen kann. Ich muss ihn ablenken. Zeit gewinnen.
„Wo wollen sie hin?“
Ich bleib hier garantiert nicht mehr sitzen. Die Tür ist zu. Jetzt steht er auch noch auf und geht auf mich zu. Ich geh einfach weiter nach hinten. Aber Moment... Er wollte das. Er wollte dass ich aufstehe. Sicher steht schon jemand hinter mir, um sich mein Nervenwasser zu holen. Oder es ist nur ein Trick und er will dass ich mich umdrehe, dann kann er mir in den Rücken fallen. Es hilft nichts. Ich muss mich drehen. Nur ganz kurz.
"Herr Jansen, alles in Ordnung?"
Mist, ich hab nichts gesehen, weil ich mich zu schnell gedreht habe. Ich muss mich nochmal drehen. Nochmal. Nein, es hilft nichts. Ich sehe nichts. Sie sind schneller als ich. Jetzt steht er neben mir. Er hält mich fest und telefoniert. Ich höre was von Erregung. Er meint bestimmt sich selbst. Oder ist er erregt, weil er einen anderen Weg in meine Gedanken gefunden hat? Irgendwas in diesem Raum hier dringt durch mich hindurch. Es reißt Löcher. Löcher die offen bleiben. An denen will er sich bedienen. Ich spür schon seine nassen Hände. Ich spür wie sie einsinken, obwohl er so tut, als würden sie nur auf meiner Schulter liegen.
"Wollen sie sich einen Moment hinlegen?"
Er zeigt auf die Pritsche in der Ecke.Ich will hier nicht liegen. Hier fühlt sich das Liegen wie Zugfahren an. Wie in einem Waggon, der einfach stehenbleibt. Ich steig aus. Ich steig jetzt aus.
Ein Schritt. Zwei. Ha! Damit hat er nicht gerechnet.
"Herr Jansen!"
Er greift wieder zum Telefon. Ich schubse ihn. Das reicht. Er stolpert und verliert das Telefon. Soll ich es vernichten? Nein. Keine Zeit! Die Tür ist offen. Schnell ins Treppenhaus. Ich höre ihn hinter mir. Er ist schnell. Ein anderer kommt mir entgegen. Ich bin schneller. Ich bin schneller. Er fasst mich und drückt mich an die Wand. Die Wucht ist so groß, dass ich ihn mitziehen kann. Er muss sich auf dem Treppenabsatz aufstützen. Im Taumeln schubse ich ihn. Er kämpft ums Gleichgewicht. Ich sehe nicht, ob er fällt. Es ist mir egal, denn der Weg ist frei. Da draußen ist Luft. Ich beschleunige. Da vorne ist die Tür. Sie ist offen. Draußen ist es anders. Die Luft ist so gut. Meine Gedanken. Jetzt gehören sie niemandem. Nicht mal mir. Jetzt sind sie frei. Ich muss lachen. Doch die Schritte hinter mir gönnen mir das nicht. Ich lache trotzdem weiter und laufe auf die Straße zu. Plötzlich sind da auch noch andere Schritte. Ich kann sie nicht mehr von meinen unterscheiden. Seit wann trage ich einen weißen Kittel? Seit wann drücke ich eine Hand, die um sich schlägt, zu Boden? Ich will dass die Hand mit dem Boden verschmilzt. Ich will dass die Schreie aufhören. Ich stecke eine Spritze in einen angespannten Muskel und drücke ab. Jetzt tauschen wir Kleider. Ich stehe einfach auf und gehe. Verwandelt. Es fühlt sich an als würde ich den Boden abziehen und aufsammeln. Wie Papier, das aus einem Kopierer flattert.