So sehr wie sonst kaum etwas auf der Welt.
Ich habe mich im Griff.
Auch wenn es manchmal nicht so aussieht. Ich kenne alle Tricks und Kniffe. Ich kenne den Klammergriff, ich weiß, wie man an etwas oder jemandem festhält, wider alle Vernunft, manchmal so lange und sehr, dass es schmerzt. Ich kenne Stützgriffe und Rettungsgriffe, ich weiß, wie man sich aus brenzligen Situationen zieht, wie man sich wieder in die Spur bringt, wie man sich Halt gibt, wenigstens ein bisschen, und ich kenne Würgegriffe, natürlich, ich weiß, wie es ist, wenn man sich selbst die Luft abschnürt durch irgendein blödes Verhalten, wie man sich selber manchmal hemmt, wie man sich selbst an allem hindert, am Atmen, am Handeln. Es gibt keinen Griff, den ich nicht schon einmal an mir und meinem Leben ausprobiert hätte oder ausprobieren musste. Ich kenne mich aus und
ich habe mich im Griff.
So sehr, dass ich jeden Tag aufstehe, auch wenn mir manchmal einfach nur nach liegen bleiben ist oder nach schlafen, danach, mich nicht im Griff zu haben. Weil es schwierig ist. Es ist schwierig, sich im Griff zu haben, andauernd, es ist schon schwierig genug, sich überhaupt erst einmal in den Griff zubekommen, und sich im Griff zu halten, das ist die Königsdisziplin des Ganzen. Weil man irgendwann müde wird und mürbe, weil es anstrengend wird, weil die Arme irgendwann nicht mehr mitmachen und verkrampfen und die Hände rot und rissig und wund werden, weil irgendwann alles nur noch nach Aufhören und Seinlassen ruft, man aber genau weiß, dass das die Momente sind, in denen man besonders stark festhalten muss. An sich. An allem.
Ich habe mich im Griff.
Weil man sich selbst halten muss, wenn es sonst niemand tut.