jetzt.de: Jöran, darf man denn als Deutscher überhaupt einfach für ein anderes Land beim Eurovision Song Contest (ESC) antreten?
Jöran Steinhauer: Ja, es gibt keine offizielle Regel, die etwas anderes sagt. Ich habe eine Aufenthaltsgenehmigung für Lettland, bin aber Deutscher.
Jöran Steinhauer (Zweiter von links) mit seiner Band "Aarzemnieki", was übersetzt "Ausländer" heißt.
Wie kommst du nach Lettland?
Als ich 2000 beim ESC vor dem Fernseher saß, um eigentlich Stefan Raab mit "Wadde hadde dudde da?" zu sehen, wurde die Band "Brainstorm" aus Lettland Dritter. So bin ich das erste Mal auf das Land, seine Sprache und seine Musik aufmerksam geworden. 2005 war ich dann als Austauschschüler in Lettland, habe meine erste Freundin kennengelernt und nach meinem Abi dort Zivildienst gemacht. Die Beziehung hat nicht gehalten, also bin ich zurück nach Deutschland, habe erst in Münster studiert und dann in Bremen. 2008 habe ich mich schon einmal für Lettland beim ESC beworben. Aber da war ich noch völlig unbekannt und natürlich nicht erfolgreich.
Und wie hat es dann dieses Mal geklappt?
Vergangenes Jahr saß ich Bremen, habe mich mal wieder nach Lettland gesehnt und ein lettisches Lied geschrieben. Es war ein Abschiedslied für den "Lat" die lettische Währung. Ich machte mit einem Freund ein Video und stellte es auf YouTube und über Nacht wurde es ein riesiger Erfolg und hat heute über 160.000 Klicks. Heute kennt es jedes Kind und jede Oma. Den günstigen Zeitpunkt wollte ich nutzen. Ich nahm meinen Koffer, meine Gitarre und mein Lied und machte mich auf nach Riga. Ich suchte mir eine Band, produzierte einen richtigen Videoclip, der am Nationalfeiertag Premiere hatte und gewann “Das perfekte Dinner”. Als ich mich wieder für den ESC bewarb, kannte man mich.
Beim ESC geht es aber doch immer um Nationalstolz und das Mitfiebern für das eigene Land. Warum haben die Leute in Lettland da gerade dich ausgesucht?
Die Letten haben nicht das größte Selbstwertgefühl, sie sind nicht so starr in ihrem Nationalgefühl. Sie waren die meiste Zeit okkupiert, orientierten sich an den großen Staaten und sind gerade erst so auf dem Selbstfindungstrip. Ich denke, sie fühlen sich einfach geschmeichelt, dass da jemand ist, der nicht nur ihre Sprache gelernt hat, sondern auch das Land liebt und sich Gedanken über ihre Kultur und Mentalität macht.
Warum trittst du nicht für Deutschland an?
Ich habe zu Lettland eine ganz andere Beziehung. Hier hatte ich meine erste Liebe, meine erste eigene Wohnung - eben eine ganz besondere Zeit. Und hier kann man es ohne Management und ohne professionelle Aufnahmen schaffen. In Deutschland steckt viel mehr Geld und Prestige dahinter. Hier organisieren den ESC zwei Menschen - übertrieben gesagt.
Das Lied, mit dem du und deine Band antreten werden, heißt "Cake to bake" und handelt im Prinzip von jemandem, der alles mögliche kann, aber daran scheitert einen Kuchen zu backen. Steckt da noch mehr dahinter?
Die Botschaft ist: Celebrate your disability - Feier dein Nichtkönnen. Gerade Männer wollen ja immer alles selbst machen und können. Dabei entgehen einem aber all die hilfsbereiten Menschen um einen herum. Man soll also stolz darauf sein, etwas nicht zu können, weil man dadurch die Möglichkeit hat zusammenzufinden. Das ist auch eine Stärke der Menschen in Lettland: das Gemeinschaftsgefühl. Und das Lied ist toll. Ich singe darin: “Cep, cep kuuku”, was nichts anderes heißt als “Backe, backe Kuchen”. Das ist ganz einfach. Und wenn die Leute das mitsingen beim ESC, dann wissen sie vielleicht immer noch nicht, was oder wo Lettland ist, aber sie können schon lettisch singen.
Was ist dein Ziel für den ESC?
Das Ziel ist ganz klar am Ende zufrieden zu sein, mit dem Auftritt, aber auch mit allem, was davor noch passiert. Wir repräsentieren Lettland - und das als Ausländer. Das ist eine große Ehre und spricht für den europäischen Gedanken hinter dem ESC. Aber natürlich wollen wir auch gut im Contest sein. Lettland hat sich in den vergangenen fünf Jahren in der Vorrunde nicht für das große Finale qualifiziert. Wenn das dieses Mal klappen würde, wäre das der Wahnsinn.
Jöran Steinhauer: Ja, es gibt keine offizielle Regel, die etwas anderes sagt. Ich habe eine Aufenthaltsgenehmigung für Lettland, bin aber Deutscher.
Jöran Steinhauer (Zweiter von links) mit seiner Band "Aarzemnieki", was übersetzt "Ausländer" heißt.
Wie kommst du nach Lettland?
Als ich 2000 beim ESC vor dem Fernseher saß, um eigentlich Stefan Raab mit "Wadde hadde dudde da?" zu sehen, wurde die Band "Brainstorm" aus Lettland Dritter. So bin ich das erste Mal auf das Land, seine Sprache und seine Musik aufmerksam geworden. 2005 war ich dann als Austauschschüler in Lettland, habe meine erste Freundin kennengelernt und nach meinem Abi dort Zivildienst gemacht. Die Beziehung hat nicht gehalten, also bin ich zurück nach Deutschland, habe erst in Münster studiert und dann in Bremen. 2008 habe ich mich schon einmal für Lettland beim ESC beworben. Aber da war ich noch völlig unbekannt und natürlich nicht erfolgreich.
Und wie hat es dann dieses Mal geklappt?
Vergangenes Jahr saß ich Bremen, habe mich mal wieder nach Lettland gesehnt und ein lettisches Lied geschrieben. Es war ein Abschiedslied für den "Lat" die lettische Währung. Ich machte mit einem Freund ein Video und stellte es auf YouTube und über Nacht wurde es ein riesiger Erfolg und hat heute über 160.000 Klicks. Heute kennt es jedes Kind und jede Oma. Den günstigen Zeitpunkt wollte ich nutzen. Ich nahm meinen Koffer, meine Gitarre und mein Lied und machte mich auf nach Riga. Ich suchte mir eine Band, produzierte einen richtigen Videoclip, der am Nationalfeiertag Premiere hatte und gewann “Das perfekte Dinner”. Als ich mich wieder für den ESC bewarb, kannte man mich.
Beim ESC geht es aber doch immer um Nationalstolz und das Mitfiebern für das eigene Land. Warum haben die Leute in Lettland da gerade dich ausgesucht?
Die Letten haben nicht das größte Selbstwertgefühl, sie sind nicht so starr in ihrem Nationalgefühl. Sie waren die meiste Zeit okkupiert, orientierten sich an den großen Staaten und sind gerade erst so auf dem Selbstfindungstrip. Ich denke, sie fühlen sich einfach geschmeichelt, dass da jemand ist, der nicht nur ihre Sprache gelernt hat, sondern auch das Land liebt und sich Gedanken über ihre Kultur und Mentalität macht.
Warum trittst du nicht für Deutschland an?
Ich habe zu Lettland eine ganz andere Beziehung. Hier hatte ich meine erste Liebe, meine erste eigene Wohnung - eben eine ganz besondere Zeit. Und hier kann man es ohne Management und ohne professionelle Aufnahmen schaffen. In Deutschland steckt viel mehr Geld und Prestige dahinter. Hier organisieren den ESC zwei Menschen - übertrieben gesagt.
Das Lied, mit dem du und deine Band antreten werden, heißt "Cake to bake" und handelt im Prinzip von jemandem, der alles mögliche kann, aber daran scheitert einen Kuchen zu backen. Steckt da noch mehr dahinter?
Die Botschaft ist: Celebrate your disability - Feier dein Nichtkönnen. Gerade Männer wollen ja immer alles selbst machen und können. Dabei entgehen einem aber all die hilfsbereiten Menschen um einen herum. Man soll also stolz darauf sein, etwas nicht zu können, weil man dadurch die Möglichkeit hat zusammenzufinden. Das ist auch eine Stärke der Menschen in Lettland: das Gemeinschaftsgefühl. Und das Lied ist toll. Ich singe darin: “Cep, cep kuuku”, was nichts anderes heißt als “Backe, backe Kuchen”. Das ist ganz einfach. Und wenn die Leute das mitsingen beim ESC, dann wissen sie vielleicht immer noch nicht, was oder wo Lettland ist, aber sie können schon lettisch singen.
Was ist dein Ziel für den ESC?
Das Ziel ist ganz klar am Ende zufrieden zu sein, mit dem Auftritt, aber auch mit allem, was davor noch passiert. Wir repräsentieren Lettland - und das als Ausländer. Das ist eine große Ehre und spricht für den europäischen Gedanken hinter dem ESC. Aber natürlich wollen wir auch gut im Contest sein. Lettland hat sich in den vergangenen fünf Jahren in der Vorrunde nicht für das große Finale qualifiziert. Wenn das dieses Mal klappen würde, wäre das der Wahnsinn.