Das Hamburger Trio Trümmer spielt diesen Sommer auf großen Festivals, ist im Internet aber fast unauffindbar. Lediglich einen Song gibt es online von der Band zu hören. Die Musiker Paul, Tammo und Max sind junge Typen, die Lust auf solche Geheimnisse haben, aber auch auf guten Aktionismus und große Utopien. Ihr Alter spielt dabei eine wichtige Rolle. Auch wenn sie nicht verraten wollen, wie alt oder jung sie sind.
jetzt.de: Online existiert ihr nicht, was für eine neue Band ungewöhnlich ist. Leute, die zu einem eurer Konzert gehen oder euch diesen Sommer auf Festivals wie dem Melt!, Haldern Pop oder Dockville sehen, kennen eure Musik also vorher nicht. Wie waren bisher die Reaktionen auf diese Geheimhaltung?
Tammo Kasper: Alle sind wahnsinnig interessiert! (lacht) Wenn man alles offen legt und alles von sich Preis gibt, kann man kaum noch Interesse wecken. Dadurch, dass das mit uns aber so ein Mysterium ist, kann jeder erst mal alles in uns rein projizieren. Ich find’s auch super vor Leuten zu spielen, die bis auf den einen Song, den sie vielleicht online gehört haben, nichts von uns kennen.
Maximilian Fenski: Das fordert einen! Man kann sich auf nichts ausruhen. Man ist als Band angespornt, einen Auftritt zu spielen, der die Leute begeistert. Das muss in dem Moment von uns kommen.
Paul Pötsch: Ein Trümmer-Konzert ist eine Einladung zum Rausch und ich habe das Gefühl, dass diese Einladung schon oft angenommen wurde.
Nutzt ihr auf der Bühne bestimmte Elemente der Inszenierung, um diesen Rausch zu verstärken?Paul: Nein, aber in dem Moment wo du dich auf die Bühne stellst, ist das ja schon eine Inszenierung. Das ist ja das Tolle! Man entkommt dem realen Leben. Dann ist man nicht mehr authentisch. Kunst ist aus meiner Sicht ja auch nicht authentisch. Sie kann aber reale Folgen haben.
Paul, du bist der Sänger der Band. Schreibst du auch die Texte?
Paul: Ja, das mache ich. Wir gehen die dann aber nochmal zusammen durch und schauen, ob wir dahinterstehen können. Bisher gab es bei diesem Prozess aber keine großen Streitereien.
„In all diesen Nächten“ist das einzige Stück, das es bisher von euch zu hören gibt. Dort sind Jugend und Euphorie große Themen. Wie jung oder alt seid ihr eigentlich?
Paul: Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir behaupten, wir wären alle 18.
Könnt ihr nur jetzt in dieser Art über das Gefühl jung zu sein schreiben oder geht das in jedem Alter?
Paul: Snoop Dogg hat letztens in einem Interview gesagt, er glaube nicht an Alter. Das finde ich gut. Für mich ist Jugend natürlich aktuell ein Thema. Diese Zeit zwischen 20 und 30 ist glaube ich sehr wichtig und identitätsstiftend. Grade wenn man wie wir in eine so große Stadt wie Hamburg zieht und dort lebt. Tammo: Es heißt ja, im Alter würde man konservativer. Paul, du bist der Älteste. Du wählst als erster CDU!
Ist diese Jugend in der Musik die, die ihr erlebt oder ist die eine reine Utopie?
Paul: Zum eine erzähle ich in den Texten, die ich schreibe, das, was man in der Großstadt als Heranwachsender tatsächlich erlebt. Aber es geht auch ganz stark darum, was man sich wünscht und wonach man sich sehnt.
Tammo: Unserer Zeit mangelt es an Utopien. Es fragt sich kaum einer, in was für einer Welt er leben möchte. Allerdings sieht man ja auch im Moment zum Beispiel in der Türkei, dass junge Leute auf die Straße gehen, weil sie etwas ankotzt. Max: Es geht bei uns auch immer um Liebe oder die Sehnsucht danach und dass die Liebe auch scheitern kann.
Paul: Liebe ist ein Akt der Rebellion!
Tammo: Dazu gibt es ein Zitat von iek. Er sagt, die letzte Revolution unserer Zeit sei die Ehe. Ich weiß nicht genau, was er damit meint, aber ich lass das mal so stehen.
http://www.youtube.com/watch?v=avswTY2s_WY
In eurer Bandinfo heißt es: „Man braucht nicht immer gleich Antworten.“ Bezieht sich der Satz auf diese Radikalität?
Max: Da steckt drin, dass man nicht einen abgesteckten Plan braucht. Man kann auch loslaufen, ohne zu wissen, wo man ankommt.
Paul: Das ist ein Lobpreis auf das Machen! Es geht bei uns immer um die Sehnsucht nach Aufbruch und die Angst vor dem Stehenbleiben. Der Name „Trümmer“ steht auch für das Kaputtmachen und Neuerschaffen von Dingen. Etwas endet, aber dafür beginnt etwas anderes. Wir wollen gleichzeitig auch diese ständige Ironisierung bekämpfen, weil die jede Bewegung verhindert. Wir möchten zu dem, was wir machen, stehen und nichts mit einem Witz wegwischen. Kurz gesagt ist unsere Aussage: „Nehmt euch ernst, junge Menschen! Euch und eure Träume!“
Tocotronic haben vor Jahren den Wunsch, Teil einer Jugendbewegung sein zu wollen, verspottet. Seid ihr Teil einer Bewegung?
Max: Trümmer sind ja Teil einer Szene von Autoren, Filmemachern und Musikern. Ob das eine Bewegung ist, müssen andere bestimmen.
Paul: Wir kommen ja wie Tocotronic aus Hamburg und wir mögen Bands, die von da kommen, wie „Die Goldenen Zitronen“ oder „Blumfeld“. Das sind aber vor allem Leute, die heute in den 40ern sind. Leider ist seit Jahren nichts mehr nachgekommen an jungen Hamburger Bands.
Tammo: Ich denke, dass es in ganz Deutschland Musiker gibt, die sich mit deutschem Pop auseinandersetzen. Da kommt dann doch was nach und man muss nicht nur in Hamburg danach suchen. Paul: Zu solchen Gruppen wie „Messer“, „206“, „Zucker“, „Stabil Elite“ oder „Die Nerven“ fühlen wir uns dann schon zugehörig.
Max: Ich glaube, diese Musik-Szene beschränkt sich heute auch nicht mehr nur einen Ort oder eine Stadt.
Stellt ihr euch denn auf der Bühne als Band aus Hamburg vor?
Paul: Das ist einmal versehentlich passiert (lacht). Aber normalerweise machen wir das nicht. Mir persönlich bedeutet das auch nichts. Wir kommen ja alle auch nicht aus dieser Stadt, sondern sind Zugezogene. Ich selbst bin einige Male innerhalb von Deutschland umgezogen und habe auch schon in München und in einem kleinen Kaff im Schwarzwald gewohnt.
Dann dürfte euch das Thema „Großstadt“ ja nicht fremd sein.
Paul: Das ist für mich aber total wichtig! Die Großstadt ist so ein Sehnsuchts-Ort und Möglichkeits-Raum. Darum geht man ja, so wie ich, aus der Kleinstadt weg. Man denkt: „Da passiert was Großes!“ Das geht dann wieder mit der Utopie von Jugend zusammen.
Das vorhin angesprochene Geheimnis um eure Band und eure Musik könnt ihr nicht ewig hüten. Max: Nein. Darum planen wir auch im Moment, wo und wie wir unser Debüt-Album aufnehmen. Wir wissen noch nicht, ob wir das in Hamburg in irgendeinem dunklen Keller machen oder ob wir dafür nach Portugal fahren. In erster Linie wird das aber sehr schön. Egal wo und wie!
jetzt.de: Online existiert ihr nicht, was für eine neue Band ungewöhnlich ist. Leute, die zu einem eurer Konzert gehen oder euch diesen Sommer auf Festivals wie dem Melt!, Haldern Pop oder Dockville sehen, kennen eure Musik also vorher nicht. Wie waren bisher die Reaktionen auf diese Geheimhaltung?
Tammo Kasper: Alle sind wahnsinnig interessiert! (lacht) Wenn man alles offen legt und alles von sich Preis gibt, kann man kaum noch Interesse wecken. Dadurch, dass das mit uns aber so ein Mysterium ist, kann jeder erst mal alles in uns rein projizieren. Ich find’s auch super vor Leuten zu spielen, die bis auf den einen Song, den sie vielleicht online gehört haben, nichts von uns kennen.
Maximilian Fenski: Das fordert einen! Man kann sich auf nichts ausruhen. Man ist als Band angespornt, einen Auftritt zu spielen, der die Leute begeistert. Das muss in dem Moment von uns kommen.
Paul Pötsch: Ein Trümmer-Konzert ist eine Einladung zum Rausch und ich habe das Gefühl, dass diese Einladung schon oft angenommen wurde.
Nutzt ihr auf der Bühne bestimmte Elemente der Inszenierung, um diesen Rausch zu verstärken?Paul: Nein, aber in dem Moment wo du dich auf die Bühne stellst, ist das ja schon eine Inszenierung. Das ist ja das Tolle! Man entkommt dem realen Leben. Dann ist man nicht mehr authentisch. Kunst ist aus meiner Sicht ja auch nicht authentisch. Sie kann aber reale Folgen haben.
Paul, du bist der Sänger der Band. Schreibst du auch die Texte?
Paul: Ja, das mache ich. Wir gehen die dann aber nochmal zusammen durch und schauen, ob wir dahinterstehen können. Bisher gab es bei diesem Prozess aber keine großen Streitereien.
„In all diesen Nächten“ist das einzige Stück, das es bisher von euch zu hören gibt. Dort sind Jugend und Euphorie große Themen. Wie jung oder alt seid ihr eigentlich?
Paul: Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir behaupten, wir wären alle 18.
Könnt ihr nur jetzt in dieser Art über das Gefühl jung zu sein schreiben oder geht das in jedem Alter?
Paul: Snoop Dogg hat letztens in einem Interview gesagt, er glaube nicht an Alter. Das finde ich gut. Für mich ist Jugend natürlich aktuell ein Thema. Diese Zeit zwischen 20 und 30 ist glaube ich sehr wichtig und identitätsstiftend. Grade wenn man wie wir in eine so große Stadt wie Hamburg zieht und dort lebt. Tammo: Es heißt ja, im Alter würde man konservativer. Paul, du bist der Älteste. Du wählst als erster CDU!
Ist diese Jugend in der Musik die, die ihr erlebt oder ist die eine reine Utopie?
Paul: Zum eine erzähle ich in den Texten, die ich schreibe, das, was man in der Großstadt als Heranwachsender tatsächlich erlebt. Aber es geht auch ganz stark darum, was man sich wünscht und wonach man sich sehnt.
Tammo: Unserer Zeit mangelt es an Utopien. Es fragt sich kaum einer, in was für einer Welt er leben möchte. Allerdings sieht man ja auch im Moment zum Beispiel in der Türkei, dass junge Leute auf die Straße gehen, weil sie etwas ankotzt. Max: Es geht bei uns auch immer um Liebe oder die Sehnsucht danach und dass die Liebe auch scheitern kann.
Paul: Liebe ist ein Akt der Rebellion!
Tammo: Dazu gibt es ein Zitat von iek. Er sagt, die letzte Revolution unserer Zeit sei die Ehe. Ich weiß nicht genau, was er damit meint, aber ich lass das mal so stehen.
http://www.youtube.com/watch?v=avswTY2s_WY
In eurer Bandinfo heißt es: „Man braucht nicht immer gleich Antworten.“ Bezieht sich der Satz auf diese Radikalität?
Max: Da steckt drin, dass man nicht einen abgesteckten Plan braucht. Man kann auch loslaufen, ohne zu wissen, wo man ankommt.
Paul: Das ist ein Lobpreis auf das Machen! Es geht bei uns immer um die Sehnsucht nach Aufbruch und die Angst vor dem Stehenbleiben. Der Name „Trümmer“ steht auch für das Kaputtmachen und Neuerschaffen von Dingen. Etwas endet, aber dafür beginnt etwas anderes. Wir wollen gleichzeitig auch diese ständige Ironisierung bekämpfen, weil die jede Bewegung verhindert. Wir möchten zu dem, was wir machen, stehen und nichts mit einem Witz wegwischen. Kurz gesagt ist unsere Aussage: „Nehmt euch ernst, junge Menschen! Euch und eure Träume!“
Tocotronic haben vor Jahren den Wunsch, Teil einer Jugendbewegung sein zu wollen, verspottet. Seid ihr Teil einer Bewegung?
Max: Trümmer sind ja Teil einer Szene von Autoren, Filmemachern und Musikern. Ob das eine Bewegung ist, müssen andere bestimmen.
Paul: Wir kommen ja wie Tocotronic aus Hamburg und wir mögen Bands, die von da kommen, wie „Die Goldenen Zitronen“ oder „Blumfeld“. Das sind aber vor allem Leute, die heute in den 40ern sind. Leider ist seit Jahren nichts mehr nachgekommen an jungen Hamburger Bands.
Tammo: Ich denke, dass es in ganz Deutschland Musiker gibt, die sich mit deutschem Pop auseinandersetzen. Da kommt dann doch was nach und man muss nicht nur in Hamburg danach suchen. Paul: Zu solchen Gruppen wie „Messer“, „206“, „Zucker“, „Stabil Elite“ oder „Die Nerven“ fühlen wir uns dann schon zugehörig.
Max: Ich glaube, diese Musik-Szene beschränkt sich heute auch nicht mehr nur einen Ort oder eine Stadt.
Stellt ihr euch denn auf der Bühne als Band aus Hamburg vor?
Paul: Das ist einmal versehentlich passiert (lacht). Aber normalerweise machen wir das nicht. Mir persönlich bedeutet das auch nichts. Wir kommen ja alle auch nicht aus dieser Stadt, sondern sind Zugezogene. Ich selbst bin einige Male innerhalb von Deutschland umgezogen und habe auch schon in München und in einem kleinen Kaff im Schwarzwald gewohnt.
Dann dürfte euch das Thema „Großstadt“ ja nicht fremd sein.
Paul: Das ist für mich aber total wichtig! Die Großstadt ist so ein Sehnsuchts-Ort und Möglichkeits-Raum. Darum geht man ja, so wie ich, aus der Kleinstadt weg. Man denkt: „Da passiert was Großes!“ Das geht dann wieder mit der Utopie von Jugend zusammen.
Das vorhin angesprochene Geheimnis um eure Band und eure Musik könnt ihr nicht ewig hüten. Max: Nein. Darum planen wir auch im Moment, wo und wie wir unser Debüt-Album aufnehmen. Wir wissen noch nicht, ob wir das in Hamburg in irgendeinem dunklen Keller machen oder ob wir dafür nach Portugal fahren. In erster Linie wird das aber sehr schön. Egal wo und wie!