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Ziehendes Gift

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Einige Kräutertees stehen im Verdacht, Krebs zu erregen

Fenchel, Kamille, Pfefferminze, Brennnessel, Melisse - wer aus Kräutern einen Tee zubereitet, war bislang der Meinung, sich etwas Gutes zu tun. Doch womöglich stimmt das gar nicht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sprach am Montag überraschend eine Warnung aus: Wissenschaftler hätten in Kräuter- und anderen Tees 'unerwartet hohe Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden', kurz PA, gemessen. Dabei handelt es sich um Stoffe, die bestimmte Pflanzen von sich aus bilden, um Fraßfeinde abzuwehren. Bislang gibt es keine allgemeinen Grenzwerte für PA. Sie hätten sich jedoch in Tierversuchen als krebserregend erwiesen, warnen die Wissenschaftler. Die gemessenen Gehalte seien daher in jedem Fall 'zu hoch'.



Böse Minze? Wissenschaftler haben jetzt schädliche Stoffe in Kräutertees entdeckt.

Nun ist das BfR, das dem Verbraucherschutzministerium unterstellt ist, nicht gerade für Alarmismus bekannt. Selbst im Dioxinskandal hatte die Behörde beschwichtigt, es bestehe keine akute Gefahr. Mittlerweile meint man beim BfR sogar: Verbraucher hätten damals ein Jahr lang täglich unbesorgt zwei mit Dioxin belastete Eier essen können, ohne dass sich ihr Grundpegel an Dioxin signifikant erhöht hätte. Und auch die Sorge vieler Menschen vor Pestiziden halten die Wissenschaftler regelmäßig für völlig übertrieben. Wenn dieses Institut also tatsächlich mal eine Warnung ausspricht, muss man das ernst nehmen.

221 Teeproben hatten die Experten untersucht. Dazu gehörten Tees aus dem Supermarkt genauso wie Ökotees und Kräutermischungen aus der Apotheke. Fast überall entdeckten sie PA. Der Gehalt schwankte allerdings stark, selbst innerhalb eines Produkts gab es Beutel mit sehr hohem Gehalt und Beutel mit niedrigem. Vereinzelt testeten die Forscher auch schwarze, grüne und Früchtetees. Es seien aber zu wenige Proben gewesen, um das Ergebnis wissenschaftlich abschließend zu verwerten, sagt Alfonso Lampen, Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit beim BfR. Generell betont er, dass es sich nicht um eine repräsentative Untersuchung handele, sondern um ein Forschungsprojekt, bei dem Stichproben willkürlich ausgewählt worden seien. Deshalb will er auch nicht verraten, welche Marken besonders betroffen waren.

Eine dringende Empfehlung sprechen die Wissenschaftler dennoch aus: Eltern sollten Kindern nicht ausschließlich Kräutertees oder andere Tees anbieten. Auch Schwangere und Stillende sollten vorerst Tee nur abwechselnd mit anderen Getränken konsumieren. Für alle anderen gelte: 'Wer ab und zu mal einen Kräutertee trinkt, muss sich keine Sorgen machen', sagt Lampen. Wer aber über einen längeren Zeitraum bis zu zehn Teebeutel am Tag verbrauche, solle seine Produkte regelmäßig wechseln. 'Dadurch reduziert er das Risiko, sich immer wieder der gleichen hohen Belastung auszusetzen.'

Woher die PA kommen, ist noch unklar. 'Fenchel, Kamille und die anderen Kräuter sind eigentlich unverdächtig', sagt Lampen. 'Wir vermuten, dass bei der Ernte Unkräuter wie Geiskraut, Kreuzkraut oder Natternkopf dazwischen geraten sind, die bekanntermaßen PA bilden.' Produzenten sollten daher dringend ihre Erntemethoden überprüfen. 'Ganz verhindern werden wir PA damit aber vielleicht nicht', sagt Lampen. 'Tee ist nun mal ein Naturprodukt.'

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