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Was es mir gebracht hat

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Die letzten Jahre waren nicht einfach für mich. Zu groß war mein Wunsch nach Geborgenheit, nach Liebe. Rast- und ruhelos bin ich von einer Katastrophe in die nächste geschlittert, habe gelitten, geweint, gefühlt, bin wieder aufgestanden, habe mir den Staub vom Herzen abgeschüttelt und es erneut versucht.
Ich habe viel verloren in diesen Jahren. Ich habe nie gelernt, allein zu sein. Der Tod meiner Mutter hat sein übriges dazu beigetragen, dass ich stets eine Bezugsperson brauchte, so nahe bei mir, dass es schon fast wehtut. So hab ich nicht nur die Männer mit meiner schnellen, drückenden, dringenden Zuneigung überfordert, ich habe im Zuge meiner Seelennarben auch eine gute Freundin verloren. Zuviel habe ich von ihr erwartet, ihre ganze Aufmerksamkeit, ihre Liebe, ihr Verständnis für meine Ausbrüche. Es hat funktioniert, solange unser Verhältnis gut austariert war, wir beide den anderen brauchten, um ganz zu sein. Eine Veränderung in ihrem Leben in Form einer neuen Liebe gab in mir den Startschuss für Eifersucht, groß, hässlich, gelb. Ich war noch nicht bereit mich zu ändern, konnte es noch nicht und musste so erleben, wie wir uns immer weiter voneinander entfernten. Mit jedem Schritt, den sie von mir wegmachte, wurde ich wütender und trieb sie so immer weiter fort. Bis ich schließlich zum ersten Mal in meinem Leben allein war.
Seither ist viel passiert. Immer wieder habe ich versucht, diesen Zustand so schnell wie möglich zu beenden, mich kleinen Halbkreis in die schützende Ganzheit einer Zweierbeziehung zu begeben. Mit aller Kraft und aller Gewalt habe ich um die Männer gekämpft, denen ich mein malträtiertes Herz schenken wollte. Doch keiner war in der Lage, es anzunehmen.
Vielleicht war es gut so, denn ich habe gemerkt, nicht ohne professionelle Hilfe, dass ich mich erst selbst versorgen können muss, selber ein Ganzes bilden, mein Leben ausfüllen mit guten Dingen, bevor ich eine richtige Beziehung eingehen kann. Andernfalls begebe ich mich eine Abhängigkeit, bin stets angewiesen auf positives Feedback und Liebesschwüre. Verliere mich selbst darin, die völlige Selbstaufgabe.
Es ist gar nicht so leicht, gut für sich zu sorgen, wenn man es nicht gewohnt ist. Wenn man sonst weiß, dass andere Personen das für einen übernehmen. Schon sich selbst einzugestehen, was man braucht, war eine neue Lektion für mich. Was fühlt sich gut an, was ist nur für den Moment das Richtige, bringt mich aber längerfristig in Schwierigkeiten? Ganz gelernt habe ich das noch immer nicht, sonst würde ich mich nicht wiederholt in kleinere Affären begeben, die bei ihrem Ende nur ein großes, tiefes Loch zurücklassen. Der emotionale Lebenskater bahnt sich immer seinen Weg zurück. Aber ich habe mir ein Leben aufgebaut, das lebenswert ist: Regelmäßige Treffen mit den wenigen wirklich guten Freunden und einen Job, in dem ich neue Menschen kennenlernen durfte und der mich auch zwangsläufig aus der melancholischen Einsamkeit meiner vier Wände hinaustreibt. Ich habe etwas zu tun, werde gebraucht, bin Teil von etwas, in das ich mich ganz alleine und ohne Hilfe integrieren musste. Und ich habe es geschafft.


Noch immer wirft mich besonders die Liebe oder das, was ich dafür halte, aus der Bahn. Aber auf eine andere Weise, normaler. Jeder, fast jeder Mensch sucht Liebe, wir sind soziale Wesen, es ist unser natürliches Bestreben. Noch immer bin ich schnell dabei, große Gefühle zu entwickeln und mich komplett auf den Kartentisch zu legen. All in. Aber ich habe etwas gelernt, etwas wichtiges, das in der ganzen Tragik der Zurückweisung strahlend emporragt: Ich kann für mich selber sorgen. Sogar noch mehr: Ich kann für mich selbst eintreten. Ich weiß, was ich will und was nicht und ich weiß, wie ich behandelt werden sollte. Ich bin dem Anderen gegenüber ehrlich und erwarte das auch von ihm. Ich verlange (!!!) Respekt und fordere diesen ein. Und ich weiß, wann es Zeit ist, die Karten wegzuwerfen, aufzustehen und zu gehen. Ich muss nicht alles mit mir machen lassen, kann selber entscheiden, wann es genug ist. Ich gebe mich nicht mehr auf um eines anderen Willen. Manchmal drehe ich mich noch um, bin traurig über das, was verloren gegangen ist und mir versagt blieb, aber ich muss mich schützen. Denn schlussendlich bin ich das einzige, was mir bleibt.  


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