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Ende der Benefits

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da sitzen wir nun, 
nach der Arbeit,
in unserem Stammlokal.

es ist der letzte Tag im März. du trinkst dein Bier. und ich meinen Kaffee.

es scheint, als ob alles wie immer - alles beim Alten - wäre.

aber du schaust nun wieder etwas besser, etwas belebter und gesünder aus.
und ich muss mir keine Mühe mehr geben dir zu gefallen.

 ---

"B., du hast dich verknallt."

meine stille Reaktion auf diese Feststellung ist für dich eine klare Antwort. du lachst.

und dann wirst du ruhig.

plötzlich verstehst du, warum ich auf die jüngsten Ereignisse zwischen dir und der guten Freundin P. so ccol reagieren konnte.

ja, die Erkenntnis steht dir ins Gesicht geschrieben.

ich rede dir Mut zu, ich bin begeistert von den lang ersehnten neuen Aussichten in deinem Liebesleben und ich habe kein einziges Mal die Frage gestellt

"warum nicht ich?"

---

du: "meine Eltern haben mich heute gefragt, wann ich endlich eine Frau mit nach Hause bringe.
daraufhin habe ich ihnen erzält, dass ich etwas mit einer guten Freundin hatte. 
der Papa fragte gleich 'mit der B.?' - er war ziemlich entäuscht, dass es sich dabei nicht um dich handelt. sie finden dich einfach so entzuückend."

das wäre der Punkt um auf das was in den letzten Monaten, Jahren, zwischen uns war - und nicht war - näher einzugehen.

ich entscheide mich für den feigen Weg und antworte: "naja, ich bleib' ja so und so entzückend."

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später, am Weg nach Hause kommt mir ein Liedtext in den Sinn.

ich seh' dich gegenüber in der Straßenbahn, doch leider kann die Straßenbahn nur in eine Richtung fahr'n -
und dort fahr' ich jetzt hin.

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wie oft habe ich in den letzten vier Jahren beschlossen, auf all die Dinge, die wir so  tun - und die sich so sehr nach Verliebtheit anfühlen, zu verzichten?

bestimmt einmal im Quartal.

meistens, wegen einer schmerzhaften Begenung mit einer deiner Frauen,
manchmal auch, weil ich mich in jemanden verliebt habe.

wie oft ist es dann wieder passiert - dass du bei mir einschläfst, wir betrunken Arm in Arm nach Hause gehen, und dann doch den Sonnenaufgang am Urban-Loritz-Platz anschauen, ich einen ganzen Vormittag bei dir im Bett liege und wir eng aneinder gekuschelt Zweisamkeit genießen?

einerseits habe ich durch das ständige nicht-einhalten meiner Abmachungen mit mir selbst an Vertrauen zu mir verloren.

ich habe auch verlernt an den Prozess des Sich-Verliebens zu glauben.

andererseits meinte Xoxo letztens: 
"es ist eine Kunst, dass ihr in vier Jahren immer wieder das Gefühl von Verliebtheit habt' - und das ohne zusammen zu sein."

ja, es war eine Kunst für sich.

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einmal hast du mich gefragt.
ob ich verliebt bin.
meine Antwort war nicht ja und nicht nein.

hundert Mal haben uns Freunde, Arbeitskollegen, ehemalige Lehrerer und sogar Kellner das selbe gefragt.
die Antwort war nie nein.

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aber eben auch nicht ja.

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wenn ich an all diese Situationen der Zweisamkeit zwischen uns beiden denke, wird mir schwer' um's Herz.

es ist ja nicht so, dass sie mir nicht viel bedeutet hätten.

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ehrlich gesagt, Momente mit dir, hatten jahrelang Priorität.
das wussten alle - die Freunde, die Arbeitskollegen, die ehemaligen Lehrer - ich bin mir sicher: sogar die Kellner haben das gespürt. 

ich hab's nur nie ausgesprochen.

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wir haben uns den Film "friends with benefits" im letzten Jahr vier Mal zusammen angeschaut.
und vier Mal haben wir uns bei den Schlüsselszenen gegenseitig angeschmachtet. 

doch Fakt ist: die Blockaden, die Ängste waren zu groß -
und so haben wir immer nur über die fiktiven Filmhelden philosophiert.

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vielleicht hättest du eine zweite beste Freundin gebraucht, die dir sagt: "jetzt trau' dich endlich. du musst die Initiatve ergreifen. sie wird es nicht tun. sie sieht all die Frauen um dich herum, ihr fehlt der Mut, sie wird sich nicht outen. und: mach dir keine Sorgen - natürlich ist sie auch in dich verliebt."

...aber diese Freundin hast du eben nur einmal, und die macht ihren Job nun wieder ganz gut - sie hat zwar nie für sich so klar gesprochen, dafür tut sie das jetzt für eine Andere.

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erst vor Kurzem habe ich mir gewünscht, dass wir einen Schritt zurück machen - vier Jahre zurück.

dass wir einfach die Küsse und das Kuscheln und die Anspielungen auslassen,
dass wir einfach wieder so unbeschwert und frei miteinander sein können. 

tja. manchmal geht's ganz schnell - mit der Wusncherfüllung.

- in der Arbeit steht dieser Mann, den ich von Tag zu Tag lieber habe.
- du schmust mit dieser guten Freundin - und hast Schmetterlinge im Bauch.

das nennt man mal optimales Timing.

loslassen, mit Rahmenbedingungen deLuxe - für Menschen, denen es schwer fällt.

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ja, es macht mich ein bisschen traurig.

es ist ja nicht so, dass du und unsere Geschichte mir nicht viel bedeuten.

aber vielelicht ist es gut, das Ende dieser Zeit genau jetzt anzuerkennen -
sie bewusst als das zu nehmen was sie war,
ohne sie auf ein Podest zu stellen, ohne die Frage in den Raum zu stellen
"was wäre gewesen, wenn..."

wenn man vier Jahre lang nicht den Moment und den Mut findet, dieser Frage nach zu gehen,
dann hat es wohl nicht sein wollen.

dann hatte unsere Gecshichte einen anderen Sinn - viel Sinn - aber eben nicht den, zusammen eine Beziehung zu führen.

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und vielleicht, ja vielleicht, haben wir nun beide großes Glück -
und Amor und Futuna meinen es mit uns beiden gut.

das wäre wunderschön.

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wunderschön ist auch, dass wir immer füreinander da sind.

das ist die Sache, auf die wir beide bauen können.

wir sind füreinander da - im großen Liebesglück.
wenn's mit dem Liebesglück schwierig werden sollte.
ohne Liebesglück.

und auch ohne Benefits.

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