Heute Abend saß ich mal wieder mit meinem liebsten Kollegen zusammen im Auto auf dem Weg zum Bahnhof. Dahin nehme ich ihn nämlich fast jeden Abend mit, weil es so schön ist, sich mit ihm zu unterhalten. So haben wir schon viel über uns selbst erfahren. Leider war ich so auch die erste, die erfahren musste, dass er nicht bei uns bleibt, dass die Autofahrten im Juni schon zu Ende gehen werden…
Heute Abend hatte ich den Eindruck, dass er zum ersten Mal nicht mit dem zufrieden war, wie ich mein Leben so lebe. Ich würde viel zu früh ins Bett gehen, so hätte ich ja viel zu wenig vom Abend. Was ich denn noch so mache, wenn ich abends nach Hause komme und die Tür mit dem Feierabend zu machen würde? „Nichts aufregendes, ich guck ein paar Serien und denke möglichst wenig nach.“ Das kann er nicht verstehen, ist beinahe entsetzt, dass ich nicht nachts noch nebenher arbeite. Er verdient nachts sein Geld mit seinen Aktienspekulationen, aber für dieses „Hobby“ fehlt mit leider das Interesse für Geld und Krisenpolitik.
Ich erzähle von meinen jetzt.de-Texten, dass ich früher hier geschrieben habe und ganz aufgeregt auf Kommentare oder Lesenswertpunkte gewartet habe… Warum ich nicht mehr schreiben würde, fragt er, ich könne es doch auch bei Amazon verkaufen, da bekäme man dann doch auch Kommentare.
Das ist nicht das Gleiche, sage ich.
Nach dem Gespräch tippe ich seit langem mal wieder www.jetzt.de in den Browser ein, logge mich mit dem Usernamen ein, den ich nur hier nutze und lese meine alten Texte durch. Der letzte Text ist von meinem 24. Geburtstag, heute bin ich 27. Es ist so viel passiert in der Zwischenzeit, aber darüber gibt es keinen einzigen Text. Dabei gibt auch diese Zeit so viel Stoff für jetzt.de her.
Aber da fast alle meine Texte von Herzschmerz handeln, kann das ja auch tatsächlich ein gutes Zeichen sein, denn wenn ich es richtig bedenke, ist mit den Texten auch die Einsamkeit verschwunden und das sogar Dank jetzt.de
Also selbst wenn ich diese Seite nicht mehr als mein Hauptspielfeld für meine Freizeitgestaltung nutze, so habe ich ihr doch viel für mein reales Leben zu verdanken. Zum Beispiel meinen ersten Text, der nicht primär von Liebeskummer handelt.