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Fabi legt sich mit dem Babo an

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Spontan denkt man an Zwieback. Oder an Kinderschokolade. Der junge Mann auf dem Bild wirkt halt sehr bubenhaft und lächelt freundlich wie jene Kinder aus der Werbung. Und es ist ja auch eine. Für sich selber. Der junge Mann möchte am 16. März in den Stadtrat von Roth gewählt werden. Für die CSU.

Weil es bei der Kommunalwahl immer eine Menge Kandidaten gibt, muss man sich was einfallen lassen. Selbst auf dem guten Listenplatz fünf. Einen guten Spruch zum Beispiel. Fabian Giersdorf, 23, war auf seinen ganz schön stolz, „hocherfreut“ noch am Samstag, als er sein erstes Plakat im mittelfränkischen Roth aufgehängt hat. Da lächelt also dieses Kinderschokoladen-Gesicht aus weißem Hemd und dunklem Anzug und drunter steht: „Chabos wissen, wer der Babo ist!“

Das bedarf nun einer kurzen Erklärung, schließlich ist Roth nicht Berlin und selbst auf der Straße ist das Fränkische dort noch stärker verbreitet als der Slang einschlägiger Großstadt-Viertel. Der Satz stammt aus einem sehr erfolgreichen Song des Rappers „Haftbefehl“ aus Offenbach bei Frankfurt und lässt sich in etwa so übersetzen: Jungs wissen, wer der Boss ist. Ob nun Giersdorf selbst der Chef sein will oder ob er lediglich weiß, wer das Sagen hat in Roth oder anderswo, bleibt offen.



Haftbefehl glaubt zu wissen, wer der Babo ist. Der junge CSU-Politiker Fabian Giersdorf lieh sich eine Liedzeile des Frankfurter Rappers.

Das Wort „Babo“, das aus der Sprache der Zaza stammt, einer Volksgruppe in der Türkei, der auch Vorfahren jenes Rappers angehörten, hat sich in der deutschen Jugendsprache inzwischen etabliert. So sehr, dass es im vergangenen November sogar zum Jugendwort des Jahres gewählt wurde. Aber weil Fabian Giersdorf halt eher nach Knabenchor als nach Gangsta-Rapper aussieht, ergoss sich im Internet schon kurz nach der Veröffentlichung des Plakates die Häme der Netzgemeinde über den Jungpolitiker. Schonungslos. Da gehören Verweise darauf, dass man sich als Wähler nicht als Chabo bezeichnen lassen wolle, zu den harmlosen Bemerkungen.

Der Jura-Student fühlte sich denn auch bemüßigt, den Grund für seine Spruch-Auswahl auf seiner Homepage im Internet-Netzwerk Facebook zu erläutern. „Der Sinn des Spruchs war es, augenzwinkernd junge Wähler auf Kommunalpolitik aufmerksam zu machen – das habe ich wohl geschafft“, schreibt er. Nun ja. Er wird seinen Wahlslogan dennoch überdenken, zumal der Rapper Haftbefehl, der wegen seiner Texte durchaus umstritten ist und dem Gewaltverherrlichung, Sexismus und auch Antisemitismus vorgeworfen werden, wiederum dem Jungpolitiker mit Anwalt und Konsequenzen drohte, da ihn dieser nicht um die Freigabe der Liedzeile gebeten habe.

Die hat sich Giersdorf offenbar ungefragt ausgeliehen, der Nähe zu potenziellen Jungwählern wegen, vom Rest des mit Wörtern aus den verschiedensten Sprachen zusammengereimten Songs distanziert er sich ausdrücklich. Kommen da doch ganz und gar nicht jugendfreie Begründungen dafür vor, warum der Rapper sich für den Babo hält. Giersdorf dagegen formuliert andere Prioritäten. Er will sich im Stadtrat vor allem für Bürgerbeteiligung und soziale Finanzen einsetzen. Der junge Vater ist Pfarrgemeinderat und im Förderverein für die städtische Kindertagesstätte. Nun ist es ja noch eine Weile bis zur Wahl und Giersdorf kann sich ja immer noch seinen Parteichef zum Vorbild nehmen. Der hat die CSU bei der Landtagswahl immerhin zur absoluten Mehrheit geführt, trotz oder vielleicht sogar wegen derart inhaltsleerer Wahlsprüche wie: „Bayern. Das Land.“ Dazu Bilder von schöner Landschaft und lächelnden Menschen. Ließe sich für Giersdorf ganz einfach anpassen: „Roth. Die Stadt.“

Wenigstens Dorothee Bär, die neue Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium und in der CSU Zuständige für alles, was mit Internet und jungen Leuten zu tun hat, gefällt Giersdorfs Aktion. Per Twitter lobte sie den Nachwuchspolitiker. Aber der hat trotz seiner unerwarteten Berühmtheit offenbar doch gemerkt, dass seine Plakat-Aktion nicht richtig gelungen ist. „Vielleicht bin ich schon bald das neue Gesicht auf der Kinderschokolade“, schreibt er auf Facebook. „Euer Fabi.“

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