„Ähm, ist das eine Abkürzung zum Bahnhof?“
Ein Einkäsehoch hüpft leicht nervös von einem aufs andere Bein. Sein eines Händchen umklammert einen bräunlichen Umschlag. Das andere zeigt auf das bei Schülern bekannte Raucherweglein. Ein Trotti lehnt an seinem Körperchen.
„Korrekt, kleiner Mann. Kannst mit mir mitkommen. Bin auch gerade auf dem Weg dahin.“
Ohne Zögern schliesst sich der Knirps mir an.
„Ich muss eben ganz schnell dahin."
"Was willst du denn da?“
„Einen Liebesbrief übergeben. Ganz dringend."
„Soso, wer ist den die Glückliche?“
„Das ist eben Marilena, sie wohnt an der Hochstrasse.“
„Und da muss sie mit dem Zug hin?“
„Weiss auch nicht, wo das ist. Ich hoffe, sie ist noch da. Ich muss ganz schnell machen.“
„Wie alt bist du denn?“
„9.“
„Aha, und wann würdest du Marilena denn das nächste Mal sehen?“
„Morgen, aber dann ist mein älterer Bruder dabei.“
„Und dann genierst du dich? Ich hab das früher auch nicht gemocht, wenn mich mein älterer Bruder beim Liebesbrief-Übergeben erwischt hat.“
„Morgen kann ich den Brief nicht übergeben.“
„Wieso denn nicht?“
„Dann verhaut mich mein Bruder.“
„Wieso denn das?“
„Weil Marilena seine Freundin ist.“
„Verstehe.“
„Dann verhaut er mich eben.“
„Alles klar. Viel Glück also. Einfach die Strasse rauf, die führt direkt zum Bahnhof.“
Der Knirps schwingt sich auf sein Trottinet und schwankt damit auf sein Liebesglück zu. Hoff ich irgendwie für ihn. Obwohl...schon mit 9 dem älteren Bruder die Freundin ausstechen...hmm.