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100 Dinge, die ich an Dir hasse.

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Mein Bruder, mein Vater und ich haben uns gestern auf ein Getränk getroffen und das erste was ich mir von meinem Vater anhören muss ist, was das jetzt für eine Haarfarbe sein soll. Moosgrün? Geschimmeltes Blond? Haha. Das ist sehr witzig wenn man a) sowieso schon versucht den Grünstich zu entfernen und es b) nicht wahnsinnig auffällig ist und c) die Haarfarbe schon zwei Treffen vorher das Lieblingsthema des Spottes war.

Mein Vater findet das natürlich witzig und seine Kreativität vermutlich grenzenlos. Mein angepisstes Gesicht und ein galantes Übergehen der Situation meines Bruders, der eigentlich ein Herz für flache Witze hat, hätte ihm beweisen müsse, dass das eventuell nicht der beste Opener seines Lebens war.
Ich antworte mit einem "haha sehr witzig, haben wir jetzt alle genug gelacht?" und bin natürlich nicht gerade fröhlich aber auf der anderen Seite macht es mir auch nichts weiter aus.

Ich bin viel zu geschafft von der Woche, denn die Hospitanz im BR ist zwar großartig, aber wird natürlich auch nicht gerade vergoldet. Deswegen kellner ich noch nebenher, denn mein Vater hat mir zwar versprochen mich bei meinem zweiten Praktikum zu unterstützen, macht es aber letztendlich nicht. Er ist der Meinung, dass es "mal an der Zeit ist für mich zu arbeiten". Dabei übersieht er ganz gerne, dass ich schon immer nebenher arbeite. Ich habe aber keine Lust mit ihm zu streiten, da ich es auch so schaffen werde, es war ja noch nie so als hätte mir sein Geld jemals zum leben gereicht. Für ihn soll ich aber am Besten für den Pflichtunterhalt seine Schuhe ablecken.

Thema 2 des Abends ist die Abgabe meiner Bachelorarbeit. Wann die denn endlich stattfinde. Ich kämpfe gerade mit der Anrechnung in Wien und abgesehen davon, habe ich einfach neben den 60 Stunden Arbeit die Woche sehr wenig Zeit um auch noch daran zu schreiben. Das sieht mein Vater aber auch nicht. Ist auch egal. Ich erkläre es ihm und mache ihm auch keine Vorwürfe, dass er es war der mich gezwungen hat vor Ende meines Studiums ein Praktikum in einer anderen Stadt zu beginnen.


Thema 3: Er spricht von seinen Ängsten. Seine Praxis läuft nicht so gut wie gedacht. In seinen Augen droht der Hungertod. er denkt darüber nach wieder lukrative Bank-beraterjobs anzunehmen. Vor meinem inneren Auge spielt wieder einmal, wenn ich meinem Vater zuhöre die Szene aus "the wolf of wall street"  wo Leonardo di Caprio von Matthew McConnaughey geraten wird, sich täglich mehrmals auf einenGeldschein einen zu wichsen.


Geld und Koks... 

Witzigerweise macht mir das alles nichts weiter aus... ich lavriere mich durch den Abend, lehne ein zweites Getränk ab und bin einfach nur froh heim zu kommen um für die Woche vorzuschlafen. Klar bin ich entnervt aber ich habe mich gefreut meinen Bruder zu sehen. Mit meinem Vater gibt es sowieso immer Hochs und Tiefs. Am besten läuft es wenn ich die Klappe halte und alles mache, wie er es sich vorstellt. 


In der Nacht wache ich auf und habe eine Nachricht von meinem Vater auf whatsapp: "Hab dich heute als sehr aggressiv empfunden und wüsste nicht warum ich das verdient hätte. Bin ich empfindlich oder müssen wir sprechen?" Eigentlich war der Abend für mich gegessen aber so bricht um 1.30 so viel Hass über mich herein wie schon lange nicht mehr. Natürlich bin ich im Moment superempfindlich, da ich einfach kaum Zeit für mich habe, geschweige denn um mich auszuruhen und er fühlt sich dadurch angegriffen. 


Das Verhältnis zu den Eltern bleibt wohl eine ewig währende Hassliebe. Beide Seiten voller Erwartungen, die letztendlich nur enttäuscht werden können. Am Ende kann man also nur auf die Fresse fallen. So oder so. Eine etwas ältere Freundin von mir hat mir erzählt, sie sei erst richtig frei gewesen als ihr Vater gestorben ist. Ich denke darüber nach und auch wenn die Formulierung heftig erscheint ist es tatsächlich so. Bei jeder Person. Egal ob das Verhältnis gut oder schlecht war.    

Es bleibt: Ich hasse so viele Dinge an ihm. Mindestens 100! An meiner Mutter auch. Aber letztendlich bleibt nur das eine: versuchen sich wieder zu beruhigen, denn auf Dauer ist es noch ungesunder den Hass herumzutragen. 

   
    

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