Ich habe nachgesehen.
Unter meiner Jacke.
Unter meinem Pullover.
Unter meinem T-Shirt.
Aber da war nichts.
Da war kein Superheldenkostüm, da prangerte kein großes, rotes “S” auf meiner Brust, da war kein Wonderwoman-BH in Sicht, da war nichts, was mich dazu hätte bringen können, mich super zu fühlen oder stark, da war einfach nichts. Da war nur Haut. Haut wie Seidenpapier, die jeden Moment einzureißen drohte, wenn jemand zu sehr piekte, Haut, die fast transparent war – dünne Haut, gehüllt um ein zerberstendes Herz.
Ich hätte mir gewünscht, dass da mehr gewesen wäre, etwas, auf das mehr Verlass ist, etwas, das einem ein besseres Gefühl gibt und nicht so verletzlich ist, weil mich das vielleicht ein bisschen beruhigt und mir ein Stück Sicherheit verpasst hätte. “So, hier, hey – unter der Oberfläche, unter den Klamotten, bin ich noch immer Supergirl, tat ja alles gar nicht weh, die Uniform ist unversehrt und wenn hier und da doch mal eine Naht aufgerissen ist, dann wird die geflickt, so einfach ist das!”
Aber so einfach ist das eben nicht. So einfach war das eben nicht. Weil da schon immer nur Haut war und noch nie ein Superheldenkostüm. Weil die Dinge schon immer mich getroffen haben, mich, nur mich, mich ganz alleine, weil da noch nie ein Puffer war oder ein Schutzschild, weil man mir das nie wirklich mitgegeben hat und ich mir das nie angeeignet habe, weder einen Panzer, noch ein dickes Fell. Da war schon immer nur Haut. Ehrliche Haut.
Wenn man dann so da steht und begreift, dass da auch nie mehr sein wird als das, dann lernt man irgendwann, dass man sein eigener Held sein muss, in dieser Haut, dass das das Superheldenkostüm ist, das man nun mal mitbekommen hat, als man auf diese Welt geworfen wurde. Dass man sich manchmal eben selber retten muss, irgendwie – auch wenn man nicht fliegen, sich nicht unsichtbar machen oder die Zeit anhalten, langsamer laufen lassen oder zurückdrehen kann. Irgendwann lernt man, dass es an einem selber liegt, ob es besser wird oder nicht; ob man sich dem Kryptonit weiterhin aussetzt oder ob man es meidet. Dass man das selber entscheiden kann, für sich, das alles.
Ich habe nachgesehen.
Unter meiner Jacke.
Unter meinem Pullover.
Unter meinem T-Shirt.
Aber da ist nichts.
Da ist nur Haut.
Und das reicht vollkommen aus.