Ob Liebe, Trauer, Heiterkeit,
die Dichtkunst ist gar stets bereit,
bei der Lektüre Hochgefühle
auszulösen, hat man viele
tausendfach behandelt schon,
so stell ich fest, die Emotion,
mit der ich meine Zeit mir teile,
ist zumeist die Langeweile.
Was Brecht und Goethe ignorieren,
werde ich hier stilisieren,
wenn die Reime sich nur paaren
und an Inhalt auch noch sparen,
weil um mich sich gar nichts tut
(selbst der Sekundenzeiger ruht),
dann schreib ich auch die nächste Zeile,
nur weil ich mich so langweile.
Fehlt auch wirklich jede Lust,
so bleibe ich mir stets bewusst,
als Dichter letztlich zu versagen,
wenn die Ödnis nicht zum Tragen
kommt beim Leser, der dafür
nur Wut empfindet als Gespür,
hab ich ja seine Zeit geklaut,
doch wovor mir am meisten graut,
ist Staunen ob der Poesie,
fehlt hier doch jede Ironie.