„Man muss genauer hinsehen, dann sieht man: Ich habe auf jedem Foto eine Hand zur Faust geballt. Das ist die Hand, in der ich den Auslöser halte. Es ist eine Frage von Millisekunden, ob ein Foto was wird oder nicht. Ich muss während der Fahrt oder während eines Tricks auf den Auslöser drücken. Bei einfachen Tricks, einem Wheelie oder einem Ollie, brauche ich ungefähr zehn Versuche. Bei schwereren Tricks, zum Beispiel bei dem Boardslide auf dem Geländer, sind es eher dreißig Versuche, bis ein Foto gut wird. Normalerweise machen Skatefotografen gleich eine Serie von Bildern, dann haben sie zwanzig Bilder von einem Trick, davon ist dann meist eines gut. Bei mir ist das anders. Ich fotografiere mit einer alten Hasselblad, die nur ein Foto auf einmal belichtet. Da ist der richtige Moment das Allerschwerste.
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Ich bin 39, komme aus São Paulo und fahre seit dreißig Jahren Skateboard. Anfangs bin ich auch gesurft, habe dann aber gemerkt: Beton und Asphalt faszinieren mich mehr als die Natur. Die meiste Zeit meines Lebens wurde ich von anderen Leuten fotografiert – ich war zehn Jahre lang Profi, bin in Brasilien, Europa und den USA gefahren. Ich kam also sozusagen als Fotoobjekt mit der Skatefotografie in Berührung. Ich fragte die Fotografen oft nach ihrer Ausrüstung, nach ihren Tricks mit Belichtungszeiten und Winkeln, Stativen und Lampen. Irgendwann besorgte ich mir selbst eine Kamera und fing an, Fotos zu machen. Erst nicht besonders ambitioniert, eher so hobbymäßig. Über die Jahre sammelte ich immer mehr Kameras, vor allem alte analoge, aber es dauerte, bis ich die wichtigste Entdeckung machte: den funkgesteuerten Auslöser. Als ich den in einem Geschäft sah, machte irgendwas in mir klick. Das war die Idee, auf die ich immer gewartet hatte – ohne zu wissen, dass ich auf etwas warte! Ich fing also an, mit dem Funkauslöser zu experimentieren. Er hat einen Radius von hundert Metern. Ich mag sehr totale Aufnahmen. Dafür muss ich die Kamera tatsächlich fünfzig, sechzig Meter entfernt aufstellen. Weil das in São Paulo nicht in allen Gegenden eine gute Idee ist – meine Kamera ist schließlich ein paar Tausend Euro wert –, ist bei diesen Aufnahmen immer ein Freund dabei. Der fasst die Kamera aber nicht an, sondern steht nur daneben, um auf sie aufzupassen. Wenn ich in geschlossenen Räumen fotografiere, mache ich alles allein.
Meine Fotos wurden 2012 in einem großen Museum in São Paulo ausgestellt. Seither kommen ständig Anfragen von anderen Museen und Galerien. Viele von denen bieten mir an, dass ich in ihren Gebäuden skate und dort fotografiere. So bin ich tatsächlich oft der Erste, der diese Spots überhaupt mit einem Skateboard berührt – ein irres Gefühl, sonst wird man ja oft vertrieben, wenn man irgendwo ein Geländer sliden will. Neulich durfte ich in einem Museum skaten, das der brasilianische Stararchitekt Oscar Niemeyer gebaut hat. Ohne es zu wollen, hat er perfekte Quarterpipes entworfen, verrückte Stufen und Geländer – ein Traum für jeden Skater! Leider war fast überall Teppichboden verlegt, der die Rollen wahnsinnig gebremst hat. Sieht man auf den Fotos aber zum Glück nicht.“
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Ich bin 39, komme aus São Paulo und fahre seit dreißig Jahren Skateboard. Anfangs bin ich auch gesurft, habe dann aber gemerkt: Beton und Asphalt faszinieren mich mehr als die Natur. Die meiste Zeit meines Lebens wurde ich von anderen Leuten fotografiert – ich war zehn Jahre lang Profi, bin in Brasilien, Europa und den USA gefahren. Ich kam also sozusagen als Fotoobjekt mit der Skatefotografie in Berührung. Ich fragte die Fotografen oft nach ihrer Ausrüstung, nach ihren Tricks mit Belichtungszeiten und Winkeln, Stativen und Lampen. Irgendwann besorgte ich mir selbst eine Kamera und fing an, Fotos zu machen. Erst nicht besonders ambitioniert, eher so hobbymäßig. Über die Jahre sammelte ich immer mehr Kameras, vor allem alte analoge, aber es dauerte, bis ich die wichtigste Entdeckung machte: den funkgesteuerten Auslöser. Als ich den in einem Geschäft sah, machte irgendwas in mir klick. Das war die Idee, auf die ich immer gewartet hatte – ohne zu wissen, dass ich auf etwas warte! Ich fing also an, mit dem Funkauslöser zu experimentieren. Er hat einen Radius von hundert Metern. Ich mag sehr totale Aufnahmen. Dafür muss ich die Kamera tatsächlich fünfzig, sechzig Meter entfernt aufstellen. Weil das in São Paulo nicht in allen Gegenden eine gute Idee ist – meine Kamera ist schließlich ein paar Tausend Euro wert –, ist bei diesen Aufnahmen immer ein Freund dabei. Der fasst die Kamera aber nicht an, sondern steht nur daneben, um auf sie aufzupassen. Wenn ich in geschlossenen Räumen fotografiere, mache ich alles allein.
Meine Fotos wurden 2012 in einem großen Museum in São Paulo ausgestellt. Seither kommen ständig Anfragen von anderen Museen und Galerien. Viele von denen bieten mir an, dass ich in ihren Gebäuden skate und dort fotografiere. So bin ich tatsächlich oft der Erste, der diese Spots überhaupt mit einem Skateboard berührt – ein irres Gefühl, sonst wird man ja oft vertrieben, wenn man irgendwo ein Geländer sliden will. Neulich durfte ich in einem Museum skaten, das der brasilianische Stararchitekt Oscar Niemeyer gebaut hat. Ohne es zu wollen, hat er perfekte Quarterpipes entworfen, verrückte Stufen und Geländer – ein Traum für jeden Skater! Leider war fast überall Teppichboden verlegt, der die Rollen wahnsinnig gebremst hat. Sieht man auf den Fotos aber zum Glück nicht.“