Oftmals passiert es dir, wenn du rauchend am offenen Fenster stehst. Die Arme auf das kissenbestückte Fensterbrett gelehnt. Den Po ein wenig raus gestreckt. Die Beine leicht gedehnt, so dass es angenehm in den Waden zieht. Es ist meistens dunkel, wenn du dieses Gefühl hast. Du hast es nicht regelmäßig und es ist nicht vorhersagbar. Aber wenn es auftaucht, weißt du noch immer nicht, was zu tun ist.
Es ist unangenehm. Es ist in deinen verspannten Schultern und zieht den Rücken runter. Es pocht laut in deinem Herz und ganz oft auch in deinem Hals. Die Augen sind dann weit aufgerissen. Sie haben aber nichts, was sie erblicken wollen. Sie suchen nichts. Sie wissen, dass es nichts Äußerliches ist, was dir da so schwer im Magen liegt.
Wenn du dieses Gefühl hast, dann weißt du, dass etwas Unschönes passieren wird. Etwas Schlimmes vielleicht sogar. Es gibt keine nachvollziehbaren Gründe. Keine Erklärungen. Keinen Fehltritt und auch keine Herausforderungen, die du im Kalender nachlesen kannst, wenn du ein paar Tage vorblätterst oder zurück. Es steht da nicht. Keine Notiz. Kein Termin, der dieses Gefühl untermalen könnte. Aber es ist da. Dieses stille Wissen, dass da etwas nicht stimmt. Dass etwas passieren wird, was schlimm ist. Oder aber, dass alles so bleibt, wie es ist. Was ebenso schlimm wäre.
Du magst das Wort schlimm nicht. Aber es fühlt sich nun mal so an. Du hast kein anderes Wort dafür. In diesen Momenten fehlen dir grundsätzlich die Worte. Nur noch Phrasen sind da in deinem Kopf. Sie wirbeln da so rum und ecken an. Dein Schädel ist hart, der hält das aus, weißt du. Dieser Schädel hat schon so einiges ausgehalten. Schön ist das aber nicht. Manchmal wünschst du dir, dass er einfach mal bricht und diese Gedanken rausfließen können. Diese ganzen Ängste, die dich lähmen. Aber Stillstand ist nicht. Es geht ja immer weiter. Und auch diese Momente vergehen. Und wenn etwas Schlimmes passiert, bist du tapfer.
Du lässt dich nicht unterkriegen. Zumindest nicht so sehr, dass es andere bemerken. Rauchend am Fenster ist das ok. Dann kannst du gern auch mal ein klein wenig kaputt gehen. Aber wenn die Zigarette dann aufgeraucht ist und der Stummel in dem vollem Aschenbecher ausgedrückt, dann hebst du den Kopf an, ziehst die Schultern hoch, streckst die Brust aus, atmest tief ein und wieder aus. Dann schließt du das Fenster und machst weiter.
Du weißt, dass immer ein wenig Zigarettenqualm ins Wohnzimmer zieht und sich da festsetzt. Ein offenes Fenster ist eben keine Garantie.