Was bisher geschah:
Mancini, ob schuldig oder unschuldig, ist verknackt worden und der Newcomer im Knast. Bis hier hin ist auch alles normal und ganz okay. Allerdings sitzt Mancini wegen Vergewaltigung und das haben die anderen Insassen, unter anderem Joe und Rich, überhaupt nicht gern. Sie prophezeien seinen baldigen Tod, machen Anspielungen auf seine analen Eingänge und verspotten ihn. Als sie in einem stillen Moment den Neuankömmling höhnisch fragen, wie er denn seinen letzten Tag in Freiheit verbracht hat, ergreift Mancini die Chance in die Offensive zu gehen…
(Zu Teil 1 - http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/585004/Knast-Furious-Part-I-II )
Ich schritt zu den Gitterstäben, damit auch jeder lauschen konnte.
„..Ihr Jungs habt das gestern vielleicht nicht so ganz mitbekommen, aber gestern war n ziemlich sonniger Tag. Und wenn ich Sonne sehe, kriege ich immer gute Laune. Und bei guter Laune kriege ich Hunger. Ich ziehe mir also mein Lieblingsshirt an, mit Mickey Maus drauf und gehe ins QuarterBeef. Weiß hier vielleicht einer, was das QuarterBeef ist?“
„N Steakhaus!“ rief einer rein. Schlaues Kerlchen.
„Genau mein Lieber. Das nächste mal aber bitte mit Meldung. Obwohl…nein. Nicht ganz richtig. Es ist nicht nur ein scheiß-normales Steakhaus. Es ist das Beste, weit und breit. Jedes Steak schmeckt dort besser als jede Möse, die man lecken kann, könnt ihr mir glauben…“
Mit der Beschreibung konnten sie wahrscheinlich nicht viel anfangen. Die Jungs hier hatten höchstens den Schwanzgeschmack ihres Zellennachbars im Mund. „Jedenfalls sitze ich im QuarterBeef und ich weiß natürlich, dass ich bald bei euch landen werde, also denke ich mir: Mancini, bestell dir den teuersten Shit, denn ab morgen gibt es nur noch Scheiße mit Reis zum Mittag. Und während ich mich schon auf mein ultra-geiles-argentinisches T-Bone-Steak freue, kommt da diese scharfe, blonde Bedienung…“
„Hast’ die auch Vergewaltigt, mh?“ rief Hässlon-Rich dazwischen. Ich ignorierte ihn und erzählte weiter.
„…Ich frage erst, wie sie heißt, bevor ich das Steak bestelle. Sie heißt Catrin und hat bald Feierabend, also bestelle ich zu meinem Steak noch ne ganze Flasche Wein. Den Teuersten, den sie da auf der Karte hatten. Glaube, nicht einmal der Besitzer des Schuppens wusste, wie das rote Gold schmeckt…“
„Wie sah Catrin aus?“ hakte einer nach. Er fragte höflich, also ging ich auf auf seine Frage ein.„Schmale Hüften, wunderbare, von Gott persönlich geformte Titten, weder zu groß, noch zu klein, ein Lächeln, dass mir eigentlich scheiß egal war, aber in dem Fall… unglaublich. Glaube, die hat nur Steaks serviert, weil ihre Modelagentur gerade ne riesige Warteschleife am Start hat… jedenfalls, esse ich erst mein saftiges Steak, weil Catrin erst in zwanzig Minuten Feierabend hat. Ich stecke meine Gabel in das zarte Fleisch und….mhhh….schmeckt das köstlich.“
Ich war so gut im Geschichten erzählen, dass sogar mein eigener Magen knurrte. Und die der anderen Insassen schlossen sich an. Das wollte ich erreichen.
„Ich schaffte leider nicht alles (Dabei musste ich schadenfroh grinsen) das Zeug war einfach zu viel. Aber ich musste mich auch nicht länger damit beschäftigten, denn Catrin saß sich endlich zu mir. Die Einzelheiten wollt ihr nicht wissen, ich mein, wen interessiert schon ihr Lieblingsfilm und ihre schwierige Schulzeit? Jedenfalls verträgt Catrin leider keinen Wein, egal wie teuer er ist und aus der schüchternen, schönen Bedienung wird ein geiles, versautes Luder, die mich im Battle mit sexuellen Anspielungen um Längen schlägt…wir gehen also in meine Karre, habs vor dem Steakhaus geparkt und kaum angekommen, löst die ihren Zopf, züngelt an meinem Hals und zieht sich nebenbei das Oberteil aus. Multitasking vom Feinsten, sag ich euch…“
Ich wusste nicht, ob es Einbildung war, aber ich hätte schwören können, dass neun von zehn da drin gerade an ihrer Nudel rumspielten, während sie meinem Catrin- Porno lauschten. Also genau der perfekte Zeitpunkt, um n Abflug zu machen. Sollten sie es sich doch gegenseitig zu Ende bringen.
„Ich hatte also ihre Titte an der einen Hand und in der anderen…(ich spiele verwundert) Oh. Schlafenszeit, Männers. Ich halte mich und Andere wirklich ungern vom Schlafen ab, ausser der Grund dafür ist guter Sex mit Oreokekse danach. Da ihr nicht im Besitz vom Letzteren seid…schlaft schön!“
Ich nahm Abstand vom Zellentor und freute mich schon auf meine Matratze, als das Publikum des großen Mancini eine Zugabe wollte.
„Hey, Mancini, komm wieder Mann, wie ging die Geschichte aus?“
„Ja, was war mit Catrin alter? Was hattest du an der rechten Hand?“ (Der hatte wirklich Druck)„MANCINI!“
Ich kehrte zurück zu den Gitterstäben.
„Einige von euch wollen an meinen Arsch“ sagte ich Ernst. „Wir schließen einen Deal. Ihr lasst meinen Arsch in Ruhe und ich erzähle euch die Story morgen weiter. Einverstanden?“
Ich erkannte sofort Rich’s Stimme
„Hey, Mancini, Mann, ist doch nur Knasthumor alter. Komm schon, erzähl uns, was du mit der Barbie angestellt hast! Hast sie noch ordentlich gepimpert, mh?“
In dem Moment war ich ein bisschen sauer auf Gott. Warum vergessen Männer all ihre edlen Prinzipien, wenn es um das köngliche Zepter zwischen ihren Beinen geht?
Wäre ich als Frau geboren worden, wäre ich ein ziemlich gutes Flittchen gewesen. Eins von den Flittchen, die sich nuttig anziehen, die einen aufgeilen, aber dann, wenn du denkst, dass du einen Stich landen kannst, dir einen Riegel vor ihre Möse setzen.
„Okay, okay. ich glaub euch, Jungs, wirklich. Aber der Glaube bringt uns alle nicht weiter, jedenfalls bringt er uns hier nicht heraus, das heißt, ihr werdet genau so morgen Nacht hier sein, wie ich morgen Nacht hier sein werde. Und mal angenommen, mein Arsch bleibt Jungfrau…Tja Jungs, dann könnt ihr euch morgen auf eine erstklassige Story freuen.“
Unzufriedenes Gemurmel füllte die Korridore.
Das hieß, ich hatte sie am Sack. Mann, mann, Mancini, keine 2 Stunden hier und schon kleben sie dir alle am Arsch…nicht nur nicht sexuell, sprach ich in Gedanken zu mir selbst.
Catrin, Baby, wenn ich gewusst hätte, dass du eines Tages meine Lebensversicherung sein würdest…dann hätte ich mich noch mal bei dir gemeldet..
„Rich, hör mal her“ rief der Insasse mit der Bubistimme laut. Das Gemurmel verstummte.
„Wasn los, Joe?“
„Sag mal, wie oft hast du n dieses Jahr auf den roten Knopf gedrückt?“
„Noch gar nicht, Joe…Warum?…Meinst du etwa…?…“ fragte Rich ungewohnt verunsichert.
„Ob ICH meine?“ antwortete Joe „JUNGS…“ er richtete seine Stimme in Richtung der Korridore und damit in die, der anderen Insassen „…was meint IHR denn?“
Gebrüll brauch aus. Lautes Gebrüll. Zustimmendes Gebrüll. Joe fehlte nur noch n Seitenscheitel n und die Frage nach dem totalen Krieg und er wäre glatt als Knast-Goebbels durchgegangen
„JAAAAA, DRÜCK DRAUF! TU ES RICHY BOY! MACH ES!! JAAAA!”
Ein kurzes, lautes Piepen ertönte. Irgendetwas sagte mir, dass er jetzt den Knopf gedrückt hatte. Ich war ziemlich gespannt, was als nächstes passieren würde. Es war schon recht spät…
Würden die Beamten sauer sein, weil sie vielleicht beim Brötchen essen gestört wurden?
Würden sie Joe und Rich vor uns allen abduschen, mit verkalktem, eiskalten Wasser aus einem halb-verwesten Gartenschlauch?
Hässlon-Rich’s Stimme erklang wieder.
„Guten Abend Herr Wachtmeister…Hier ist einer…also dieser Vergewaltiger Mancini….und der will uns seine Story einfach nicht weitererzählen…und ich kann einfach nicht schlafen, wenn so was passiert. Niemand kann das…“ er wandte sich dem Korridor zu „…oder Jungs, hab ich Recht oder was?“
Wieder stimmten alle zu.
Die monotone Beamtenstimme antwortete unverzüglich über die lauten Gefängnislautsprecher:
„Okay, wir klären das unverzüglich ab.“
Das war er also, der Begrüßungsscherz für Neuankömmlinge. Am Ende würde es wahrscheinlich Konfetti regnen und alle Insassen würden mich mit einer Umarmung Willkommen heißen. Und sich für den rauen Ton anfangs entschuldigen.
„Sir, Herr Wachtmeister“ hörte ich Rich bitten „Lassen sie uns das erledigen….mühen sie sich nicht ab…es ist schon spät..“
„Wie ihr wollt Jungs.“ antwortete der Lautsprecher.
Dann ertönte wieder das kurze Piepen, und das Licht in allen Korridoren ging an. Wieder ertönte ein Piepen und ich hätte mich fast auf die Fresse gelegt. Mein Zellentor öffnete sich.
Und das der anderen Insassen gleich mit.
Mein Herz, oder was auch immer an diesem Ort davon übrig war, rutschte mir ruckartig in die Hose. Ich blickte hinunter. Sie traten alle aus ihren Zellen raus und fingen an, Dehnübungen zu machen. Sie ließen sich Zeit beim aufwärmen und sahen nicht aus, als hätten sie es wirklich eilig. Aber ihr Ziel und ihre Absicht war in ihren Gesichtern klar zu erkennen. Mister Mancini, Storyteller und Verurteilter.
Sie mussten meine Gedanken gelesen haben, denn wieder fingen sie an zu lachen.
„HAHRRHAHRHAHR HARHAHRHAHR”
„Jungs!“ rief ich, in meiner Verzweiflung „I-ich erzähl euch die Story doch gern weiter…a-a-also ich bi-bi-n da mit Catrin und und…“ Scheiße, wie ging die Story weiter? Ich war ziemlich im Arsch. Und ich würde heute Abend nicht der einzige dort bleiben.
Ich lief zum roten Knopf am Ende meiner Zelle und drückte unzählige male hektisch drauf.
„Komm schon, komm schon, fang an zu Piepen, hol mich hier raus…“
„Ja, Herr Mancini?“ meldete sich die Beamtenstimme Anteilnahmslos. Fast schon gelangweilt.
„VERDAMMT, HOLEN SIE MICH HIER RAUS, HIER IST NE HORDE MÄNNER, DIE WOLLEN MIR AN DEN ARSCH” Ich hörte das Gelächter der Häftlinge
„FUCK, FUCK, HELFEN SIE MIR, MACHEN SIE DIE TORE ZU!“
„Mh“ überlegte der Beamte. Das bekannte, angedeutete Grinsen war nicht zu überhören.
Jetzt kannte meine Panik keine Grenzen mehr.
„KOMMEN SIE SCHON, MANN, HOLEN SIE MICH HIER RAUS, BITTE!“
Die Kraft in meinen Knien verabschiedete sich langsam. Ich sackte zu Boden.
„Sie sitzen ziemlich in der Tinte nicht wahr?“ sprach der Lautsprecher zu mir. Immer noch grausam belustigt.
„He, Mancini, wir stören doch nicht oder?“ Ich blickte zurück. Hässlon-Joe und Bubi-Rich hatten meine Zelle als Erstes erreicht und schauten mich gespielt besorgt an. Nur noch das armer, armer Schwarzer Kater fehlte.
„Tja Rich, alter Sack…sieht wohl so aus, als hätte keiner von uns Beiden die Wette gewonnen, was?“ fragte Joe.
„Juckt mich nich, ich teil’ gerne mit dir.“ antwortete Rich gierig. Und auch die restliche Meute versammelte sich hinter den Beiden und begann, wie auf Kommando im Chor zu rufen.
„HOSE RUNTER, HOSE RUNTER, HOSE RUNTER“
Ziemlich Musikalischer Knast ging mir durch den Kopf. Vielleicht würde mir Galgenhumor Bevorstehende erleichtern.
„Los, kleiner“ sagte Rich und reibte sich seine behaarten Hände, wie jemand, der das erste mal nach langer Zeit wieder einen Döner vor die Linse bekam „…erzähl uns doch die Geschichte ruhig weiter, während du dich umdrehst und uns dein schönes Popöchen zeigst?!“
„Kröpcke“.
Eine monotone Frauenstimme erklang in den Lautsprechern der Straßenbahn und riss mich aus meinen Gedanken. Hier, am Kröpcke, würde meine Reise also Enden. Ich hörte auf, aus dem Fenster zu gucken und beobachtete, wie die ersten Fahrgäste aufstanden.
Als die Bahn gänzlich stoppte, fragte ich mich, ob die Frau hinter der monotonen Stimme vielleicht auch eine Beamtin war.
Und vor allem, ob sie auch ständig die selben Brötchen aß.
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